Thurn und Taxis, Anselm Franz Fürst von. Erbgeneraloberpostmeister. * 30.1.1681 Brüssel, † 8.11.1739 Brüssel.
Sohn von
Eugen Alexander von T. u. T. und dessen Ehefrau Anna Adelheid, geb. Prinzessin von Fürstenberg-Heiligenberg († 1701). Verheiratet mit Maria Ludovica von T. u. T., geb. Herzogin von Lobkowitz (1683-1750). Vater von
Alexander Ferdinand von T. u. T.Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs kehrte T. u. T. 1715 von Ffm. nach Brüssel zurück, um dort die Tätigkeit seines
Vaters fortzusetzen. Da er das niederländische Postwesen nur noch als Privatunternehmer pachten konnte, versuchte er, sich von den österreichischen Niederlanden zu lösen, und kaufte Grundbesitz im Reich (Eglingen, Dischingen, Trugenhofen). 1724 befahl ihm Kaiser Karl VI., seine Residenz und seine Generaldirektion in das Reich zu verlegen. T. u. T. wählte Ffm. zu deren künftigem Sitz. Rat und Bürgermeister widersetzten sich zunächst dieser Entwicklung und wollten aufgrund ihrer Souveränität keinen anderen Reichsstand in der Stadt dulden. Darüber hinaus war man verärgert über die Art und Weise, wie der Fürst Grundstücke in der Stadt erwarb. Durch einen Strohmann, den Weinhändler Georg Friedrich Lind, hatte er das Haus zum Weißen Hof an der Großen Eschenheimer Gasse ankaufen lassen. 1729 einigten sich Fürst und Stadt in einem Vertrag, der u. a. sicherstellte, nur Ffter Handwerker am Bau des dort geplanten Palais zuzulassen, über das Wohnrecht des Fürsten in der Stadt. T. u. T. beauftragte den französischen Architekten
Robert de Cotte mit dem Bau des Palais, das von 1731 bis 1743 entstand. Von 1737 bis zu seiner Rückkehr nach Brüssel 1739 wohnte der Fürst in dem noch nicht vollendeten Palast, der insgesamt 140 Räume umfasste und durch Künstler und Bildhauer wie Paul Egell, Karl Bernardini und
Luca Antonio Colomba prachtvoll ausgeschmückt wurde.
Nachdem der Familiensitz 1748 nach Regensburg verlegt wurde, wobei viele der Einrichtungsgegenstände aus Ffm. mitgenommen wurden, stand das T. u. T.’sche Palais in Ffm. als Repräsentationsbau den jeweiligen Regenten als Wohn- oder Amtssitz zur Verfügung. 1790 wohnte dort Kaiser Leopold II., von 1806 bis 1813 Carl von Dalberg. Zwischen 1816 und 1866 tagten die Gesandten des Deutschen Bundes (also die „Bundesversammlung“ oder auch der „Bundestag“) in dem Palais, weshalb es in dieser Zeit auch „Bundespalais“ hieß. Später wurde das Gebäude zunächst (1895) von der Post, dann (1905) von der Stadt Ffm. erworben, die dort das Völkerkundemuseum unterbrachte. Bei Luftangriffen 1943/44 wurde das Palais größtenteils zerstört. Auf seinem Gelände entstand hinter dem erhaltenen Hauptportal mit den (verändert wiederaufgebauten) Seitenpavillons das 1956 eingeweihte Fernmeldehochhaus. Bei dessen Abriss im Zuge des Neubaus des Einkaufszentrums „MyZeil“ wurde das Palais 2004 in seinen erhaltenen Resten niedergelegt und bis 2009 komplett rekonstruiert.