Fehlermeldung

Deprecated function: The each() function is deprecated. This message will be suppressed on further calls in FieldCollectionItemEntity->fetchHostDetails() (Zeile 378 von /var/www/vhosts/bec2659.online-server.cloud/frankfurter-personenlexikon.de/sites/all/modules/field_collection/field_collection.module).

Schweitzer, Albert

Goethepreisträger 1928. Friedenspreisträger 1951. Ehrenbürger der Stadt Ffm.

Schweitzer, Albert. Prof. D. Dr. phil. Dr. med. Dr. h. c. mult. Arzt. Theologe und Kulturphilosoph. Musiker. * 14.1.1875 Kaysersberg/Elsass, † 4.9.1965 Lambarene (Gabun).
Sch., dessen Vorfahren im 17. Jahrhundert von Ffm. nach Straßburg ausgewandert waren, war der Stadt Ffm. sehr verbunden („Ich habe Fft. sehr gern”, bekannte er 1959) und kam bei seinen Aufenthalten in Europa immer wieder hierher. Nach dem Ersten Weltkrieg lernte er Ffm. kennen, als er Freunde aus dem Elsass, die sich 1919 hier niedergelassen hatten, besuchte. Die Stadt, erinnerte er sich später, habe „gleich einen besonderen Zauber” auf ihn ausgeübt: „Nicht nur, weil sich hier Bande der Freundschaft fest erhielten, die für mich etwas in meinem Leben bedeuteten, sondern auch, weil es das Besondere war, das mich in dieser Stadt heimatlich anmutete, und auch, weil es die Stadt Goethes war.” Sch., der als Arzt 1913 sein Hospital in Lambarene im afrikanischen Urwald gegründet hatte, lebte zu jener Zeit (1914-24) als freier Schriftsteller (u. a. „Kulturphilosophie”, 1923, und „Das Christentum und die Weltreligionen”, 1924) und Orgelkünstler in Europa. Mit seinen philosophischen Vorträgen und Orgelkonzerten, die er auch in Ffm. veranstaltete (u. a. „Kultur und Ethik”, Vortrag in der Paulskirche, 1929), trug er zur Finanzierung seines Projekts in Lambarene bei. 1928 wurde Sch. der Goethepreis der Stadt Ffm. verliehen. In seiner Dankesrede stellte er humorvoll fest, dass die Stadt die Schuld daran trage, wenn er nun als „kleines Möndlein vor der Sonne Goethes” einherwandle. Zugleich versicherte er, dass er oft in schweren Stunden im dunkelsten Urwald Trost bei Goethe gefunden habe. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Mark verwendete Sch. zum Bau eines Hauses im elsässischen Günsbach, das ihm künftig als Stützpunkt bei seinen Europabesuchen dienen sollte. An Goethes 100. Todestag 1932 hielt Sch. im Auftrag der Stadt die Gedenkrede im Ffter Opernhaus und eröffnete damit die Feierlichkeiten zum Goethejahr. Der Magistrat verlieh ihm daraufhin die „Goethejahrmedaille” als eine „Plakette für kulturelle Verdienste”.
Nach dem Zweiten Weltkrieg reiste Sch. erstmals 1948 wieder nach Europa. Er war 1949 Ehrengast bei den Feierlichkeiten zu Goethes 200. Geburtstag sowie der Verleihung des Goethepreises an Thomas Mann in der Ffter Paulskirche und kam 1950 zum Besuch von Freunden erneut nach Ffm. 1951 erhielt Sch. den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Den damit verbundenen Betrag von 10.000 Mark stiftete er wohltätigen Zwecken. Überraschend besichtigte Sch. 1952 die im Vorjahr nach ihm benannte Albert-Sch.-Schule, eine Grundschule am Ffter Berg, die erste bundesdeutsche Schule dieses Namens (von inzwischen über 200!), die er künftig bei seinen Fft.-Aufenthalten regelmäßig besuchte. Während er zur Einweihung des wiederaufgebauten Goethehauses 1951 nur eine telegrafische Glückwunschadresse nach Ffm. senden konnte, kam Sch. zur Eröffnung des Goethe-Museums 1954 wieder persönlich in die Stadt. Nachdem er 1954 den ihm 1953 nachträglich für 1952 verliehenen Friedensnobelpreis entgegengenommen hatte, wandte sich Sch. an den Ffter Oberbürgermeister Kolb mit dem Anliegen, einen wesentlichen Teil des Preisgelds der Unterstützung von Flüchtlingen aus dem Osten zukommen zu lassen. Trotz seiner Bitte, niemanden etwas von dieser Spende wissen zu lassen, machte Kolb die Schenkung öffentlich, als Sch. 1955 anlässlich der Goethepreis-Verleihung an Annette Kolb in Ffm. weilte. Während dieses Fft.-Aufenthalts 1955 konnte Sch. neben seiner Patenschule auch die gerade nach ihm benannte Albert-Sch.-Siedlung (errichtet 1954-57; dort Gedenktafel am Haus Ziegenhainer Str. 1-5, 2014) in Eschersheim besichtigen. Als er von der Namensgebung der Siedlung brieflich erfahren hatte, schrieb Sch. an die Nassauische Heimstätte: „Gerne hätte ich Sie gebeten, unter den vielen hundert Wohnungen eine ganz kleine für mich vorzusehen, wo ich in Fft. ein bißchen daheim sein könnte.” Sch. bekam seine Wohnung (Ziegenhainer Straße 1), überließ sie aber einem dieser bedürftigeren Freunde. Im Oktober 1959 wurde Sch., „dem Arzt von Lambarene, dem großen Musiker und Theologen, dem Menschen, der uns die Ehrfurcht vor allem Leben als das elementare Grundprinzip des Guten gelehrt und vorgelebt hat”, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Ffm. verliehen. 1961 kam Sch. zum letzten Mal nach Ffm., wo er mit Theodor Heuss im Ffter Hof zusammentraf und noch einmal die Albert-Sch.-Schule besuchte. 1965 wurde Sch. der Preis der in Ffm. ansässigen Erwin-von-Steinbach-Stiftung für Verdienste um das deutsche Kulturgut im Elsass und in Lothringen zuerkannt.
Auf die regelmäßigen Glückwünsche zum Geburtstag und Nachrichten über Ehrungen aus Ffm. antwortete Sch. jeweils mit ausführlichen Dankesbriefen. Am 2.3.1955 schrieb er an Oberbürgermeister Kolb: „Alles, was mir von Fft. zukommt, hat eine besondere Bedeutung für mich. Daß mir vor 27 Jahren der Goethepreis der Stadt Fft. verliehen wurde, hat eine Verbundenheit zwischen dieser Stadt und mir geschaffen, die sich mit der Zeit noch immer verstärkt hat.” Bis zuletzt nahm Sch. Anteil am Wiederaufbau der Stadt Ffm. und begrüßte insbesondere die geplante Wiederherstellung des Opernhauses. Als Geschenk zum 80. Geburtstag 1955 hatte die Stadt Ffm. – neben Medikamenten im Wert von 10.000 Mark für Lambarene – allerdings ein neues Buch über Hessen an Sch. geschickt, in dem der Beschenkte eine Bildunterschrift über Ffm. als „werdende Weltstadt” beanstandete: „Das ist eine Entgleisung. Fft. ist Fft. Damit ist alles gesagt. Es soll Fft. bleiben und hat gar nicht die Absicht, eine werdende Weltstadt zu sein.”
Nach dem Tod Sch.s, eines Leitbilds der Nachkriegszeit, wurden in Ffm. 1966 eine Gedenkfeier im Goethehaus und eine Gedächtnisausstellung im Haus Dornbusch veranstaltet.
Ölporträt (von Ada von Erlach, 1905) als Geschenk Sch.s (1956) im Besitz des Ffter Goethe-Museums. Porträtbüsten in der Albert-Sch.-Schule, im Deutschen Albert-Sch.-Zentrum (von Knud Knudsen, 1953) und im HMF (von Louis Mayer, 1949) in Ffm.
Seit 1969 Deutsches Albert-Sch.-Archiv und -Zentrum mit Museum in Ffm., seit Anfang 2008 mit Sitz in der Wolfsgangstraße 109, getragen von dem 1962 gegründeten und ebenfalls in Ffm. ansässigen Deutschen Hilfsverein für das Albert-Sch.-Spital in Lambarene.
Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost zu Sch.s 100. Geburtstag (1975).
Zum 100. Geburtstag 1975 Albert-Sch.-Ausstellung in der Ffter Stadt- und Universitätsbibliothek sowie Ausstellung „Albert Sch. und Fft.” im Stadtarchiv Ffm. 1980 Internationale Albert-Sch.-Tage unter dem Motto „Lambarene in Fft.” im Ffter Dominikanerkloster. Zum 125. Geburtstag 2000 Ausstellung „Fft. hat gleich einen besonderen Zauber auf mich ausgeübt” des ISG in der Wandelhalle der Paulskirche.
Albert-Sch.-Straße in Nieder-Eschbach.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 363-365, verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
Array
(
    [de] => Array
        (
            [0] => Array
                (
                    [value] => literfasst
                )

