Andreae (auch: A.-Passavant), Johann Valentin, gen. Jean. Geheimer Kommerzienrat. Königlich Rumänischer Generalkonsul. Bankier. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 17.10.1841 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 10.2.1915 Ffm.
Sohn des Kaufmanns
Johann Heinrich Abraham, gen. Jean, A. (1816-1889) und dessen Ehefrau
Louise Philippine Christine, geb. Winckler (1819-1901). Urenkel von
Johann Jacob (von) Willemer. Verheiratet (seit 1869) mit
Maria Helene A., geb. Passavant (1847-1920), Tochter von Philipp
Hermann Passavant (1819-1889), dem Seniorchef der Seidenhandlung „Gebr. Passavant“ am Roßmarkt in Ffm. Zwei Söhne und zwei Töchter.
Kaufmännische Tätigkeit zunächst im väterlichen Geschäft, der Farbwarenhandlung „Johannes A. senior“ in Ffm., dann für längere Zeit im Ausland. Seit 1862 Direktor und Vorstandsmitglied der Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank). A. galt, nicht zuletzt aufgrund seiner weitreichenden internationalen Verbindungen, als ein „Bankmann von modernem Zuschnitt“. 1910 trat er von der aktiven Leitung der Darmstädter Bank zurück und wechselte in deren Aufsichtsrat.
Mitglied im Aufsichtsrat zahlreicher deutscher Unternehmen und einiger ausländischer Banken, u. a. als Vorsitzender bei der in ihren Ursprüngen (1856) von seinem Vater mitbegründeten Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron (1904-15), der Degussa und der Ffter Lokalbahn-AG, als stellvertretender Vorsitzender bei der Ffter Gasgesellschaft sowie als Mitglied bei den Main-Kraft-Werken, der Chemischen Fabrik Kalle & Co. in Biebrich und der Metallbank und Metallurgischen Gesellschaft (1910-15). Gewerke der Gewerkschaft „Vereinigte Stockheimer Steinkohlenwerke“ in Stockheim/Oberfranken, in der er in Nachfolge seines Vaters Johann A.-Winckler seit 1889 den Hauptanteil der Kuxe besaß und bis zur Auflösung der Gewerkschaft durch Verkauf der Gruben 1905 hielt. Mitglied im Verwaltungsausschuss der Zentrale für Bergwesen.
Als Vertreter der Nationalliberalen Partei gehörte A. von 1885 bis 1904 der Ffter Stadtverordnetenversammlung an.
1888 wurde A. in die Ffter Handelskammer gewählt, der er, nach einer kurzen Zeit als Vizepräsident (seit 1899), von 1900 bis 1915 als Präsident vorstand. In dieser Funktion eröffnete er 1902 den ersten Deutschen Bankiertag in Ffm. Mitglied des Börsenausschusses und der Berufungskammer in Börsen- und Ehrengerichtssachen.
A. engagierte sich für die Gründung der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, deren Großem Rat er angehörte. Seit der Gründung der aus der Akademie hervorgegangenen Universität, die er mit einer großzügigen Schenkung unterstützt hatte (1912/13), saß er in deren Großem Rat und Kuratorium.
Verdienste um die Luftfahrt, u. a. als Vorsitzender des Ffter Vereins für Luftschiffahrt (später: Ffter Verein für Luftfahrt), als Mitglied des Vorstands sowie Vorsitzender und Ehrenmitglied des Großen Ausschusses der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung (Ila) in Ffm. 1909 und als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Luftschiffahrts-AG (Delag). Mitwirkung bei der Organisation des von 1911 bis 1914 veranstalteten „Zuverlässigkeitsflugs am Oberrhein“, eines Zuverlässigkeitswettbewerbs für deutsche Flugzeuge, seit 1913 nach dem Schirmherrn auch „Prinz-Heinrich-Flug“ genannt, dessen Strecke 1911, 1912 und 1914 auch über Ffm. führte.
Der Briefwechsel zwischen Marianne von Willemer und
Goethe, den nach Mariannes Tod zunächst A. im Namen der Erben in einem Schließfach der Darmstädter Bank aufbewahrte, konnte nicht zuletzt dank seiner Unterstützung in einer ersten kommentierten Ausgabe (hg. v.
Theodor Creizenach, 1877, 2. Aufl. 1878) erscheinen. Auch war A. Mitglied und Förderer des Freien Deutschen Hochstifts, dessen Verwaltungsausschuss er, zuletzt (1914/15) als Vorsitzender, angehörte. Er unterstützte das Hochstift beim Erwerb wichtiger Handschriften und stiftete die Büste von Marianne von Willemer (von
Carl Rumpf, 1904) für das Goethe-Museum.
Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, des Ffter Vereins für Geographie und Statistik sowie des Städelschen Museums-Vereins. Mitstifter eines 972-teiligen Tafelbestecks für das Ratssilber (1906).
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann II GG 74-75).
Der ältere Sohn, Johann, gen.
Jean,
Valentin Oscar A. (1870-1925), folgte dem Vater in der Stellung als Direktor der Darmstädter Bank nach und lebte dauerhaft an deren nunmehrigem Hauptsitz (seit 1873) in Berlin. Die jüngere Tochter
Anna Luise Justine A. (1873-1956) heiratete 1895 den Kaufmann Karl Kotzenberg, Teilhaber der Seidenhandlung „Gebr. Passavant“.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 24f.,
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