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Laube, Heinrich

Heinrich Laube

Heinrich Laube
Stich von Adolf Neumann (aus „Die Gartenlaube“ 1868, H. 33, S. 517).

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Laube, Heinrich Rudolf Constanz (auch: Konstantin). Psd.: Alethophilos, Gustav von Plittersburg, A. H. Mühlbaum, Harry Green. Dr. phil. Journalist und Schriftsteller. Politiker. Theaterdirektor. * 18.9.1806 Sprottau/Schlesien, † 1.8.1884 Wien.
L., früh bekanntgeworden als Theater- und Literaturkritiker, begann unter dem Eindruck der Julirevolution und des polnischen Aufstands 1830, sich zunehmend politischen und historischen Themen zu widmen. Als Redakteur der „Zeitschrift für die elegante Welt“ in Leipzig (seit 1832) ebenso wie als Verfasser politischer Werke („Das Neue Jahrhundert“, 2 Bde., 1833; „Das Junge Europa“, 5 Bde., 1833-37) festigte er seinen Ruf als oppositioneller Kritiker. Im Sommer 1834 wurde er als Vertreter des „Jungen Deutschlands“ und ehemals aktiver Burschenschafter verhaftet und angeklagt. Aus der Untersuchungshaft wurde er im April 1835 entlassen, nachdem er seinen bisherigen Anschauungen abgeschworen hatte. Trotz des schwebenden Verfahrens, das erst in der ersten Jahreshälfte 1837 mit dem Urteil des Berliner Kammergerichts (5.12.1836, zugestellt am 25.1.1837) und der folgenden Begnadigung zu 18 Monaten „Festungshaft“ auf Gut Muskau (27.5.1837) endete, setzte L. seine publizistische Tätigkeit fort. Seine Schriften, teilweise unter (wechselndem) Pseudonym veröffentlicht, blieben einer strengen Zensur unterworfen. 1836 heiratete L. Iduna Hänel, geb. Buddeus (1808-1880), die Witwe eines Leipziger Medizinprofessors. Von der Hochzeitsreise berichtete L. im Auftrag der preußischen Regierung über die Folgen des Putschversuchs von Louis Bonaparte und dessen Anhängern in Straßburg.
Auf dem Weg nach Straßburg, im November 1836, hatte L. zunächst seinen Freund Karl Gutzkow in Ffm. besucht. Eine Beschreibung der Stadt nahm L. in seine „Neuen Reisenovellen“ (1837) auf. Darin charakterisiert er Ffm., dessen landschaftliche Reize er durchaus hervorhebt, ironisch als „Universität der Kellner“ und als „Hauptstadt der Nörgelei“. Er fühlt sich von der Enge der Altstadt erdrückt und meint, in den mittelalterlichen Verhältnissen, dem patrizischen bzw. städtischen Patriotismus und der damit verbundenen Cliquenherrschaft die Ursachen dafür zu erkennen, dass Ffm., gleichsam als Paradebeispiel für den von ihm – L. – kritisierten Partikularismus in Deutschland, politisch nie über den Status einer Provinzstadt hinausgekommen sei. Kritisch äußert sich L. auch über die erzwungene Ghettoisierung der Juden, würdigt dagegen Ludwig Börne und fordert die Bürger in Ffm. dazu auf, über ihre Geschäfts- und Börseninteressen hinaus nach einem „höher Gewonnenen [zu] fragen“.
Im Frühjahr 1848 war L. wiederum im Ffm. und berichtete dort für die Augsburger Zeitung über das Vorparlament. Nachdem es ihm nicht gelungen war, in seiner Heimat als Abgeordneter für die Deutsche Nationalversammlung gewählt zu werden, konnte er das Mandat im österreichischen Elbogen/Böhmen erringen. Er schloss sich in Ffm. dem linken Zentrum (Württemberger Hof) an und gehörte den Ausschüssen für die Anträge betreffend der provisorischen Zentralgewalt (8.9.1848) und für den Entwurf einer Proklamation an die Nationalversammlung (20.9.1848) an. L., der im Paulskirchenparlament nie das Wort ergriff, nahm eine stärker konservative Haltung als früher ein; er befürwortete die konstitutionelle Monarchie, trat für eine Verbindung mit Österreich ein und unterstützte Heinrich von Gagern, mit dem er auch im politischen Salon der Clotilde Koch-Gontard verkehrte. Als im Dezember 1848, nach Schmerlings Rücktritt, das neue Reichsministerium unter Leitung Gagerns gebildet worden war, wechselte L. mit über 40 Mitgliedern des Württemberger Hofs unter Führung Robert (von) Mohls in die Fraktion des Augsburger Hofs, die sich der Unterstützung des neuen Ministeriums verpflichtete. Am 27.3.1849, einen Tag vor der Kaiserwahl, legte L. sein (österreichisches) Mandat nieder, denn er könne nicht „im Namen eines Wahlkreises votiren, für welchen […] unsere Verfassung nicht votirt wird“ (Deutsche Zeitung, 28.3.1849, S. 691). Im Juni 1849 beteiligte er sich noch an der Gothaer Versammlung. Ende desselben Jahres wurde L. zum artistischen Direktor des Wiener Burgtheaters berufen, leitete dann von 1867 bis 1870 das Leipziger Stadttheater und schließlich von 1872 bis 1880 das Wiener Stadttheater. Daneben veröffentlichte er zahlreiche eigene schriftstellerische und dramaturgische Arbeiten und war als Herausgeber (u. a. der Werke von Grillparzer, Heine, Lessing) tätig.
