Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
heute haben wir einen Hahn im Korb. Ein einziger Artikel in der aktuellen Lieferung handelt von einem Mann. Das zeigt, dass Frauen im Frankfurter Personenlexikon inzwischen mächtig aufgeholt haben und weiter aufholen. Zwar werden Männer insgesamt im FP wohl noch lange in der Überzahl bleiben, weil sich die männerdominierte Geschichte der vergangenen Jahrhunderte nicht umschreiben lässt. Aber Frauen rücken immer mehr in den historischen Blickpunkt. Beim diesmaligen Artikel des Monats lassen dennoch die Damen dem einzigen Herrn aufgrund seines hohen Alters den Vortritt.
Artikel des Monats November 2025:
Meister des Rechnens auf Linien und mit Ziffern
Er war einer der bekanntesten Rechenmeister seiner Zeit: Simon Jacob. Nach seiner Ausbildung in Nürnberg und Leipzig zog der gebürtige Coburger spätestens 1552 nach Frankfurt. Im selben Jahr vollendete er das (heute in der Frankfurter Universitätsbibliothek überlieferte) Manuskript seines großen Rechenbuchs. Doch das Werk kam zunächst nicht zum Druck. Daher verfasste Jacob ein kleines Rechenbuch, das er 1557 in Frankfurt herausbrachte und Bürgermeistern und Rat der Stadt widmete. Dieses „Rechenbuch auff den Linien vnd mit Ziffern“ war in „einfeltigster“ Sprache geschrieben, behandelte den gesamten Stoff in Frage und Antwort und eignete sich auch für Anfänger. Das kleine Rechenbuch war sehr erfolgreich, erschien bis 1613 in zwölf weiteren Ausgaben und wurde bald sogar plagiiert. Den Druck seines früheren und allumfassenden großen Rechenbuchs erlebte der Autor nicht mehr. Simon Jacob starb am Johannistag 1564. Im folgenden Jahr gab sein Bruder, der Frankfurter Ratsschreiber Pangratz Jacob, das große Rechenbuch heraus.
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Der Artikel über Simon Jacob erscheint als dritte Folge in der Serie über die Frankfurter Rechenmeister der frühen Neuzeit im Frankfurter Personenlexikon.
Außerdem setzen wir die Reihe bedeutender „Senckenbergerinnen“, die in Kooperation mit der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und deren Projekt „Secret Service: Frauen. Forschung. Senckenberg.“ entsteht, in dieser Lieferung fort – und zwar gleich mit zwei Artikeln: über die Blumenmalerin und Botanikerin Elisabeth Schultz und über die Malakologin Maria Schilder. Das Werk beider Frauen wird heute vom Forschungsinstitut Senckenberg bewahrt.
An den Beitrag über Elisabeth Schultz, die sich ihre Ausbildung zur Malerin ab den 1820er Jahren hart erkämpfen musste, knüpft thematisch und chronologisch der Artikel über Caroline Schierholz an, die ab 1849 als erste Schülerin am Städelschen Kunstinstitut studieren konnte. Die Biographie dieser Künstlerin wurde eigens für das FP, größtenteils anhand neu erschlossener Quellen, rekonstruiert. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war Caroline Schierholz eine bekannte Porträtistin der Frankfurter Stadtgesellschaft. Ein Bild, das sie selbst zeigt, hat sich bisher jedoch leider nicht finden lassen.
Die Novemberlieferung wird baldmöglichst noch um einen weiteren Artikel ergänzt.
Ein Jubiläum, das es jetzt um diese Zeit zu bedenken gilt, ist für Frankfurt nicht gerade rühmlich. Vor 250 Jahren floh Johann Wolfgang Goethe aus seiner Geburtsstadt Frankfurt nach Weimar, wo er am 7. November 1775 ankam. Er wäre in Frankfurt „erstickt“, schrieb er 1781 seiner Mutter, wenn er geblieben wäre.
Die Frankfurter und die Frankfurterinnen aber nehmen es dem Dichterfürsten bis heute übel, dass er gegangen ist. Wahrscheinlich denken sie pragmatisch wie immer und meinen, dass man selbst in einem traurigen Nebelmonat wie diesem zu Neuem aufbrechen könne, ohne gleich die Stadt zu verlassen.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Frankfurt weiterhin treu blieben – ob nun aus der Nähe oder aus der Ferne. Das Frankfurter Personenlexikon lässt sich glücklicherweise an jedem Ort in der Welt lesen.
Mit herzlichen Novembergrüßen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Dezember 2025.