Sohn des Altphilologen Prof. Dr. Karl Sch., Lehrer an der Augustinerschule in Friedberg, und dessen zweiter Ehefrau Emilie, gen. Milly, geb. Sprengel, die aus einer Bad Nauheimer Hoteliersfamilie stammte. Enkel des Großherzoglichen Musikdirektors Johann
Friedrich Sch. (1839-?), der am Lehrerseminar in Friedberg gewirkt hatte. Eine Schwester (Eva, später verh. Mehling, 1926-2011, Geigerin und Stimmführerin im Orchester des Stadttheaters Gießen).
Sch. wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Der Vater organisierte Konzerte, u. a. als Leiter der Friedberger Bachfeste, war ein gefragter Klavierbegleiter, Musikkritiker, Herausgeber von Noteneditionen und Glockensachverständiger; auch komponierte er selbst. Zur Hausmusik bei der Familie Sch. kamen berühmte Gäste, darunter
Paul Hindemith, der auch zur Taufe des kleinen Wolf spielte.
Erster Schulunterricht durch Großvater und Vater. Besuch der Augustinerschule in Friedberg bis zum Abitur (1931). Beginn eines Jurastudiums in Paris und Freiburg/Breisgau. Daneben Tätigkeit als Auslandskorrespondent für deutsche Blätter (Dortmunder Zeitung, Wiesbadener Tagblatt u. a.) in Paris und Rom, möglicherweise auch in Budapest und Spanien. Anfang 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wechselte Sch. als Journalist nach Berlin, zunächst als außenpolitischer Schriftleiter der Kreuzzeitung. Im November 1933 übernahm er Verlagsleitung und Chefredaktion des illustrierten Berliner Morgenblatts „Neue Zeit” in Charlottenburg, das damals kurz vor der Pleite stand. Er konnte den wirtschaftlichen Niedergang der Zeitung jedoch nicht verhindern und trat daher im August 1934 von der Verlagsleitung zurück. Ab November 1935, als die „Neue Zeit” unter dem Titel „Charlottenburger Zeitung” vom Elze-Verlag fortgeführt wurde, konzentrierte sich Sch. ganz auf die journalistische Arbeit für das Blatt, vor allem im Feuilleton; daneben begann er, Theaterstücke zu schreiben und sich mit dramaturgischen Studien zu befassen („Vom Bau des Dramas“, unveröffentlichtes Typoskript, um 1943). Nach freiwilliger Meldung zur Wehrmacht 1939 war Sch. als Kriegsberichterstatter zunächst in Frankreich, später (seit 1941) an der Ostfront in der Sowjetunion eingesetzt; zuletzt war er dort mit der Truppenbetreuung befasst, organisierte Theatervorstellungen für Wehrmachtsangehörige und trat darin mit humoristischen Conférencen auch selbst auf.
Im April 1945 nach Friedberg zurückgekehrt, arbeitete Sch. dort zunächst als Kantinenhilfe bei den amerikanischen Besatzungstruppen, begann aber schon im Sommer 1945, ein Unterhaltungsprogramm mit „Bunten Abenden” für amerikanische Soldaten zu organisieren. Nachdem er die Lizenz für eine Theater- und Konzertagentur erlangt hatte, gründete er das Kabarett „Die Zeitgenossen” und das Tourneetheater „Die heitere Bühne“ (1946). Seitdem tingelte er mit Kabarettprogrammen, Theateraufführungen, Vortragsabenden und Mundartlesungen (u. a. mit Werken von
Friedrich Stoltze in Ffm.) durch die amerikanische und später auch die britische Besatzungszone. Durch Auftritte der „Zeitgenossen” bei Radio Fft. (später HR) und Stuttgart (später SDR), aber auch bei Radio Hamburg (später NWDR), München (später BR) und Bremen sowie Rias Berlin bekam Sch. erste Kontakte zum Rundfunk. Nach Aufgabe des nach der Währungsreform immer schlechter laufenden Kabaretts (1948) konzentrierte er sich ganz auf die Hörfunkarbeit. Bei Radio Fft. liefen u. a. die von ihm verfassten Sketchreihen „Sie und Er” (Dialogreihe mit Gretl Pilz, mind. 22 Folgen, ab etwa 1947, als Buch 1950), „Die Abenteuer des Herrn Schmidt” (Monologreihe, mind. 28 Folgen, ab etwa 1947, als Buch u. d. T. „Immer diese Ella!” 1956/57) und „1000 Worte Hessisch” (mind. 71 Folgen, zunächst für Radio Stuttgart bzw. den SDR, dort ab etwa 1948, im HR wahrsch. ab 1949), in denen er selbst auch als Sprecher mitwirkte. Die einzelnen Folgen dieser Reihen wurden u. a. bei den live gesendeten „Bunten Nachmittagen” von Radio Fft. bzw. dem 1949 daraus hervorgegangenen Hessischen Rundfunk gebracht, bei denen Sch. außerdem als Moderator und Quizmaster mitwirkte.
