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Feist-Belmont, Alfred

Feist-Belmont, Stephan (auch: Stefan) Ferdinand Martin Alfred. Unternehmer. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 9.9.1883 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 8.3.1945 KZ Buchenwald.
Sohn des Bankiers und Sektfabrikanten Carl F.-B. (1844-1896) und dessen Ehefrau Amalie Marie Auguste, geb. Graubner (1856-1942). Eine Schwester: Elisabethe Emilie Marie, gen. Maidi, F.-B. (seit 1910 verh. Liebermann von Wahlendorf, 1884-1971). Verheiratet (seit 1926) mit der promovierten Zahnärztin Anna Elisabeth Alix F.-B., geb. Lölkes (1891-1975). Keine Kinder.
F.-B. stammte aus einer jüdischen Weinhändlerfamilie in Koblenz, die ab dem Ende des 18. Jahrhunderts mit verschiedenen Familienzweigen und Firmen in Ffm. ansässig wurde. Als erste Familienmitglieder ließen sich Joseph Feist gen. Schuppach (?-1795) und sein Sohn Löb Joseph Feist gen. Schuppach (1770-1832) mit dessen Heirat 1795 in Ffm. nieder, wo sie zu den ersten zugelassenen jüdischen Weinhändlern gehörten; ihren Wohn- und Geschäftssitz nahmen sie im Haus Fröhlicher Mann in der Judengasse, das Löb Josephs Frau Edel Feist, geb. Schuster, verw. Cahn (1778/79-1851), mit in die Ehe gebracht hatte.
1857/58 wurden die Brüder Leopold (1806-1866) und Julius Moritz Feist (1802-1872) in das Ffter Bürgerrecht aufgenommen. Sie gründeten hier die Weinhandlung „Gebrüder Feist & Söhne“ in der Neuen Mainzer Straße 40 und errichteten am Hainer Weg auf dem Sachsenhäuser Berg eine Fabrik moussierender Rhein- und Moselweine. Derweil löste der dritte Bruder, Stephan [eigentl. (bis 1842): Salomon] Feist (seit 1861: Feist-Belmont; 1808-1879), das wohl 1828 gegründete und bisher von den Brüdern gemeinsam geführte Stammhaus der Weinhandlung in Koblenz auf. Ende 1858 übersiedelte er mit seiner Frau Elisabethe, gen. Babett(e), Feist (seit 1861: Feist-Belmont), geb. Belmont (1819-1877), und den vier Kindern ebenfalls nach Ffm., wo er zunächst nur als Permissionist aufgenommen wurde. Um in die Ffter Firma eintreten zu können, in die er sein Vermögen in Höhe von über 100.000 Gulden einbrachte, erwarb Stephan Feist im Juli 1861 das Ffter Bürgerrecht. Kurz darauf erhielt er auf seine Bitte hin die amtliche Genehmigung für sich und seine Familie, künftig den Nachnamen „Feist-Belmont“ (unter Hinzufügung des Geburtsnamens seiner Frau an seinen in Ffm. recht häufigen Familiennamen) führen zu dürfen (1.11.1861). Stephans Söhne Carl F.-B. (1844-1896; der Vater von Alfred F.-B.) und August F.-B. (1845-1881) traten später beide in das Ffter Geschäft ein, das sich mehr und mehr auf die Sektherstellung konzentrierte und weiterhin, wie schon in Koblenz, stark auf den Exporthandel (insbesondere nach England) setzte. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Firma „Gebrüder Feist & Söhne“ zu einer der größten Sektkellereien in Deutschland.
Alfred F.-B. wurde im Haus der Eltern in der Mainzer Landstraße 20 geboren. Die Mutter kam aus einem evangelisch-reformierten Altfrankfurter Bürgerhaus. Der ursprünglich jüdische Vater war bei der Heirat 1882 bereits evangelischer Konfession. Auch die beiden Kinder, Alfred und seine jüngere Schwester Marie, gen. Maidi, F.-B., wurden evangelisch-reformiert getauft. Die Familie lebte in wohlhabenden Verhältnissen und wohnte ab 1891 in einem neu erbauten eigenen Haus im Kettenhofweg 53 im Westend. F.-B. besuchte von 1889 bis 1901 die Wöhlerschule (Realgymnasium) und studierte 1902/03 an der Universität Leipzig. 1903/04 hielt er sich wohl in London auf, möglicherweise zur kaufmännischen Ausbildung.