L. war Ehrenmitglied und Meister des Freien Deutschen Hochstifts.
Im Herbst 1848 hatte L. damit begonnen, seine Eindrücke und Beobachtungen in der Nationalversammlung in Ffm. niederzuschreiben. Auf dieser Grundlage veröffentlichte er 1849 das dreibändige Werk „Das erste deutsche Parlament“, das, getreu dem politischen Standpunkt L.s, der Verteidigung der Politik Gagerns und des Zentrums in der Nationalversammlung dient. Vor allem an der Linken übt L. darin scharfe Kritik, die er – in der Beschreibung einzelner Abgeordneter – mit beißendem Spott versieht. Nach L. habe die Linke durch ihre radikalen Forderungen, etwa in der ausufernden Grundrechtsdebatte, Zeit verschwendet, dadurch dem Parlament die Lösung der notwendigen nationalen Fragen erschwert und somit indirekt den reaktionären Kreisen geholfen. Auch beim Ffter Septemberaufstand 1848 sieht L. die Linke in der Verantwortung. Ein Teil der Bevölkerung in Ffm. sei zwar gegen den Aufstand gewesen, wobei L. das Wirken des „Bürgervereins“ positiv hervorhebt, doch habe die insgesamt passive Haltung den „Handstreich der Demokraten“ begünstigt. L. schildert die „Brutalität der Menge“, würdigt das Vorgehen des Militärs und verurteilt die Ermordung von Auerswald und Lichnowsky, die er als gemäßigte Politiker charakterisiert und zu Märtyrern der Nationalversammlung stilisiert. Kritisch beurteilt L. dagegen Robert Blum, der durch sein Agieren in Wien die dortige Monarchie habe zerstören wollen und damit sein Schicksal selbst heraufbeschworen habe. L. wirft der Linken vor, sie habe im Herbst 1848 die deutsche Einheit verraten, indem sie in Preußen und Österreich Konflikte entfacht habe, um die Arbeit der Nationalversammlung zu untergraben. In seinem Werk plädiert L. für eine „organische Entwicklung“ des Staatslebens und bezeichnet den Monarchismus als „tiefes, weises Gesetz der Menschenregierung“. Besondere Würdigung erfährt Heinrich von Gagern als zentrale Persönlichkeit, dessen ursprünglicher Plan des „engeren und weiteren Bundes“ von L. als einzig realistische Option angesehen wird.
Nach dem Erscheinen des Werks wurde der Autor besonders aus den Kreisen der Linken angegriffen. Für Franz Raveaux war L. „der getreue Schildknappe des Edlen v. Gagern“. Adolph Wiesner veröffentlichte eine Gegenschrift, in der er u. a. Robert Blum gegen L.s Vorwürfe verteidigt und L.s Teilnahme an der Gothaer Versammlung als Verrat an dessen österreichischen Wählern bezeichnet. Auch Carl Vogt – oft Zielscheibe von L.s Kritik – äußerte sich in seinen Briefen negativ über den Verfasser. So sei L. ein „geborenes Notizbuch, das beständig aufgeschlagen unter andern Menschen umherwandelt […], um nachher den literarischen Speichel auf seinen Weg zu spritzen“ (Vogt: Erinnerungen u. Briefe 2005, S. 38).
Weitere Werke (in Auswahl): „Moderne Charakteristiken“ (2 Bde., 1835); „Struensee“ (Schauspiel, 1847); „Die Karlsschüler“ (Schauspiel, 1847); „Der deutsche Krieg“ (9 Bde., 1863-66); „Schriften über Theater“ (hg. v. Eva Stahl-Wisten, 1959).
Verfasser von „Erinnerungen“ (2 Bde., 1875/82).
L.straße in Sachsenhausen.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sebastian Martius.

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Literatur:
                        
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Quellen: Deutsche Zeitung. Ffm. 1847-50.Dt. Zeitung, Nr. 87, 28.3.1849, S. 691. | ISG, Bestand Chroniken mit chronikalischen Schriften aller Art (Zeugenschrifttum wie Annalen, Tagebücher, Erlebnisberichte, Memoiren, Denkschriften), 1034-heute; erschlossen über Archivdatenbank.Auszüge aus den Tagebüchern von Josephine Buhl, geb. Jordan, 1834-69: ISG, Chroniken, S5/379. | ISG, Bestand Chroniken mit chronikalischen Schriften aller Art (Zeugenschrifttum wie Annalen, Tagebücher, Erlebnisberichte, Memoiren, Denkschriften), 1034-heute; erschlossen über Archivdatenbank.Eintrag im Stammbuch von Clotilde Koch-Gontard, 1848-50: ISG, Chroniken, S5/380. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/980.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_LaubeWikipedia, 6.12.2016.

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Empfohlene Zitierweise: Martius, Sebastian: Laube, Heinrich. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3997

Stand des Artikels: 9.12.2016
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2016.