Die alteingesessene Familie K. betrieb seit 1645 die Gaststätte „Zum weißen Schwan“ in Griesheim bei Darmstadt.
Vierter Sohn des Gastwirts August Heinrich K. und dessen Ehefrau Helene Juliane, geb. Fürste (auch: Förster). Fünf ältere Geschwister. Verheiratet (seit 1852) mit Maria Friederike K., geb. Eyßen (1823-1876), einer Ffter Kaufmannstochter, die mütterlicherseits aus der
Familie Bansa stammte. Drei Töchter und drei Söhne.
Von 1832 bis 1837 Ausbildung zum Buchhändler bei Franz Heinrich Köhler (1806-1871) in Stuttgart. Seit 1841 Ffter Bürger. Zum 1.7.1841 Erwerb der Schmerber’schen Buchhandlung auf der Zeil 37 (früher Lit. D 209) für 13.200 Gulden, deren Verlag er Mitte der 1850er Jahre ebenfalls übernahm. K. führte das Geschäft bis Februar 1854 unter dem Namen „Schmerber’sche Buchhandlung, Nachfolger Heinrich Keller“, dann unter „Verlag Heinrich Keller“. Zwischen 1862 und 1922 brachte der Verlag Heinrich Keller die gesammelten Werke von
Friedrich Stoltze in zahlreichen Auflagen heraus. Neben den Werkausgaben
Stoltzes verlegte K. Bücher über Kunsthandwerk, Malerei, Architektur, Geschichte und Literatur, Fft.-Führer, Reisebücher und Reisekarten sowie fotografische Albumblätter, Porträts, Architektur- und Landschaftsfotografien im Mitte der 1850er Jahre neu entwickelten Lichtdruckverfahren. Zu den bekanntesten Bänden aus dem Verlag Heinrich Keller gehören „Die deutschen Kaiser nach den Bildern des Kaisersaals im Römer zu Ffm.“ (erstmals u. d. T. „Andeutungen aus der Geschichte der deutschen Kaiser und Könige. Zum Gebrauch bei dem Besuche des Kaisersaals zu Ffm.“ von Johann Philipp Benkard, 1852, mit zahlreichen späteren Auflagen unter wechselnden Titeln), „Die Wahl- und Krönungs-Kirche der deutschen Kaiser zu St. Bartholomäi in Ffm.“ von
Benedict Jacob Römer-Büchner (2 Bde., 1857/58), die „Bilder aus dem altjüdischen Familienleben“ von
Moritz Oppenheim (1866-74/81, erste gebundene Ausgabe 1872, erste vollständige Buchausgabe 1882, weitere Ausgaben bis 1901), eine „Neuere Geschichte von Ffm. seit 1792“ von
Franz Rittweger (1867), später unter K.s Erben dann das Nachschlagewerk „Der Goldschmiede Merkzeichen“ von Marc Rosenberg (1890), das vom Verlag Wilhelm Rommel übernommene „Heraldische Handbuch für Freunde der Wappenkunst sowie für Künstler und Gewerbetreibende“ von Friedrich Warnecke (8. Aufl. 1893), der Bildband „Ffm. Aufnahmen nach der Natur von Max Junghändel“, der erstmals eine Lichtdruckserie von Fotografien der Stadt als gebundenes Buch brachte (1895), sowie die Werke über „Deutsche Volkstrachten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert“ (3 Bde., 1898-1902, Neuaufl. in einem Band 1923) und „Altfrankfurter Trachten“ (1912) von Friedrich Hottenroth; außerdem erschien die Reihe „Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst“ des Ffter Vereins für Geschichte und Alterthumskunde lange bei Keller.
K. war Mitglied des 1862 gegründeten Reformvereins, der sich für eine großdeutsche Lösung der nationalen Einheit einsetzte; das „Wochenblatt des Deutschen Reformvereins“ wurde von ihm verlegt. K. begleitete 1859 die
Schillerfeier in Ffm. und 1862 das erste allgemeine Deutsche Schützenfest in Ffm. mit Veröffentlichungen aus seinem Verlag. Auch zum V. Deutschen Turnfest 1880 in Ffm. brachte er u. a. die „Officielle Festzeitung“ heraus. 1881 gehörte er – wie auch
Friedrich Stoltze – dem Pressekomitee der Allgemeinen Deutschen Patent- und Musterschutz-Ausstellung an.
Nach K.s Tod 1884 übernahmen seine Kinder Helene, Marie, August und Otto zunächst Verlag und Buchhandlung. Das Ladenlokal zog im selben Jahr von der Zeil 37 in die Neue Mainzer Straße 39. Vom 1.1.1885 bis zum Tod Otto K.s am 25.2.1920 führten die beiden Söhne August (1855-1928) und Otto K. (1859-1920) das Unternehmen. Die Brüder erweiterten die Themenpalette um Heraldik und Statistik. 1920 verkaufte August K. den Verlag an die neu gegründete Ffter Verlagsanstalt von Victor Fleischer (1882-1951). August K. starb am 19.11.1928 im englischen Exil. Die Ffter Verlagsanstalt und die Goldstein’sche Buchhandlung führten die Tradition des Verlags Heinrich Keller bis zum Verkauf in nationalsozialistischer Zeit fort.
2013 Sonderausstellung „Heinrich K. – der Verleger
Friedrich Stoltzes“ im Stoltze-Museum der Ffter Sparkasse.
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