Der Vater Carl F.-B. war nach einem langen Nervenleiden bereits 1896 gestorben. Die Mutter Auguste F.-B., dadurch zunächst Besitzerin der Firma „Gebrüder Feist & Söhne“, gab das Unternehmen und damit dessen Leitung 1898 an den Weingroßhändler und Weingutsbesitzer Paul Leopold Friedbörig (1859/60-1922) ab. Die gleichzeitige Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft deutet darauf hin, dass die Familie F.-B. an dem Geschäft beteiligt geblieben sein dürfte, was zunächst der Witwe und ihren Kindern gewisse Einkünfte gesichert und langfristig dem damals noch zur Schule gehenden Sohn den späteren Weg in die Firma geebnet haben würde. Das Fabrikgelände auf dem Sachsenhäuser Berg, ursprünglich im Hainer Weg 53, wurde um 1900 durch das benachbarte Grundstück Hainer Weg 37 (bisher Sitz der Äpfelweinkelterei Löffler) erweitert; aufgrund der Unterkellerung mit teilweise zwei- und dreistöckigen Felsenkellern boten die Liegenschaften ideale Bedingungen für die Weinlagerung und Sektherstellung. Nach dem Rückgang des Auslandsgeschäfts, das mit dem Export von Sekt aus dem Hause „Feist“ in die USA, nach England und Australien bis zur Jahrhundertwende die Haupteinnahmen gebracht hatte, wurde künftig der Inlandshandel stark ausgebaut, so dass das Unternehmen seine führende Stellung in der Branche in Deutschland behaupten konnte. Erfolgreich war vor allem die Hauptmarke „Feist-Cabinet“.
1905 trat F.-B. als Prokurist in die Weingroßhandlung und Schaumweinkellerei „Gebrüder Feist & Söhne“ ein. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Sektkellerei Frankfurt a. M. AG vorm. Gebr. Feist & Söhne“ im Juli 1908 stieg er in deren Vorstand auf, den er gemeinsam mit Paul Leopold Friedbörig bildete. F.-B. repräsentierte die Firma etwa auch im Verband Deutscher Sektkellereien. Die Ffter Kellerei konnte ihren Sektabsatz bis 1912 auf 500.000 Flaschen pro Jahr steigern (und damit seit der Jahrhundertwende etwa verfünffachen). Um 1915 wurde das Unternehmen in „Feist-Sektkellerei AG“ umbenannt, ohne dass sich die Besetzung des Vorstands mit Friedbörig und F.-B. geändert hätte. Die wirksamen Werbekampagnen der Firma, die „Feist-Sekt“ zum Begriff machten, werden meist der Verantwortung von F.-B. zugeschrieben, zumal sie mit der Umgründung zur Aktiengesellschaft verstärkt einsetzten. Mit der Gestaltung der Werbemittel wie Anzeigen, Reklamemarken und Plakate wurden renommierte Grafiker beauftragt. Während des Ersten Weltkriegs startete das Unternehmen einen regelrechten (und wohl damals in der Branche einzigartigen) Reklamefeldzug für die eigens kreierte Marke „Feist-Feldgrau“, oft mit kriegspatriotischen Motiven, etwa von Emil Doepler (1855-1922), Carl Tips (1891-1962) und Johannes Cissarz. Selbst im letzten Kriegsjahr, als die Feist-Sektkellerei ab Fabrik nicht mehr liefern konnte, wurde die Werbung fortgesetzt. Noch vor Kriegsende, spätestens mit der Rückkehr zur traditionellen Marke „Feist-Cabinet“ und der Aufgabe kriegerischer Werbemotive im Laufe des Jahres 1918, hatte die Firma Feist einen modernen und eigenen Reklamestil entwickelt. Allerdings war F.-B. wohl bereits ab 1914 zum Kriegsdienst (nach eigenen Angaben bei der „Kraftfahrttruppe“) eingezogen, aus dem er erst Ende November 1918 dauerhaft nach Ffm. zurückkehrte, so dass eher unklar ist, ob er sich in dieser Zeit an der Unternehmensleitung beteiligen konnte.
