Sohn von Johann Balthasar C. (1747-1812), der zum Zeitpunkt der Geburt des Sohnes Vorsängeradjunkt an der Barfüßerkirche, dann Kantor an der Katharinenkirche war und später als Hauslehrer arbeitete, und dessen aus St. Goar stammender Ehefrau Anna Margaretha, geb. Adam (?-1816). Verheiratet (seit 1805) mit der Gastwirtstochter Elisabethe Euphrosine Salome C., geb. Matthes (seit 1820 in zweiter Ehe verh. Ochs, 1780-1849). Die Ehe blieb kinderlos und wurde vor 1820 geschieden.
Besuch des städtischen Gymnasiums. Zusammen mit anderen armen Schülern sang C. geistliche Lieder bei Begräbnissen und anderen Gelegenheiten, um sich das Geld für sein Studium zu verdienen; wegen seiner schönen Stimme und seiner Ordnungsliebe stieg er in dieser Sängergruppe zum Chorpräfekten auf. Dank seiner Ersparnisse und kleiner Stipendien konnte C. im April 1798 sein Studium, zunächst der Rechtswissenschaft, in Marburg beginnen. Bald wechselte er zur Medizin und studierte insbesondere „Entbindungskunst“ bei den Professoren Johann Wilhelm Christian Brühl (1757-1806), der C. – auch praktischen – Privatunterricht gab, und Georg Wilhelm Stein (1737-1803), der durch seine wissenschaftlichen Arbeiten als Geburtshelfer über Hessen hinaus berühmt war; nach eigenen Angaben war C. noch während seiner Marburger Zeit über zwei Jahre lang in einer Entbindungsanstalt tätig. Nach der Promotion zum „Doktor der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe“ mit einer Arbeit über die Eileiterschwangerschaft („De conceptione tubaria, cum annexa observatione“) in Marburg 1802 kehrte C. nach Ffm. zurück, wo er im September desselben Jahres als praktischer Arzt zugelassen wurde und sich rasch eine bedeutende Praxis aufbaute. Er war ein ausgezeichneter und gesuchter Geburtshelfer, der über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und von auswärtigen Kollegen um Rat gefragt wurde. Er soll fast 10.000 Geburten geleitet und deren Verlauf niedergeschrieben haben. Zur Ausbildung von Hebammen hielt er Vorträge und gab er praktische Kurse. Bereits seit 1825 an einem Rückenmarksleiden mit fortschreitender Lähmung erkrankt, war er schließlich auf den Rollstuhl angewiesen und konnte sein Haus nicht mehr verlassen. Bis zuletzt empfing er jedoch Patienten und andere Ärzte, um sie zu beraten.
Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Korrespondierendes Mitglied der Königlich Bayerischen Medizinischen Fakultät in Würzburg.
Da er keine direkten Nachkommen hatte, trug sich C. bereits um 1822 mit dem Gedanken, sein Vermögen testamentarisch für wohltätige Zwecke zu stiften, wobei er ursprünglich die Dr. Senckenbergische Stiftung zum Erben einsetzen und zur Einrichtung eines Wöchnerinnenheims verpflichten wollte. In seinem Testament vom 30.3.1835 dann vermachte C. der Stadt Ffm. seinen Immobilienbesitz (darunter sein Haus an der Hanauer Landstraße vor dem Allerheiligentor) und sein Vermögen im Gesamtwert von rund 150.000 Gulden mit der Auflage, ein Hospital für arme und kranke Kinder zwischen vier und zwölf Jahren und, soweit möglich, eine dazugehörige Entbindungsanstalt für arme Bürgerfrauen zu errichten; bei der Aufnahme in beide Einrichtungen sollte die Religionszugehörigkeit keine Rolle spielen. Auch bestimmte C. testamentarisch die ersten Mitglieder der Stiftungsadministration. Als deren Leiter und ersten Hospitalarzt setzte er seinen befreundeten Kollegen
Salomon Friedrich Stiebel ein, der ihn auch ärztlich betreute.
Mit der Grundsteinlegung am 14.8.1843 begann der Bau des Kinderhospitals auf den vom Stifter hinterlassenen sowie durch Schenkung und Ankauf vergrößerten Grundstücken zwischen Pfingstweide und Hanauer Landstraße im heutigen Ostend. Am 14.1.1845 wurde das „Dr. C.’sche Kinderhospital“ dort, in der neu angelegten und nach C. benannten Theobaldstraße (seit 1934: Theobald-C.-Straße), eröffnet. Nach dem Willen des Stifters sollte die Anstalt eigentlich „von Dr. C. gestiftetes Kinderhospital und Entbindungshaus“ heißen; letztlich bürgerte sich bald die vereinfachte Bezeichnung „Dr. Christ’sches Kinderhospital und Entbindungshaus“ ein. Durch Zustiftungen von Henriette
Charlotte Freifrau von Mühlen, geb. von Lersner (1770-1853), und
Jacques Reiß konnte ab 1853/58 die bereits von C. gewünschte zugehörige Entbindungsanstalt eingerichtet und ausgebaut werden. Dank einer Schenkung von Evelyn von Neufville, geb. Mylius (1856-1936), unterhielt das Kinderhospital seit 1899 zudem eine „Zweiganstalt“ in der Forsthausstraße (seit 1919: Hans-Thoma-Straße) 18-20 in Sachsenhausen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich die Dr. C.’sche Stiftung und die Rothschild’sche Stiftung, die das von
Louise von Rothschild gegründete und 1875 eröffnete Clementine-Kinderhospital betrieb, zusammen. Zunächst pachtete die Stiftung für das Clementine-Kinderhospital von der Dr. C.’schen Stiftung deren Grundstück im Ostend, wo sie als Ersatz für ihr kriegszerstörtes Gebäude 1954 eine neue Klinik unter Ausbau des früheren, ebenfalls stark kriegsbeschädigten Dr. C.’schen Entbindungshauses errichtete. Schließlich vereinigten sich die beiden Stiftungen zum 1.1.1975 zur „Clementine Kinderhospital – Dr. C.’schen Stiftung“, die seitdem die Trägerschaft des Krankenhauses innehatte. Zum 1.1.2009 fusionierten das Clementine Kinderhospital und das Bürgerhospital unter einem gemeinsam gegründeten neuen Träger (zunächst Verein Ffter Stiftungskrankenhäuser e. V., seit 2014 Bürgerhospital und Clementine Kinderhospital gGmbH). Die „Clementine Kinderhospital – Dr. C.’sche Stiftung“ ist, zusammen mit der Dr. Senckenbergischen Stiftung, Gesellschafter des Trägers und besteht zum Zweck der Förderung des Clementine Kinderhospitals und der Pädiatrie fort.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 129f.,
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