Zweiter Sohn des Kaiserlichen Rats Franz (auch: Frantz) von B. (1658-1732) und dessen Ehefrau Rebecca, geb. Lehnemann (1663-1739), Tochter eines wohlhabenden Lederhändlers. Verheiratet (seit 1732) mit
Catharina Elisabetha (auch: Elisabeth) von B., geb. (von) Kellner, verw. Glock (1696-1749).
Jurastudium in Jena (seit 1708) und Halle (seit 1712). Am 3.11.1714 verteidigte B. als Respondent unter dem Vorsitz von Johann Peter (von) Ludewig (1668-1743), dem Hallischen Ordinarius für Geschichte und Rechtswissenschaft, die staatsrechtliche Inaugural-Dissertation „De obligatione successoris in principatus et clientelas“, womit er vermutlich sein Studium abschloss. Als Lizentiat der Rechte („J. U. L.“) wurde B. 1721 in das Ffter Bürgerrecht aufgenommen. Seit 1726 gehörte er dem Graduiertenkolleg an, einem Zusammenschluss von Medizinern und Juristen mit akademischem Titel, der der Standes- und Interessenvertretung diente. Als Deputierter des Graduiertenkollegs trat B. etwa in einem Vorrangstreit mit der Patriziergesellschaft Frauenstein auf, wobei er selbst, entgegen anderslautenden Angaben, kein Frauensteiner war, da er nicht in den entsprechenden Mitgliederlisten der Gesellschaft (etwa im Rats- und Stadtkalender) verzeichnet ist. Als B., gerade in den Rat der Stadt aufgenommen, sich am 29.1.1732 verheiratete, fand die Trauung auf Haus Limpurg statt, da die Familie seiner Braut
Catharina Elisabetha, geb. von Kellner, der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg angehörte; die Hochzeit soll die letzte auf Haus Limpurg gewesen sein. Das Ehepaar von B. bewohnte wohl das „Haus am Brunnen“ in der Großen Eschenheimer Gasse (Lit. D 174, später Nr. 23; nicht erhalten), das ehemals „Glockische Haus“, das
Catharina Elisabetha aus dem Erbe ihres jung verstorbenen ersten Mannes
Anton Philipp Glock mit in die Ehe mit B. gebracht hatte. Möglicherweise lebte B. zuletzt in einem der nahe gelegenen Barckhausen’schen Häuser auf der Zeil (entweder im Haus zu den Drei Königen auf der Nordseite, Lit. D 38, später Nr. 74, neu: 124, oder in dem kleineren Barockhaus auf der Südseite, Lit. D 205, später Nr. 45, neu: 113).
Von 1731 bis 1745 saß B. im Rat der Stadt Ffm. Lt. dem Rats- und Stadtkalender von 1742 wirkte er als Deputierter des Rats im Rentenamt, bei den Handwerkern (mit der Zuständigkeit für die Sattler, Säckler und Hosenstricker) sowie im Pflegamt des Armen-, Waisen- und Arbeitshauses. Er war 1742 zudem Ffter Gesandter beim Reichstag in Regensburg und amtierte 1744 als Jüngerer Bürgermeister. Mitte Oktober 1745 wurde er von dem kurz zuvor in Ffm. gekrönten Kaiser Franz I. (1708-1765) zum Wirklichen Reichshofrat ernannt, woraufhin er unverzüglich als Ffter Ratsherr zurücktrat. Letztlich blieb es jedoch bei dem kaiserlichen Titel, ohne dass er das Amt des Reichshofrats in Wien jemals ausgeübt hätte, und der wenige Tage vor ihm mit demselben Titel bedachte Staatswissenschaftler
Heinrich Christian Senckenberg wechselte nach Wien. B. und
Senckenberg waren die einzigen Ffter, die je den hohen Titel eines Reichshofrats trugen.
Mitglied der Loge zur Einigkeit.
Aus dem Nachlass ihres ersten Mannes
Anton Philipp Glock (1694-1721) besaß B.ens Ehefrau
Catharina Elisabetha eine bedeutende Münzsammlung. Sie hatte
Glock auf dem Totenbett versprochen, einen Katalog seiner Sammlung erstellen und publizieren zu lassen. Diese Aufgabe übernahm dann ihr zweiter Mann, Heinrich von B., der vermutlich durch sein Studium in Halle bei Ludewig, einem Wegbereiter der Numismatik, entsprechend vorgebildet und interessiert war. Das von B. verfasste Verzeichnis „Numophylacium Glockianum, Sive Collectio MMMCCXCVI. Numorum, tam Graecorum quam Romanorum, &c.