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg erweiterte die Feist-Sektkellerei ihre Betriebsanlagen um einen modernen Neubau im expressionistischen Stil (Architekt: Fritz Voggenberger, 1921; nicht erhalten), was auf einen gewissen Aufschwung schließen lässt. Etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus schied Paul Leopold Friedbörig im Herbst 1921 aus dem Vorstand aus; er wechselte in den Aufsichtsrat, dem er bis zu seinem Tod am 6.6.1922 angehörte. An seiner Stelle rückte sein Sohn Ernst Friedbörig (1890-1938), bisher stellvertretendes Vorstandsmitglied und früher Prokurist, zum ordentlichen Vorstandsmitglied auf. Als F.-B. 1926 heiratete, war Ernst Friedbörig sein Trauzeuge, was auf ein nicht nur geschäftlich gutes Verhältnis der beiden Vorstandskollegen untereinander hindeuten könnte. Von den hohen Verlusten in der Inflationszeit erholte sich die Feist-Sektkellerei ab 1924 nur langsam. Während der Wirtschaftskrise ab 1929 gingen die Geschäfte drastisch zurück. Anfangs versuchte die Unternehmensleitung noch gegenzusteuern, etwa durch das Herausbringen eines besonders billigen Markensekts im Geschäftsjahr 1929/30. Doch 1932 wäre es fast zum Ruin des Unternehmens gekommen. Die Aktiengesellschaft wurde letztlich durch Kapitalzusammenlegung im Verhältnis 5 : 1 saniert. Im Geschäftsjahr 1932/33 schied Ernst Friedbörig aus unbekannten Gründen aus dem Vorstand aus; ob er möglicherweise im Zusammenhang mit der Firmenkrise oder aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ging, ließ sich bisher nicht klären. Ernst Friedbörig kam später im KZ Buchenwald ums Leben (29.12.1938).
In der NS-Zeit gab es ab 1933 immer wieder Boykottmaßnahmen gegen die Feist-Sektkellerei als „nichtarisches“ Unternehmen. F.-B. blieb trotz seiner jüdischen Abstammung Vorstandsmitglied und wohl auch wesentlicher Anteilseigner der Aktiengesellschaft. In der Nachfolge von Ernst Friedbörig fungierte der bisherige Prokurist Joseph (auch: Josef) Sadony wohl ab 1933 (spätestens ab 1934) als zweites Mitglied im Vorstand. Den neuen Aufsichtsrat bildeten ab November 1935 Justizrat Ferdinand Pachten (1861-1946) als Vorsitzender, der Banksyndikus Friedrich Karl Freiherr von Wendland (?-1941) als stellvertretender Vorsitzender und Fritz Graubner, vermutlich ein Verwandter F.-B.s von mütterlicher Seite. Ab Mitte der 1930er Jahre nahm die Feist-Sektkellerei erheblichen Aufschwung, bis es kriegsbedingt zu Umsatzeinbußen kam. Im Geschäftsbericht 1941/42 ist die Rede von „Sonderaufträgen“, die vorrangig erledigt werden müssten, weshalb der regen Nachfrage des Handels nur beschränkt entsprochen werden könne. Wohl angesichts des Drucks unter dem NS-Regime firmierte die Gesellschaft im August 1941 zur „Feist-Belmont’schen Sektkellerei AG“ um, wobei F.-B. weiterhin im Vorstand verblieb. Nach Wendlands Tod im Kriegsdienst an der Ostfront am 31.12.1941 übernahm der Bankier Peter Bartmann den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitz. In den Kriegsjahren soll die Sektkellerei auch zehn Ukrainerinnen in Zwangsarbeit beschäftigt haben. Bei den schweren Luftangriffen auf Ffm. 1943/44 wurden die oberirdischen Betriebsanlagen der Firma fast vollständig zerstört. Die drohende endgültige Schließung des Betriebs soll nur durch den Einmarsch der Alliierten 1945 verhindert worden sein.
