Schwester der Schauspielerin und Schriftstellerin Regine Friedländer, geb. Delia (1840-1894), die seit 1861 mit dem Publizisten Max Friedländer (1829-1872), dem Mitbegründer der Neuen Freien Presse in Wien, verheiratet war. Verheiratet (seit 1871) mit dem Schauspieler, Regisseur und späteren Theaterintendanten
Emil Claar. Sohn: Maximilian, gen. Max, C. (1873-1938), Literaturhistoriker und Publizist.
Schauspielausbildung bei Josef Lewinsky (1835-1907) in Wien. 1860 oder, nach anderen Angaben, 1864 Debüt in Pest. Folgende Engagements, zunächst im Rollenfach als „jugendliche Salondame und Lustspielliebhaberin“ (
Heinrich Laube): möglicherweise Berlin (1863?), Hamburg (Thalia-Theater, 1864-66), Berlin (Königliches Schauspielhaus, 1866), Schwerin (1866-68), Wien (Gastspiel am Theater an der Wien, 1868) und Leipzig (Stadttheater unter
Heinrich Laube, etwa 1869-71). Um 1869 Verlobung mit dem ebenfalls in Leipzig angestellten Schauspieler und Regisseur
Emil Claar, dem sie bei dessen Wechsel nach Weimar 1870 jedoch nicht in ein dortiges festes Engagement folgte, auch wenn sie gelegentlich am Hoftheater gastierte. Stattdessen unternahm die mittlerweile recht prominente Schauspielerin „eine auswärtige Gastreise“. Am 19.11.1871 Heirat mit
Emil Claar. Im Herbst 1872 wechselte das Ehepaar an das Deutsche Landestheater in Prag, wo C.-D. „für dominierende Salondamen und für Heroinen“ (
Emil Claar) verpflichtet war. 1876 ging sie mit ihrem Mann an das Residenztheater in Berlin, das
Claar als Direktor gepachtet hatte. Dort stieg C.-D. mit großen Rollen im klassischen Schauspiel wie im modernen Sittendrama endgültig zu einer „Tragödin ersten Ranges“ auf. Wichtigste Rollen: Hermione, Maria Stuart, Orsina, Judith, Messalina, Deborah, Phädra. Wohl auf wesentlichen Wunsch von C.-D., die ihren Mann gern „in einer rein künstlerischen Stellung, einem idealen Wirkungskreise (...), ganz losgelöst von materieller Sorge um die Existenz“, sehen wollte (Claar: Fünfzig Jahre Theater 1926, S. 116), nahm
Claar 1879 die Intendantenstelle am Stadttheater in Ffm. an. C.-D. zog mit ihrem Mann in die Mainstadt und gab seitdem nur noch Gastspiele, u. a. auf Tourneen durch Deutschland, Russland und Amerika; bei einer Tournee durch Nordamerika 1882 soll die gefeierte Schauspielerin eine der höchsten Gagen der damaligen Zeit erhalten haben. Auf Einladung von König Ludwig II. von Bayern wirkte sie in zwei von dessen „Separatvorstellungen“ mit, u. a. in der Titelrolle der Erstaufführung von Sardous „Théodora“ in München (1885), wofür sie sich eigens eine Vorstellung der Uraufführungsserie mit Sarah Bernhardt (1844-1923) in Paris ansah und dort Tipps bei dem Autor holte. In Ffm. konzentrierte sich C.-D. auf ihre repräsentativen Pflichten als Ehefrau des Intendanten. Dementsprechend trat sie auf der Ffter Bühne selten auf, höchstens bei besonderen Anlässen, etwa in einer Festvorstellung für
Wilhelm I. im Opernhaus im Herbst 1883, wofür sich der Kaiser ausdrücklich den Einakter „Die Schauspielerin“ mit C.-D. in der Hauptrolle gewünscht hatte. 1891 nahm C.-D. ihren Abschied von der Bühne und wirkte danach nur noch gelegentlich in Benefizveranstaltungen mit.
C.-D. engagierte sich intensiv für den Tierschutz und begründete ein Tierasyl in Ffm.
Grabstätte von Hermine C.-D. und ihrem Ehemann
Emil C. auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann I 183). Das eindrucksvolle Grabmal wurde ursprünglich für C.-D. allein geschaffen, trägt deren bronzene Porträtbüste (von
Friedrich Hausmann, 1909) und spielt in seinen schmückenden Elementen auf den Schauspielberuf und die Tierliebe der Verstorbenen an.
Nachlass in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 131,
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