Im Rahmen eines dieser „Bunten Nachmittage” wurde am 17.9.1949 die erste der von Sch. verfassten Episoden aus dem Leben der „Familie Hesselbach” im Radio gesendet, in der Sch. auch erstmals als „Babba” auftrat. Bereits 1947 hatte er die Idee einer Familienserie bei Radio Fft. angeboten, doch damit beim Sender keinen Anklang gefunden. Daraufhin hatte er sich an Radio Stuttgart gewandt, wo dann seit Oktober 1948 die von Sch. geschriebene Serie „Die Familie Staudenmaier” lief (52 Folgen, 1948-51; Fortsetzung: „Firma Müller & Co.”, 20 Folgen, 1952-53). Der Erfolg der Stuttgarter Serie veranlasste den Ffter Sender, Sch.s Idee doch aufzugreifen und für den erwähnten „Bunten Nachmittag” eine Probesendung der „Familie Hesselbach” zu produzieren. Erst als diese Probesendung dem Publikum gefallen hatte, gingen die von Sch. verfassten „Hesselbachs” beim HR in Serie. Das Gebabbel der Ffter Familie, gesprochen von Sch. (Babba),
Lia Wöhr (Mamma),
Sofie Engelke (Tochter Anneliese) und Joost-Jürgen Siedhoff (Sohn Willi), stand künftig mindestens einmal monatlich (außer in der Sommerpause) auf dem Programm und wurde schnell ungeheuer beliebt bei den Hörern. „Mammas” Schlachtruf „Kall, mei Droppe!” wurde sprichwörtlich in hessischen Haushalten. Von 1949 bis 1953 liefen insgesamt 47 Folgen der Serie „Die Familie Hesselbach”, die 1953/54 mit zwölf Folgen von „Prokurist a. D. Hesselbach – Büro für Lebensberatung” und von 1954 bis 1956 mit 18 Folgen von „Hesselbach GmbH” fortgesetzt wurde. Inzwischen hatte Sch. neben der schwäbischen und der hessischen Version der Familienserie auch für den NWDR eine kölnische „Familie Schmitz” (mind. 5 Folgen, vor 1952/53) und für Radio Beromünster eine schwyzerdeutsche „Familie Müller” (vermutlich mind. 5 Folgen, um 1953) geschaffen. Von 1954 bis 1956 drehte Sch. in eigener Produktion außerdem eine Reihe mit vier „Hesselbach”-Kinofilmen („Die Familie Hesselbach”, UA 7.12.1954; „Die Familie Hesselbach im Urlaub”, UA 30.9.1955; „Das Horoskop der Familie Hesselbach”, UA 6.1.1956; „Herr Hesselbach und die Firma”, UA 2.11.1956). Mit einem weiteren Kinofilm, in dem die „Familie Hesselbach” allerdings keine Rolle spielte („Der ideale Untermieter“, UA 8.3.1957), wollte Sch. den englischsprachigen Markt erobern; er landete damit jedoch einen so großen Flop, dass er sich vom Filmgeschäft zurückzog.