Bereits im Mai 1940 war F.-B. durch eine Anfrage der Abwehrstelle IX in den Blickpunkt der Gestapo geraten. Am 18.5.1944 (und wohl nicht, wie nach anderen Angaben, am 18.4.1944) wurde er von der Gestapo festgenommen, da er „sich als Halbjude nicht genügend Zurückhaltung auferlegt und unerwünschten gesellschaftlichen Verkehr gepflegt“ habe. Er blieb für einige Monate im Ffter Gestapogefängnis inhaftiert, ohne dass Anklage gegen ihn erhoben worden wäre. Am 4.1.1945 wurde er in das KZ Buchenwald überführt, wo er am nächsten Tag (5.1.1945) als Neuzugang verzeichnet wurde. Dort galt er als politischer Gefangener, auch wenn er als (evangelischer) „Mischling 1. Grades“ unter die nationalsozialistischen Rassegesetze fiel. Ab dem 3.3.1945 im Krankenbau des Lagers untergebracht, starb F.-B. dort nur fünf Tage später, angeblich an Herzschwäche, tatsächlich infolge der Haft (8.3.1945).
Nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa zu Jahresbeginn 1947, beantragte die Witwe Alix F.-B., in die Betreuung durch die städtische „Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte“ in Ffm. aufgenommen zu werden. Infolge einer verleumderischen Denunziation aus nationalsozialistischen Gesellschaftskreisen zögerte die Behörde jedoch mit der Anerkennung von Alix F.-B. als Hinterbliebene eines Opfers des NS-Regimes, obwohl dieser am 19.3.1947 offiziell mitgeteilt wurde, dass sie vom Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5.3.1946 „nicht betroffen“ sei. Aber bereits am 4.4.1946 hatte eine entfernte Nachbarin namens Emilie Spengler gegenüber einem Mitarbeiter der Betreuungsstelle erwähnt, dass Alfred F.-B. „sich mit der NSDAP sehr gut“ gestanden, „viel mit Parteigrößen verkehrt“ und in seiner Sektkellerei „sehr gute Einnahmen mit Hilfe der Partei“ erzielt habe; zudem bezweifelte Spengler aufgrund des „ehelichen Verhaltens“ von Alix F.-B. deren moralischen Anspruch auf die Stellung als trauernde Witwe. Aufgrund dieser aktenkundigen Aussagen bat die Betreuungsstelle mit Schreiben an die Spruchkammer vom 27.2.1947 um die erneute Prüfung des „Falles“ F.-B. Bei einer Vernehmung von Emilie Spengler durch die für die Ermittlungen zuständige Spezialabteilung der Kriminalpolizei am 13.1.1949 stellte sich heraus, dass sie (Spengler) ihre früheren Aussagen nicht aus eigenem Wissen gemacht hatte, ja dass sie Alfred und Alix F.-B. noch nicht einmal persönlich kannte. Vielmehr, so der Vernehmungsbericht, sei Spengler nur „das Sprachrohr der Frau des ehemaligen Gauamtsleiters und Ratsherrn Klecha“ gewesen. August Klecha (1890-1963) und seine Frau Agnes Ella Hedwig, geb. Heberer (1891-1965), waren seit 1927 die Vermieter des Ehepaars F.-B. in der Feldbergstraße 51 im Westend gewesen und hatten als linientreue Nationalsozialisten nachweislich im November 1939, aber tatsächlich wohl mehrfach versucht, die „nichtarischen“ Mieter aus dem Haus zu weisen. Alix F.-B. gab am 23.4.1945 gegenüber der Spezialabteilung der Kriminalpolizei an, dass August Klecha die Verhaftung ihres Mannes durch die Gestapo veranlasst habe; kurz nach der Verhaftung von Alfred F.-B. habe sie aus ihrer Wohnung ausziehen müssen. Offensichtlich befürchtete Hedwig Klecha nach dem Ende der NS-Zeit die Rückkehr der ihr unliebsamen Mieterin in die alte Wohnung, weshalb sie ihre Bekannte Emilie Spengler zu der Unterredung mit dem Mitarbeiter der Betreuungsstelle angestiftet hatte. Letztlich war damit „die Belastung gegen die Familie F.-B., deren geistiger Urheber Frau Klecha ist, nur mit grössten Vorbehalten“ zu sehen, wie der Vernehmungsbericht konstatierte. (Vgl. zu dem Vorgang: HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Entschädigungsakten, Best. 518 Nr. 75222.) Ob die Feist-Sektkellerei tatsächlich – wie die Zeitgenossin behauptete – in Geschäftsbeziehungen mit der NSDAP und der Wehrmacht stand, worauf die im Geschäftsbericht 1941/42 erwähnten „Sonderaufträge“ hindeuten könnten, ist nicht an zuverlässigen Quellen zu belegen. Falls es solche Geschäfte gegeben haben sollte und F.-B. als Vorstand sie mitzuverantworten gehabt hätte, wäre zu fragen, ob die Firma diese Aufträge von sich aus gesucht oder ob sie sie angetragen bekommen hätte, wobei F.-B. im letzteren Fall unter erheblichen Druck gestanden hätte, wenn er nicht seine und des Unternehmens Existenz aufs Spiel hätte setzen wollen.
