S. stammte aus einer seit 1644 in Ffm. ansässigen jüdischen Familie. Sein Großvater, der Bankier Isaak Michael S., war 1781 zum kaiserlichen Hoffaktor ernannt worden. S.s Vater Georg S. (1769-1819) führte das Bankgeschäft fort.
1792 – vermutlich in diesem Jahr wurde S. getauft – zog die Familie nach Offenbach, wo S. ersten Violinunterricht erhielt. 1807 gab er sein erstes Konzert als Geiger, im gleichen Jahr wurden seine ersten Violinduette veröffentlicht. Auf den ersten Notendrucken war sein Nachname mit „i” geschrieben. Als Komponist behielt S. künftig diese Schreibweise bei. Von 1810 bis 1812 Philosophiestudium in Heidelberg und Weiterbildung im Violinspiel. Während der Befreiungskriege machte S. in Ffm. die Bekanntschaft mit
Ernst Moritz Arndt, dessen Gedicht „Was ist des Deutschen Vaterland” er 1814 vertonte; später schrieb er seine Vertonung zu einem vierstimmigen Männerchor um. Bei der 1815 erwarteten Rückkehr
Napoleons formierte der patriotisch gesinnte S. in Offenbach einen Landsturm. Eine 1818 begonnene Italienreise musste er vorzeitig beenden, als das Bankunternehmen des Vaters zusammenbrach und dieser kurz darauf starb. S. versuchte in der Folgezeit, den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. 1831 zog er mit seiner Familie – S. war seit 1813 mit
Charlotte Auguste Wilhelmine von Goldner verheiratet, mit der er zwölf Kinder hatte – nach Ffm. und betätigte sich fortan als Börsenmakler. Seine künstlerische Produktion setzte er jedoch fort, veranstaltete musikalische Soireen und schrieb Musikrezensionen. S. beherbergte in seinem Haus u. a.
Louis Spohr,
Felix Mendelssohn Bartholdy, Giacomo Meyerbeer,
Franz Liszt und Nicolo Paganini. 1855 wurde S. in die Leitung der Ffter Theater-Aktien-Gesellschaft gewählt und wirkte am Stadttheater häufig als Operndirigent. In seinen letzten Lebensjahren war S. völlig erblindet.
S. war Mitglied im vaterländisch gesinnten Liederkranz, für den er zahlreiche Chorkompositionen schuf. An der Organisation des 1838 vom Liederkranz initiierten ersten Deutschen Sängerfests in Ffm. war er maßgeblich beteiligt und komponierte aus diesem Anlass das Lied „Frankfurt am Main” (in Vertonung der Ballade von August Kopisch). Im gleichen Jahr zählte S. zu den Mitbegründern der vom Liederkranz ins Leben gerufenen Mozart-Stiftung, deren erster Präsident er von 1838 bis 1843 war. S. gehörte der Freimaurerloge zur Einigkeit sowie der im Herbst 1840 gegründeten musisch-intellektuellen „Gesellschaft der Tutti Frutti” (wo er den Fruchtnamen „Betel” führte) an.
Den Hauptteil der künstlerischen Produktion von S. nehmen die über 250 Liedkompositionen ein, von denen die Stücke „Der Trompeter”, „Rhein-Sehnsucht” und „Die drei Liebchen”, letzteres nach einem Text von
Heinrich Hoffmann, am meisten Verbreitung fanden. Des Weiteren schuf S. rund 60 Instrumentalwerke, darunter zwei Violinkonzerte, mehrere Ouvertüren, Tänze und Märsche. S.s Werke waren mit ihrem volkstümlich-sentimentalen Charakter zu seinen Lebzeiten sehr populär und transportierten mit ihren vielfach patriotisch gefärbten Texten die nationale Auffassung des Komponisten an die Hörerschaft. S.s jüdische Herkunft wurde von ihm selbst und seinen Biographen fast durchweg übergangen.
S.s ältester Sohn war der Jurist
Otto Wolfgang S. (1826-1907), 1885/86 Vorsitzender des Freien Deutschen Hochstifts. Der jüngere Sohn Edward S. (1839-1934) verfasste 1925 die Lebensgeschichte seines Vaters.
Nachlass im ISG.
S.straße in Offenbach.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 406-408,
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