Fehlermeldung

Deprecated function: The each() function is deprecated. This message will be suppressed on further calls in FieldCollectionItemEntity->fetchHostDetails() (Zeile 378 von /var/www/vhosts/bec2659.online-server.cloud/frankfurter-personenlexikon.de/sites/all/modules/field_collection/field_collection.module).

Thurn und Taxis, Familie von

Seit 1695: Fürsten von T. u. T.
Ihren Ursprung hat die Familie in dem alten lombardischen Kaufmannsgeschlecht der Tassis (auch: Taxo, Tasso) aus Cornello bei Bergamo (Italien). Im 15. Jahrhundert hatten sich die Tassi an den italienischen Höfen und der päpstlichen Kurie als Boten und Kuriere etabliert. Innerhalb der weitverzweigten Familie kam Franz von T. u. T. (1459-1517) das Verdienst zu, das T. u. T.’sche Kurier- und Postwesen im Reich unter Kaiser Maximilian I. und Karl V. eingerichtet und erweitert zu haben. 1512 wurde der Familie der Adelstitel verliehen. Seit 1615 wurde durch ein kaiserliches Privileg das Amt des Generaloberpostmeisters, welches bis dato das jeweilige Familienoberhaupt innehatte, erblich. Die wichtigste Linie der T. u. T. war die Brüsseler, die sowohl das Oberhaupt der Familie als auch den obersten Postmeister der kaiserlich-taxis’schen Post stellte. Schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließen die T. u. T. durch verschiedene Genealogen, insbesondere aber von Julius Chlifletius von Besançon, die Verbindung zum italienischen Hoch- und Uradel erforschen. Hier wurde die bis heute gültige Verbindung zum Haus der Torriani (auch: Torre, de la Tour, Thurm, Thurn) aus Mailand hergestellt. 1695 wurde die Familie in den Fürstenstand erhoben, später in den Reichsfürstenstand. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts liefen T. u. T.’sche Postlinien über Ffm. nach Köln, Rheinhausen, Würzburg, Nürnberg, Fulda und Leipzig. Im Ausbau der Postverbindungen des immer wichtiger werdenden Postamts Ffm. war der hiesige T. u. T.’sche Postmeister Johann von den Birghden besonders rührig. Erster Vertreter der Familie in Ffm. war Eugen Alexander von T. u. T. Aufgrund ihrer Organisation und Effektivität gilt die T. u. T.’sche Post als Wegbereiter des modernen Postwesens.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 477f., verfasst von: Fritz Koch.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.

Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Faulhaber, Bernhard: Geschichte der Post in Ffm. Nach archivalischen Quellen bearb. (...). AFGK NF 10 (1883). | Archiv für deutsche Postgeschichte. Hg. v. d. Gesellschaft für deutsche Postgeschichte [später: Dt. Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte]. Ffm. 1953-94.Piendl, Max: Thurn und Taxis 1517-1867. Zur Geschichte des fürstlichen Hauses und der Thurn und Taxisschen Post. Regensburg/Ffm. 1967. Sonderdruck aus: Archiv f. dt. Postgeschichte 1967, H. 1. | Böhme, Günther (Hg.): Geistesgeschichte im Spiegel einer Stadt. Ffm. und seine großen Persönlichkeiten. Ffm./Bern/New York 1986. (Eruditio 21).Niederquell, Theodor: Die fürstliche Familie von Thurn und Taxis und die Post in Fft. im 18. Jahrhundert. In: Böhme (Hg.): Geistesgeschichte 1986, S. 19-35. | Lübbecke, Fried: Das Palais Thurn und Taxis zu Ffm. Ffm. 1955.Lübbecke: Palais Thurn u. Taxis 1955.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/372. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/224 (Palais Thurn und Taxis).

GND: 118622420 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
3 herausragende Vertreter der Familie in Ffm.

