Aus einer alten Schweizer Konditorenfamilie. 1834 kam Friedrich Rudolf B. (eigentl.: Bütschly; 1806-1863), der Sohn eines Züricher Zuckerbäckers, nach Ffm., wo er auf Heirat mit einer Ffterin 1843 Bürger wurde und eine Konditorei im Kleinen Hirschgraben 6 (später 8) gründete. Er nahm August B. sen. (eigentl.: Bütschly; 1838-1890), den unehelichen Sohn seiner Schwester, an Kindesstatt an und bildete ihn zum Konditor aus. August B. und seine Frau Luise, geb. Wissenbach (1841-1903), kauften 1864 die vor allem beim jüdischen Bürgertum beliebte Eiskonditorei Roeder („Eis-Roeder“) am Goetheplatz 14. In diesem Haus kam August B. jun. als ältester Sohn (von insgesamt vier Kindern) des Ehepaars zur Welt.
Von 1870 bis 1880 Schüler der Musterschule. Dann kaufmännische Lehre bei der Fell-, Pelz-, Woll- und Haarhandlung „Leopold Lindheimer“. 1883 Beginn des einjährigen Militärdiensts beim Ffter Infanterie-Regiment 81, abgebrochen wegen eines schon in der Kindheit aufgetretenen Leidens an schwerem Gelenkrheumatismus. Von 1885 bis 1890 Anstellung als Buchhalter bei der Seidenhandlung Gebr. Passavant in Basel. Nach dem Tod des Vaters 1890 Mitarbeit im von der Mutter fortgeführten Geschäft in Ffm. (bis 1893). Kaufmännische Tätigkeit für „Zacherl-Insektenpulver“ in Paris. Seit 1895 erneute Beschäftigung, zuletzt als Prokurist, bei der Firma Gebr. Passavant in Basel. Dort wohnte B., der 1914 das Schweizer Bürgerrecht seines Vaters erneuerte, bis zu seinem Tod.
Verfasser von Erinnerungen, die er wohl unter dem Eindruck eines letzten Besuchs in seiner Heimatstadt 1917 begann und in Basel 1918 vollendete; darin schildert B. humorvoll seine Kindheit und Jugend in Ffm. („Goetheplatz-Erinnerungen“, hg. v.
Wolfgang Klötzer, 1970, erw. Ausgabe 1973). Die erweiterte Ausgabe enthält außerdem die Erzählung „Der Kranz“, geschrieben im März 1922, erstmals erschienen 1931 posthum, eine Erinnerung von B. an den Widerstreit um einen Kranz für das
Goethedenkmal, der zwischen B.s Vater und
Otto Volger, dem Gründer des Freien Deutschen Hochstifts, entbrannte.
Die Firma „August Bütschly, Roeder’s Nachf., Specialitäten in Gefrorenem und Eishandel“, die Luise B. nach dem Tod ihres Mannes fortgeführt und 1895 um ein „Damencafé“ erweitert hatte, übernahm später der Sohn
Wilhelm Karl B. (1869-1937), B.s jüngster Bruder; nach dem Abbruch des Hauses am Goetheplatz (1905) wurde das Geschäft im bereits 1906 eingeweihten Neubau wohl zunächst fortgesetzt, jedoch schon 1907 endgültig aufgegeben.
B.s Schwester
Anna Maria Clara B., verh. Mahr (1866-1937), war die Mutter des Bildhauers
Georg Mahr, der Bruder Johann Adam
Otto B. (1867-1943) der Schwiegervater des Malers Karl Appel.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 121,
).