Am 17.6.1949 wurde Alix F.-B. von der „Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte“ in Ffm. bestätigt, dass sie zum Kreis von deren Betreuten gehöre und „ihr hiernach die zugebilligten Vergünstigungen“ zustünden. Ab März 1951 wurde ihr eine Monatsrente von 110 Mark aus dem Sonderfonds für Wiedergutmachung zugesprochen, die jedoch nicht zur Auszahlung kam, da sie damals noch eine (höhere) Witwenpension (von 600 Mark) von der „Feist-Belmont’schen Sektkellerei AG“ bezog. Vorrangig aus demselben Grund wurden ihre erneut angemeldeten Ansprüche auf Entschädigung am 27.7.1953 abgelehnt. Nach der Neufassung des Bundesentschädigungsgesetzes von 1956 wurde ihr Antrag „auf Entschädigung wegen Schadens an Leben“ am 4.4.1957 anerkannt, und Alix F.-B. erhielt rückwirkend ab 1.4.1945 eine Kapitalentschädigung in Höhe von 14.360 Mark und eine Rentennachzahlung in Höhe von 8.400 Mark sowie ab 1.5.1957 eine monatliche Rente in Höhe von 200 Mark. Zudem wurde ihr am 27.5.1958 eine „Kapitalentschädigung für Schaden im beruflichen Fortkommen“ ihres Mannes in Höhe von 739 Mark zugesprochen.
Die „Feist-Belmont’sche Sektkellerei“ war nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem neuen Vorstand Karl Georg von Kleist zügig wiederaufgebaut worden, so dass sie bereits 1948 wieder über ihre alte Kapazität verfügte. Zu Beginn der 1950er Jahre geriet das Unternehmen dennoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die im Sommer 1952 eine Sanierung der Firma unter Zusammenlegung des Kapitals im Verhältnis 10 : 1 notwendig machten. In diesem Zuge verkauften F.-B.s Witwe Alix F.-B. und wohl auch seine Schwester Maidi von Liebermann mit erheblichem Kapitalverlust ihre Aktienpakete, womit die Familie ihre Beteiligung an dem Unternehmen aufgab. Die Sektkellerei wurde zunächst von der Hotelgesellschaft Steigenberger übernommen und konnte nach der deutlichen Senkung der Sektsteuer ab 1.11.1952 ihren Umsatz erheblich steigern. Als eine der angesehensten Markensektkellereien in der Bundesrepublik stellte „Feist“ um 1955 sieben verschiedene Sorten Sekt her. Nach dem Verkauf der Firma an die frühere Brennerei „H. C. König“ in Steinhagen 1964 wurde die Sektproduktion von Ffm. nach Böchingen an der südlichen Weinstraße verlegt. 1987 wurde das Unternehmen von der Trierer „Sektkellerei Faber“ aufgekauft, die 1996 wiederum mit der „Sektkellerei Schloss Wachenheim“ verschmolzen wurde. Im daraus hervorgegangenen Konzern der „Schloss Wachenheim AG“ (ab 2014) mit Hauptsitz in Trier besteht „Feist“ als eine der Sektmarken weiter.
Im Teilnachlass der Schwester Maidi von Liebermann in der Monacensia der Münchner Stadtbibliothek befinden sich zahlreiche Briefe von Alfred F.-B. und der Mutter Auguste F.-B. aus Ffm.
Seit 2011 Stolperstein für F.-B. vor dem Haus Feldbergstraße 51 im Westend, in dem er zusammen mit seiner Frau Alix F.-B. von 1927 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1944 wohnte.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.