Thurn und Taxis, Alexander Ferdinand Fürst von

Thurn und Taxis, Alexander Ferdinand Fürst von. Geheimer Rat. Erbgeneraloberpostmeister. * 21.3.1704 Ffm., † 17.3.1773 Regensburg.
Sohn von Anselm Franz von T. u. T. und dessen Ehefrau Maria Ludovica Anna Franziska, geb. von Lobkowitz, Herzogin von Sagan (1683-1750). Verheiratet in erster Ehe mit Sophie Christine Luise von T. u. T., geb. Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth (1710-1739), in zweiter Ehe mit Charlotte Luise von T. u. T., geb. von Lothringen, und in dritter Ehe mit Maria Henriette Josepha von T. u. T., geb. von Fürstenberg-Stuhlingen († 1772).
T. u. T. stand dem Haus T. u. T. seit 1739 vor und wohnte seit 1740 im Ffter Palais. 1742 kaiserlicher Kämmerer. 1743 wurde er von Kaiser Karl VII., dem er mit erheblichen Geldsummen Wahlhilfe leistete, zum Prinzipalkommissar ernannt; seitdem (bis 1745) war somit der Vertreter des Kaisers auf dem Reichstag. Die Wahl fiel auf den Fürsten, da er einerseits durch das Amt des Generaloberpostmeisters eng an den Kaiser gebunden war, andererseits sich durch seinen Reichtum den kostspieligen und repräsentativen Posten leisten konnte. Das neue Palais bot einen ausgezeichneten Rahmen für dieses Amt. Im Jahr 1744 gab der Fürst rund 250.000 Gulden für die Hofhaltung und den Hofstaat mit eigener Theatertruppe und Musikorchester aus. Doch die Ernennung brachte ihn zunächst in politische Bedrängnis mit den Habsburgern. Die Verärgerung in Wien war so groß, dass man den Fürsten nach seiner Ernennung zunächst in Brüssel verhaften ließ. Erst nach dem Tod Karls VII. konnten die Differenzen ausgeräumt werden. 1748 ernannte ihn Kaiser Franz I. wiederum zum Prinzipalkommissar; diese Funktion hatte seitdem jedes Oberhaupt der T. u. T. inne. Um das Amt angemessen ausüben zu können, siedelte T. u. T. im gleichen Jahr nach Regensburg, dem Sitz des Ständigen Reichstags, über. 1754 wurde er in den Reichsfürstenrat eingeführt.

Thurn und Taxis, Anselm Franz Fürst von

Thurn und Taxis, Anselm Franz Fürst von. Erbgeneraloberpostmeister. * 30.1.1681 Brüssel, † 8.11.1739 Brüssel.
Sohn von Eugen Alexander von T. u. T. und dessen Ehefrau Anna Adelheid, geb. Prinzessin von Fürstenberg-Heiligenberg († 1701). Verheiratet mit Maria Ludovica von T. u. T., geb. Herzogin von Lobkowitz (1683-1750). Vater von Alexander Ferdinand von T. u. T.
Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs kehrte T. u. T. 1715 von Ffm. nach Brüssel zurück, um dort die Tätigkeit seines Vaters fortzusetzen. Da er das niederländische Postwesen nur noch als Privatunternehmer pachten konnte, versuchte er, sich von den österreichischen Niederlanden zu lösen, und kaufte Grundbesitz im Reich (Eglingen, Dischingen, Trugenhofen). 1724 befahl ihm Kaiser Karl VI., seine Residenz und seine Generaldirektion in das Reich zu verlegen. T. u. T. wählte Ffm. zu deren künftigem Sitz. Rat und Bürgermeister widersetzten sich zunächst dieser Entwicklung und wollten aufgrund ihrer Souveränität keinen anderen Reichsstand in der Stadt dulden. Darüber hinaus war man verärgert über die Art und Weise, wie der Fürst Grundstücke in der Stadt erwarb. Durch einen Strohmann, den Weinhändler Georg Friedrich Lind, hatte er das Haus zum Weißen Hof an der Großen Eschenheimer Gasse ankaufen lassen. 1729 einigten sich Fürst und Stadt in einem Vertrag, der u. a. sicherstellte, nur Ffter Handwerker am Bau des dort geplanten Palais zuzulassen, über das Wohnrecht des Fürsten in der Stadt. T. u. T. beauftragte den französischen Architekten Robert de Cotte mit dem Bau des Palais, das von 1731 bis 1743 entstand. Von 1737 bis zu seiner Rückkehr nach Brüssel 1739 wohnte der Fürst in dem noch nicht vollendeten Palast, der insgesamt 140 Räume umfasste und durch Künstler und Bildhauer wie Paul Egell, Karl Bernardini und Luca Antonio Colomba prachtvoll ausgeschmückt wurde.
Nachdem der Familiensitz 1748 nach Regensburg verlegt wurde, wobei viele der Einrichtungsgegenstände aus Ffm. mitgenommen wurden, stand das T. u. T.’sche Palais in Ffm. als Repräsentationsbau den jeweiligen Regenten als Wohn- oder Amtssitz zur Verfügung. 1790 wohnte dort Kaiser Leopold II., von 1806 bis 1813 Carl von Dalberg. Zwischen 1816 und 1866 tagten die Gesandten des Deutschen Bundes (also die „Bundesversammlung“ oder auch der „Bundestag“) in dem Palais, weshalb es in dieser Zeit auch „Bundespalais“ hieß. Später wurde das Gebäude zunächst (1895) von der Post, dann (1905) von der Stadt Ffm. erworben, die dort das Völkerkundemuseum unterbrachte. Bei Luftangriffen 1943/44 wurde das Palais größtenteils zerstört. Auf seinem Gelände entstand hinter dem erhaltenen Hauptportal mit den (verändert wiederaufgebauten) Seitenpavillons das 1956 eingeweihte Fernmeldehochhaus. Bei dessen Abriss im Zuge des Neubaus des Einkaufszentrums „MyZeil“ wurde das Palais 2004 in seinen erhaltenen Resten niedergelegt und bis 2009 komplett rekonstruiert.