Ant. Phil. Glockii J. U. Lti.“ wurde 1735 bei
Johann Benjamin Andreae in Ffm. gedruckt. Nach dem Tod seiner
Frau 1749 übergab B. gemäß ihren testamentarischen Bestimmungen das
Glock’sche Münzkabinett an die Stadtbibliothek, wo es die städtische Münzsammlung begründete (seit 1927 im HMF). In seinem eigenen Testament vom 28.12.1750 vermachte B. der Stadtbibliothek ein Kapital von 7.000 Gulden, wobei die Zinsen von 6.000 Gulden zur Anschaffung von Schriften zur deutschen Geschichte, die Zinsen der übrigen 1.000 Gulden zur Besoldung eines Stadtbibliothekars bestimmt waren; die mit Mitteln aus dem B.’schen Legat angekauften Bücher sollten mit seinem Namen und Wappen versehen werden. Außerdem überließ das Ehepaar von B. seinen repräsentativen Kunstkammerschrank mit seiner Sammlung kunsthandwerklicher Kostbarkeiten, exotischer naturkundlicher Objekte und historischer Gegenstände der Stadtbibliothek, zunächst nach B.ens Tod 1752 als Dauerleihgabe, dann 1786 als Schenkung von B.ens Neffen Johann Friedrich von Wiesenhütten (1724-1793). Der B.’sche Kunstschrank kam 1877/78 an das HMF, wo er sich bis heute erhalten hat, wenn auch nur mit einem geringen Teil der Sammlungsstücke.
B. ließ sich 1747 von dem seinerzeit gesuchten Porträtisten
Franz Lippold malen. Nach dem Gemälde entstand ein Kupferstich (von Johann Martin Bernigeroth, 1751), von dem Exemplare etwa im HMF und in der Porträtsammlung Holzhausen in der UB Ffm. überliefert sind. Als Pendant zu B.ens Bildnis schuf
Franz Lippold 1748 ein Porträtgemälde der Ehefrau
Catharina Elisabetha von B. Die beiden Bildnisse wurden von
Catharina Elisabetha von B. 1749 der Stadtbibliothek vermacht. Bis 1786 waren sie in der Galerie bedeutender Stifter und Gelehrter im Bibliothekssaal im ehemaligen Barfüßerkloster ausgestellt. Heute befinden sich die beiden Porträts des Ehepaars von B. im Besitz des HMF.
Da B. und seine Frau keine Kinder und somit keine direkten Erben hatten, adoptierte er den jüngsten Sohn seiner Schwester Rebecca Francisca von Wiesenhütten, geb. von B. (1693-1766), den Bankier Carl Andreas von Wiesenhütten (1725-1793), der mit kaiserlicher Genehmigung von 1753 den Namen „Heinrich Carl von Barckhaus gen. von Wiesenhütten“ (seit 1789 unter Erhebung in den Freiherrnstand) führte. Zum Nachlass B.ens im Gesamtwert von etwa 250.000 Gulden gehörten u. a. sein Wohnhaus in Ffm., zwei Landgüter in Gronau und Liederbach, 47 Stück Wein und einige Juwelen. Mit dem Erbe des Onkels begründete Heinrich Carl von B. gen. von Wiesenhütten das Freiherrlich von B.-Wiesenhütten’sche Fideikommiss (Kleines von B.-Wiesenhütten’sches Fideikommiss), dessen ansehnliches Vermögen von ihm wie auch von seinem Sohn Carl Ludwig (seit 1789: Freiherr) von B. gen. von Wiesenhütten (1761-1823) noch vermehrt wurde und offenbar erst mit der Hyperinflation 1922 schwand.
Heinrich von B. ist nicht zu verwechseln mit seinem fast gleichaltrigen Cousin Heinrich Bernhard von B. (1692-1745), der das Barckhausen’sche Palais auf der Zeil (Lit. D 210, später Nr. 35, neu: 103, heute: 91; abgerissen um 1907 für den Neubau des Kaufhauses Wronker) bewohnte und von 1742 bis 1744 Kaiser
Karl VII. als Residenz zur Verfügung stellte.
Sammlerraum für Heinrich und
Catharina Elisabetha von B. in der 2012 eröffneten Dauerausstellung „Ffter Sammler und Stifter“ des HMF.
Die Barckhausstraße im Westend wurde 1883 nach der
Familie und insbesondere nach Heinrich von B. unter Bezug auf seine Stiftung für die Stadtbibliothek benannt.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 38,
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