Offizier (Oberistlieutenant) der Ffter Bürgerwehr. A. ritt am 31.10.1813 dem aus der Schlacht bei Hanau kommenden
Napoleon entgegen und geleitete ihn in das
Bethmann’sche Landhaus vor dem Friedberger Tor, das der in der Völkerschlacht bei Leipzig unterlegene
Kaiser auf dem Rückzug nach Frankreich zu seinem Nachtquartier ausersehen hatte. Zum Ablauf des Geschehens im Einzelnen: Angesichts des erwarteten Durchzugs der französischen Armee nach dem Sieg
Napoleons in der Schlacht bei Hanau hatte die Nationalgarde in Ffm. für Sicherheit zu sorgen und deshalb die Tore besetzt. A., Kommandant des 2. Infanterie-Bataillons der Nationalgarde, besichtigte die Posten am Obermain- und Hanauer Tor, als gegen 12 Uhr mittags die ersten französischen Reiter ankamen. Ein französischer Offizier forderte ihn auf, dem nahenden
Kaiser entgegenzureiten und ihn in sein Quartier zu geleiten. A. ritt über die Hanauer Landstraße, den Hauptrückzugsweg der französischen Armee, bis zur später so genannten Mainkur, wo ein einzelnes Wirtshaus, der „Mainanker“ oder im Volksmund auch „Knallhütte“, stand. Dort wurde A. vor den
Kaiser geführt, der mit seinem Gefolge an einem Wachtfeuer hielt. Schon während des Halts wie auch später auf dem Ritt unterhielt sich
Napoleon ausführlich mit dem Ffter Bürgeroffizier, der aus einer französisch-reformierten Familie stammte und deshalb fließend französisch sprach. Gegen halb zwei Uhr brach der
Kaiser unter A.s Führung auf. Sie ritten die Hanauer Landstraße stadteinwärts, bis etwa an die Stelle des heutigen Ostbahnhofs, um hier auf einen Seitenweg über die Pfingstweide abzubiegen. Der Stadthistoriker
Rudolf Jung, dem diese Darstellung im Wesentlichen folgt, erklärt den von A. eingeschlagenen Umweg damit, dass der
Kaiser nicht vorangekommen wäre, wenn er weiter der Marschlinie seiner Armee gefolgt wäre, da der Durchzug inzwischen am Hanauer Tor ins Stocken geraten war. Der Chronist
Anton Kirchner dagegen meint, dass A. diesen Weg absichtlich gewählt habe, um den
Kaiser an den Baracken vorbeizuführen, die die Stadt zu Beginn des Sommers auf der Pfingstweide errichtet hatte: als Lazarett für verwundete und erkrankte französische Soldaten, welche täglich von Osten her ankamen. Diese Baracken habe der
Kaiser erblicken sollen, damit er günstig für Fft. gestimmt werde.
Napoleon, der sich in den Gesprächen mit A. unterwegs auch für die innere und äußere Situation der Stadt interessiert hatte, fragte wohl tatsächlich nach dem Zweck der Gebäude. Als er ihn erfuhr, soll er ausgerufen haben: „Ich bin Euer Schuldner!“ Dass der
Kaiser daraufhin die Stadt geschont habe, wurde später zwar gern erzählt, dürfte tatsächlich jedoch irrig sein. So weist
Rudolf Jung darauf hin, dass der Befehl, wonach der Hauptteil der Truppen (insbesondere die niederen Heeresangehörigen) im Norden um die Stadt herum nach Höchst und Mainz marschieren sollte, aus rein militärischen Gründen geboten und zu diesem Zeitpunkt längst gegeben war. Gegen drei Uhr nachmittags traf
Napoleon am
Bethmann’schen Landhaus vor dem Friedberger Tor ein. Damit hatte A. seinen Auftrag erledigt. Spätere Legenden, wonach der
Kaiser vom Hausherrn
Simon Moritz von Bethmann selbst zusammen mit dem Maire
Jakob Guiollett in das Ffter Quartier geleitet worden sein soll, hielten sich hartnäckig, sind aber aufgrund historischer Quellen widerlegt.
Porträtgemälde (von Johann Jacob de Lose, vor 1813) im Besitz des HMF.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 32,
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