Lexika: Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Zur Weinhandlung Löb Josef Feist bzw. Sektkellerei „Gebr. Feist & Söhne“: Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 189.
Literatur:
                        
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Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1859, S. 82; 1897, S. 172; 1898, Nachtrag, S. 9; 1899, S. 87, 100; 1900, Nachtrag, S. 38; 1906, T. I, S. 94; 1908, T. I, S. 89; 1909, T. I, S. 381; 1914, T. I, S. 117; 1915, T. I, S. 116; 1918, T. I, S. 112; 1921, T. I, S. 131; 1925, T. IV, S. 90; 1933, T. IV, S. 84; 1934, T. IV, S. 66; 1943, T. IV, S. 63. | Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution, International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen.Arolsen Archives, International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen, Häftlingsunterlagen des Konzentrationslagers Buchenwald zu Alfred Feist-Belmont, Sign. 01010503 001.119.498, Document ID: 5845229 bis 5845242 (online unter: https://collections.arolsen-archives.org/de/archive/1-1-5-3_01010503-001-119-498, abgerufen am 29.8.2024) u. a. | Ffter Nachrichten. Ffm. 1855-1934. [Zunächst als Nachrichtenbeilage des Intelligenzblatts, dann ab 1910 als Zeitung unter dem Titel „Ffter Nachrichten und Intelligenzblatt“ erschienen.]F. E. M.: Aus der Ffter Industrie. Die Sektkellerei Feist. In: FN, 9.9.1922, Beiblatt, S. 3. | Geschäftsbericht.Geschäftsbericht der „Feist-Sektkellerei AG“ bzw. (ab 1941) der „Feist-Belmont’schen Sektkellerei AG“, Ffm., 1923/24-1941/42. (Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Pressearchive, Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv online unter: https://pm20.zbw.eu/folder/co/042564, abgerufen am 20.9.2024.) | Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Kartei der Gestapo-Leitstelle Ffm., Best. 486 Nr. 22703. | Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Entschädigungsakten, Best. 518 Nr. 75222. | Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Steuerakten, Best. 676 Nr. 2418 (Alfred Feist-Belmont, 1914-38). | ISG, Bestand Bürgerbücher (Best. H.02.17), 1311-1868.ISG, Bürgerbücher 38 (Altsign.: 37; 22.7.1857-30.12.1861), Bl. 6v-7r, Nr. 342 (Leopold Feist, 7.8.1857); Bl. 84r-v, Nr. 120 (Julius Moritz Feist, 12.4.1858); Bl. 460r, Nr. 293 (Stephan Feist, 8.7.1861). | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.Eintrag der Heirat mit Anna Elisabeth Alix Lölkes, Ffm., 30.6.1926: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch, Bestand STA 11/744: Standesamt Ffm. I, Heiratsurkunde 1926/I/520 (Bd. 2, Bl. 235). | ISG, Bestand NS-Verfolgte (Best. A.54.03), 1945-58.ISG, NS-Verfolgte 1.465. | ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.Meldekarte der Eltern in: ISG, Nullkartei. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/873 (Fa. Feist, Sektkellerei). | ISG, Bestand Senatssupplikationen (Best. H.02.16), 1814-68.ISG, Senatssuppl. 766/15 (Feist, Stephan, Gesuch um Bürgerrecht, Genehmigung zur Führung des Familiennamens Feist-Belmont, 1861, u. a.). | Trierischer Volksfreund. Trier 1875-heute.Philipps, Markus: Das Ende einer großen Sekt-Dynastie. In: Trierischer Volksfreund, 22.4.2020 (https://www.volksfreund.de/region/mosel-wittlich-hunsrueck/das-ende-einer-grossen-sekt-dynastie_aid-50178231, abgerufen am 8.6.2024).
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Hinweis: Initiative Stolpersteine Ffm., 9. Dokumentation 2011, S. 72f.
Stolpersteine in Ffm., 27.8.2024.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Feist-Sektkellerei
Hinweis: Artikel über die Feist-Sektkellerei AG.
Wikipedia, 28.8.2024.


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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Feist-Belmont, Alfred. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/5274

Stand des Artikels: 5.10.2024
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 10.2024.