Thurn und Taxis, Eugen Alexander (Fürst von)

Thurn und Taxis, Eugen Alexander Graf von (seit 1681: Fürst von). Generaloberpostmeister. Stifter. * 11.1.1652 Brüssel, † 21.2.1714 Ffm.
Sohn von Graf Lamoral Claudius Franz von T. u. T. (1621-1676) und dessen Ehefrau Anna Franziska Eugenia, geb. Gräfin von Hornes. Verheiratet in erster Ehe mit Anna Adelheid von T. u. T., geb. Prinzessin von Fürstenberg-Heiligenberg († 1701), in zweiter Ehe mit Anna Augusta von T. u. T., geb. Gräfin von Hohenlohe-Langenburg (1675-1711). Vater von Anselm Franz von T. u. T.
1676 übernahm T. u. T. nach dem Tod seines Vaters dessen Amtsgeschäfte. 1677 zum kaiserlichen Kämmerer ernannt. 1681 vom spanischen König Karl II. in den Fürstenstand erhoben. Als mit Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs 1701 französische Truppen Brüssel besetzten, gingen der niederländische Besitz der Familie und das Generalat über die niederländische Post verloren. 1702 verlegte T. u. T. seinen Wohnsitz nach Ffm. und damit an eines seiner bedeutendsten Postämter im Reich. Mit Hilfe seines Oberpostmeisters, Eugen Alexander Freiherr von Wetzel (1653-1722), baute er das T. u. T.’sche Postwesen weiter aus. Von Johann Matthäus Merian mietete T. u. T. das Haus zu den Drei Königen an der Großen Eschenheimer Gasse. Im Sommer wohnte er im Merian’schen (später Loën’schen) Gartenhaus am Main.
Seit 1704 Mitglied der Fürstenbank des Kurrheinischen Kreises.
Für den Ffter Dom, den er als Grabstätte seiner Familie nutzte, stiftete T. u. T. ein kostbares Chorgitter (nach England verkauft 1857) und zwei marmorne Altäre (entfernt 1857, vermutlich zerstört beim Dombrand 1867).
1687 Mitglied des Ordens vom Goldenen Vlies, eine Auszeichnung, die seitdem allen seinen Nachfolgern zuteilwurde.
Beigesetzt im Dom, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Anna Augusta sowie ihren drei Kindern Philipp Lamoral (1708-1708), Maria Josepha Franziska (1711-1711) und Lothar Franz (1705-1712).


© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Koch, Fritz: Thurn und Taxis, Familie von. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1493
Die Autorenangabe bezieht sich auf den Artikel über die Familie. Die Angaben zu Autoren der hier ebenfalls dargestellten Personenartikel finden Sie, indem Sie auf die Namen der einzelnen Personen klicken.

Stand des Artikels: 31.3.1996