        )

)

Literatur:
                        
Emrich, Willi: Die Träger des Goethepreises der Stadt Ffm. von 1927 bis 1961. Ffm. 1963.Emrich: Goethepreis 1963, S. 36-49. | Häfner, Markus: Abgelichtet! Stars in Fft. Neustadt a. d. Aisch 2021. (Kleine Schriften des Instituts für Stadtgeschichte).Häfner: Abgelichtet! Stars in Fft. 2021, S. 165. | Hils-Brockhoff, Evelyn/Gewinner-Thomson, Sabine: Fft. hat gleich einen besonderen Zauber auf mich ausgeübt. Ausstellung anläßlich des 125. Geburtstages von Albert Schweitzer in der Wandelhalle der Paulskirche. Ffm. 2000.Hils-Brockhoff/Gewinner-Thomson: Albert Schweitzer 2000. | Hoffmann, Hilmar: Die großen Ffter. Ehrenwürdige Bürger und Ehrenbürger [von Karl dem Großen bis Friedrich von Metzler]. 4., durchges. Aufl. Ffm. 2012.Hoffmann: Die großen Ffter 2012, S. 161-163. | Maisak, Petra/Kölsch, Gerhard: Ffter Goethe-Museum. Die Gemälde. „... denn was wäre die Welt ohne Kunst?“ Bestandskatalog. Hg. v. Freien Deutschen Hochstift. Ffm. 2011.Maisak/Kölsch: Gemäldekat. d. Ffter Goethe-Museums 2011, S. 48f. | Oermann, Nils Ole: Albert Schweitzer 1875-1965. Eine Biographie. München 2013. (Beck’sche Reihe 6089).Oermann: Albert Schweitzer 2013. | Seng, Joachim: Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn. Das Freie Deutsche Hochstift – Ffter Goethe-Museum 1881-1960. Göttingen 2009.Seng: Freies Deutsches Hochstift 2009, S. 319f., 370, 372f., 376, 420, 422, 528, 539f., 542.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/375.

GND: 11861214X (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Schweitzer, Albert. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1204

Stand des Artikels: 25.9.1995