Nach dem Ende der Radio- und der Kinoserie 1956 wollte sich Sch. eigentlich von den „Hesselbachs” trennen und sammelte gegen Ende der Fünfzigerjahre erste Erfahrungen mit dem neuen Medium Fernsehen, u. a. als Quiz- und Showmaster (etwa mit der von ihm konzipierten Improvisations-Show „Umgang mit Menschen”, SDR, 1958). Als ihm dann vom HR das Angebot gemacht wurde, die „Hesselbach”-Serien für das Fernsehen zu bearbeiten, ließ er sich schließlich doch als Autor, Co-Regisseur und Hauptdarsteller des neuen Serienprojekts verpflichten. Weil es damals im Deutschen Fernsehen schon eine Familienserie („Unsere Nachbarn heute abend – Familie Schölermann”, NWDR, 1954-60) gab und Wiederholungen im Programm noch vermieden werden sollten, begann man mit der Reihe „Die Firma Hesselbach”, der „Alltagschronik” eines kleinen Druckereibetriebs „irgendwo im Hessischen”, die am 22.1.1960 bundesweit startete und sich schnell zum „Straßenfeger” entwickelte. Insgesamt wurden 24 Folgen der Serie „Die Firma Hesselbach” (1960-61) und 18 Folgen der Fortsetzung „Die Familie Hesselbach” (1961-63) im Fernsehen ausgestrahlt. Gerade die Fernsehserie mit ihren pointierten Dialogen, ihrer perfekten Dramaturgie und ihren unverwechselbaren hessischen Typen, neben Sch. als Babba und Firmenchef u. a.
Liesel Christ als Mamma,
Sophie Cossäus als Fräulein Lohmeier und Joost Siedhoff als Willi Hesselbach, ist heute Kult nicht nur für Telecineasten.
Sch.s Versuche, sich vom „Hesselbach”-Image zu lösen, etwa mit Projekten für Unterhaltungssendungen (u. a. für den HR „Die Sonntagsrichter” mit Dieter Hildebrandt als Ankläger und Hans-Joachim Kulenkampff als Verteidiger, 1962-63, und „Für wen stimmen Sie?”, früher Versuch einer Votingshow mittels Abstimmung der Zuschauer über den Lichtschalter in ihrem Wohnzimmer, 1966/67) und durch Rückkehr zur journalistischen Arbeit (Teilnahme an einer Journalistenreise in die Sowjetunion mit Publikation in dem Sammelband „Moskau Leningrad heute“, u. a. mit Eugen Kogon, 1965), scheiterten. Bereits seit Herbst 1963 lief im Hörfunkprogramm als Gemeinschaftsproduktion von HR, SDR, SFB und NDR der „Stammtisch Hesselbach”, eine fingierte Frühschoppenrunde mit Diskussionen zu aktuellen Fragen aus Politik und Gesellschaft (42 Folgen, bis 1967). Das durch diese Reihe von Sch. vorbereitete neue „Hesselbach”-Konzept, das den begrenzten Raum der hessischen Familie und ihres Familienbetriebs verließ, war auch die Grundlage des Fernseh-Comebacks der „Hesselbachs” in Sch.s neuer Reihe „Herr Hesselbach und...” von 1966/67, die aber beim Publikum nicht ankam. Statt der geplanten zwölf wurden nur neun Folgen der Serie produziert und gesendet. Der Misserfolg, der ihn wiederum die Abhängigkeit vom alten „Hesselbach”-Image spüren ließ, machte Sch. zu schaffen. Nach dem Tod seines elfjährigen Sohnes Stefan (1969) zog er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Unter der Alzheimer’schen Krankheit leidend, lebte der einstige Star zuletzt (seit 1974) fast vergessen in einem Pflegeheim in Gelsenkirchen.
Verheiratet in erster Ehe (1934-46) mit der Sekretärin Irm Sch., geb. Kliche, in zweiter Ehe (seit 1946) mit der Schauspielerin Margarete, gen.
Gretl, Sch., geb. Pilz, seiner Bühnen- und Rundfunkpartnerin der ersten Nachkriegsjahre. Eine Tochter aus erster Ehe (Anja, später verh. Vieweg, * 1940). Drei Kinder aus zweiter Ehe (Susanne, später verh. von Bergen, * 1955; Stefan, 1958-1969; Michael, * 1961). Mit seiner Familie lebte Sch. zumeist in Hagnau am Bodensee, wo er bereits zu Beginn der Fünfzigerjahre ein Haus erworben hatte und wo er auch den Kinofilm „Die Familie Hesselbach im Urlaub” (1955) drehte.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 310f.,
).