Als Sohn von Amschel Moses R. und Schönche, geb. Lechnich, im Haus zur Hinterpfann in der Ffter Judengasse geboren. Verheiratet (seit 1770) mit
Gudula R., geb. Schnapper. Von 20 Kindern erlebten zehn – fünf Söhne (
Amschel Mayer,
Salomon Mayer,
Nathan Mayer,
Carl Mayer und
Jakob Mayer, gen. James) und fünf Töchter – das Erwachsenenalter.
R. besuchte auf väterlichen Wunsch die Jeschiwa in Fürth. Nach dem Tod des Vaters (1755) und der Mutter (1756) infolge einer Pockenepidemie absolvierte er eine Lehre im Bankhaus Oppenheim in Hannover. Kehrte um 1763 nach Ffm. zurück, machte sich selbstständig mit Handel von Münzen und Antiquitäten, von englischen Tuchen und anderen Waren, schließlich auch von Wechseln und Staatsanleihen. Entscheidend für den Aufstieg wurden die Heereslieferungen an die kaiserliche Armee (seit 1792), was zur Ernennung zum kaiserlichen Hoffaktor führte, und vor allem die Verbindung zum Erbprinzen Wilhelm von Hessen, zunächst Regenten der Grafschaft Hanau, später (seit 1785) Landgrafen, seit 1803 Kurfürsten von Hessen. R. avancierte 1769 zum Hessen-Hanauischen Hoffaktor, 1803 zum Oberhofagenten. In Kassel wurde eine erste Niederlassung der Firma R. eingerichtet. Mayer Amschel R. verwaltete während der französischen Besatzungszeit das Vermögen des im Exil lebenden Kurfürsten, legte den Gewinn in Obligationen und Anleihen an und bewahrte einige Kisten mit Akten für den Kurfürsten auf, was zur Legende von der Rettung des gesamten kurfürstlichen Schatzes durch R. führte. Schließlich wurde R., in Konkurrenz zu den Bankhäusern Gebr. Bethmann und Rüppell & Harnier, Bankier des Kurfürsten, wobei die Vermittlung durch Kabinettskassendirektor und Kriegsrat Carl Friedrich Buderus (1759-1819) ausschlaggebend war, der 1809 stiller Teilhaber von R. wurde. Mayer Amschel R. wurde auch Hoffaktor des Johanniterordens und der
Fürsten von Thurn und Taxis.
Mit Gesellschaftsvertrag von 1810 nahm R. die Söhne (außer
Nathan in London) als Teilhaber auf, die bereits vorher für ihn tätig waren, die beiden älteren seit 1796 als Partner. Seit 1796 hatte die Firma ihre Geschäftsräume in der Schnurgasse, also außerhalb der Judengasse; dazu Warenlager im Trierischen Hof. 1809 erwarb R. im nördlichen, 1796 abgebrannten Teil der Judengasse einen Bauplatz, auf dem das spätere Bankhaus (Fahrgasse 146) entstand.
Beteiligt an den Verhandlungen zur Gleichstellung der Ffter Juden und am Aufbringen der Ablösesumme im Jahr 1811. 1812 wurde R., wie auch
Simon Moritz von Bethmann, in das Wahlkollegium des Großherzogtums Ffm. berufen.
Von Mayer Amschel R. ist keine zeitgenössische Darstellung bekannt, da er als frommer Jude sich wahrscheinlich nicht porträtieren ließ.
Beerdigt auf dem Jüdischen Friedhof Battonnstraße. Der Grabstein entging der Zerstörung durch die Nationalsozialisten, wurde nach 1945 wiederentdeckt und steht heute im Ehrenhain des Jüdischen Friedhofs.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 218f.,
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