Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Monat können wir Ihnen eine echte Maylieferung präsentieren. Im Mittelpunkt stehen Persönlichkeiten des „Neuen Frankfurt“.
Dieses ambitionierte Stadterneuerungsprojekt der 1920er Jahre wurde auf kommunalpolitischer Ebene initiiert und ermöglicht durch Oberbürgermeister Ludwig Landmann, der schon seit einiger Zeit mit einem Artikel im Frankfurter Personenlexikon vertreten ist.
Verwirklicht wurde das „Neue Frankfurt“ von dem Architekten Ernst May, der als Stadtbaurat ab 1925 das gesamte städtische Bauwesen leitete, einen Generalbebauungsplan entwickelte und die modernen Großsiedlungen wie die inzwischen legendäre Römerstadt (1927/28) als „Trabanten“ um den Kern des alten Frankfurts plante.
Ihm zur Seite stand Martin Elsaesser, Architekt der berühmten Großmarkthalle (1926-28), der als Baudirektor im Hochbauamt für die „Großbauten“ zuständig war und somit die infrastrukturelle Grundlage für den Aufstieg zur modernen Stadt schuf.
Beide Architekten waren bereits in der Buchausgabe der „Frankfurter Biographie“ verzeichnet. Gerade in den vergangenen Jahren hat sich die Forschung jedoch intensiv mit dem „Neuen Frankfurt“ und seinen Protagonisten beschäftigt, so dass wir Ihnen die beiden Artikel über May und Elsaesser jetzt in kompletten Neubearbeitungen für das Frankfurter Personenlexikon vorlegen.
In der fünf Jahre dauernden „Ära May“ (1925-30) wurde das „Neue Frankfurt“ geschaffen. Diese immense Leistung war innerhalb so kurzer Zeit nur möglich, weil der Stadtbaurat über einen großen und kompetenten Mitarbeiterstab verfügte. Durch die Forschungen der vergangenen Jahre sind auch Mays Mitarbeiter – Baumeister, Stadtplaner, Gartengestalter, Innenarchitekten, Möbeldesigner, Grafiker, Künstler und viele andere – in den Blickpunkt gerückt, von denen manche noch keinen Eintrag in der „Frankfurter Biographie“ von 1994/96 haben. Erst kürzlich haben wir Ihnen hier die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky vorgestellt, die Gestalterin der „Frankfurter Küche“, die zu Mays Team beim Siedlungsbau gehörte. Unser diesmaliger Artikel des Monats ist dem Kirchenbaumeister Martin Weber gewidmet, der ebenfalls nicht in der früheren Buchausgabe vertreten ist.
Artikel des Monats: Kirchenbaumeister für eine moderne Zukunft
Er setzte einer von Mays Siedlungen die Krone auf: Martin Weber. Der ausgebildete Architekt wollte nach dem Erlebnis des Ersten Weltkriegs eigentlich ins Kloster gehen. Die Notwendigkeit, nach dem Tod seiner Mutter für den Vater und die Familie sorgen zu müssen, zwang ihn zur Rückkehr in seine Heimatstadt Frankfurt. Er spezialisierte sich auf den Kirchenbau, zunächst im expressionistischen Stil, in dem er u. a. die St. Bonifatiuskirche in Sachsenhausen (1925-27) errichtete. Mit der Heilig-Kreuz-Kirche, die als krönender Abschluss der May-Siedlung am Bornheimer Hang entstand (1927-29), und der Heilig Geist-Kirche im Riederwald (1930-31) war er seiner Zeit voraus.
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Weitere Artikel über die Akteure des „Neuen Frankfurt“ werden im Frankfurter Personenlexikon folgen, zumal gerade wieder neue Publikationen zum Thema herausgekommen oder geplant sind. Soeben ist auch ein Architekturführer erschienen, herausgegeben von der Frankfurter Bürgerstiftung und verfasst von Christian Welzbacher, der einen Überblick über das „Neue Frankfurt“, dessen architektonisches Konzept und dessen Bauten gibt.
Auch wenn der Schwerpunkt in diesem Editorial auf den 1920er und frühen 1930er Jahren liegt, so können Sie im Frankfurter Personenlexikon natürlich weiterhin durch alle Zeiten reisen. Andere wichtige Neuerscheinungen unter den Artikeln beschäftigen sich etwa mit dem Bankengründer Johann Philipp Bethmann, dem afroamerikanischen Konzertsänger James Elmer Spyglass und der renommierten Fotografin Abisag Tüllmann. Auch die Familien- und Firmengeschichte der Bethmann soll übrigens im Frankfurter Personenlexikon bald fortgesetzt werden.
Einstweilen einen guten Flug durch die Zeit auf den Spuren bedeutender Frankfurter Persönlichkeiten im virtuellen Raum
wünscht Ihnen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Juni 2016.