Auch: Barckhaußen, Barckhauß. Seit der Erhebung in den erblichen Adelsstand durch den Kaiser 1680: von B. (auch: von Barckhausen).
Die Ffter Familie B. stammte aus Herford in Westfalen; ein vermutlich verwandter zweiter Zweig wanderte um 1655 aus Lemgo in Ffm. zu, wo er aber schon mit der dritten Generation 1730 ausstarb. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts war Franz (von) B. (d. Ä.; 1626-1682), Sohn eines Ratsherrn und Rentmeisters in Herford, zur (weiteren) kaufmännischen Ausbildung nach Ffm. gekommen. Er begann als Handlungsgehilfe bei dem einflussreichen Kaufherrn
Johannes Ochs (seinem späteren Schwager) im Roten Haus auf der Zeil. Bald wechselte er zu Wilhelm Sonnemann (?-1658) in dessen Tuch- und Modewarenhandlung im Haus zur Goldenen Waage. Franz B. d. Ä. heiratete 1651 Sonnemanns Tochter Antonetta Elisabetha (?-1667), wurde 1653 Ffter Bürger und übernahm wohl nach dem Tod des Schwiegervaters dessen Firma und Haus. Vor allem im künftig intensivierten Wechselgeschäft erzielte er beträchtliche Gewinne, und zu seinen Kreditnehmern zählten einige deutsche Fürstenhäuser. So stieg Franz B. d. Ä. zum Rat und Residenten des Fürstbistums Osnabrück und Herzogtums Braunschweig-Lüneburg (ab 1678) sowie des Herzogtums Pfalz-Neuburg (ab 1681) auf, die er beim Oberrheinischen Kreis in Ffm. vertrat, und 1680 wurde er vom Kaiser in den erblichen Adelsstand erhoben. Mit einem geschätzten Vermögen von 300.000 bis 500.000 Gulden gehörte er zu den reichsten Bürgern der Stadt. In seinen letzten Lebensjahren stiftete Franz von B. d. Ä. die von dem Bildhauer Hans Martin Sattler aus Idstein geschaffene Kanzel für die neue, am 20.2.1681 eingeweihte Katharinenkirche (kriegszerstört mit der gesamten barocken Innenausstattung der Katharinenkirche bei dem Luftangriff auf Ffm. am 22.3.1944); an der reich geschmückten und vergoldeten Kanzel aus schwarzem Marmor waren die Familienwappen von B. und seiner Frau angebracht, und mitten auf dem prächtigen Schalldeckel stand der Pelikan als Wappentier der Familie B. und christliches Symbol zugleich.
Die beiden älteren Söhne von Franz (von) B. d. Ä., Heinrich (d. Ä.; 1653-1727) und Johann (von) B. (1655-1698), setzten das väterliche Geschäft in der Goldenen Waage fort, während der dritte Sohn, Franz (von) B. (d. J.; 1658-1732), die Juristenlaufbahn einschlug und es bis zum Kaiserlichen Rat brachte; der jüngste Sohn, Remigius, gen. Remy, (von) B. (1663-1724), ging zum Militär und war zuletzt Rittmeister in holländischen Diensten. Heinrich von B. d. Ä. wurde 1683 als erster der Familie auf Frauenstein rezipiert (wobei ihm nicht alle aus der Familie als Mitglieder in dieser Patriziergesellschaft folgten) und wurde 1684 in den Rat der Stadt gewählt, in dem er 1693 zum Schöffen aufstieg und dreimal (1700, 1706, 1713) den Älteren Bürgermeister stellte. Nach dem Tod seines Bruders Johann (von) B. 1698 gab Heinrich von B. d. Ä. die Tuchhandlung auf und verkaufte das Haus zur Goldenen Waage (1.2.1699). Das verbliebene Wappen der Familie von B. mit der Darstellung des Pelikans befindet sich heute wieder an der Decke der Schreibstube („Pelikanzimmer“) des nach der Kriegszerstörung rekonstruierten Hauses in der neuen Altstadt.
Der Wirkliche Reichshofrat
Heinrich von B. d. J. (1691-1752), Sohn des Kaiserlichen Rats Franz (von) B. d. J. und einer von nur zwei Frankfurtern mit dem Reichshofratstitel, stiftete zusammen mit seiner Frau
Catharina Elisabetha von B., geb. (von) Kellner, verw. Glock (1696-1749), den Grundstock für das städtische Münzkabinett und einen Kunstkammerschrank für ein erstes Ffter Museum in der Stadtbibliothek, woraus sich später das Historische Museum entwickelte. Da die Ehe von
Heinrich und
Catharina Elisabetha von B. kinderlos geblieben war, adoptierte der Witwer seinen Neffen, den Bankier Carl Andreas von Wiesenhütten (1725-1793), der daraufhin mit kaiserlicher Genehmigung von 1753 den Namen „Heinrich Carl von Barckhaus gen. von Wiesenhütten“ (auch abgekürzt: von Barckhaus-Wiesenhütten, von Barckhausen-Wiesenhütten) führte. Später wurde Heinrich Carl von B. gen. von Wiesenhütten, seit 1767 hessen-darmstädtischer Geheimer Rat und Gesandter beim Oberrheinischen Kreis, in den Freiherrnstand erhoben (1789). Aus seiner Ehe mit Helene Elisabeth
Charlotte (seit 1789: Freifrau) von B. gen. von Wiesenhütten, geb. von Veltheim auf Destedt (1736-1804), stammten der hessen-darmstädtische Diplomat und Politiker Carl Ludwig (seit 1789: Freiherr) von B. gen. von Wiesenhütten (1761-1823) und die Malerin
Louise (seit 1789: Freiin) von B. gen. von Wiesenhütten, seit 1805 verh. von Panhuys (1763-1844). Carl Ludwig von B. gen. von Wiesenhütten lebte zuletzt auf dem Schönhof in Bockenheim, zusammen mit seiner älteren Schwester
Charlotte Louise Ernestine, seit 1805 verw. Edle von Oetinger (1756-1823), die als Vorbild für das (anonymisiert auftretende) „Fräulein von B.“ in
Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) gilt.
Heinrich von B. d. J. wird in der Literatur häufiger verwechselt mit seinem Cousin Heinrich Bernhard von B. (1692-1745), einem Sohn von Heinrich (von) B. d. Ä. (1653-1727) und dessen zweiter Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Pehr (1670-1729). Heinrich Bernhard von B. bewohnte mit seiner Ehefrau Maria Magdalena, geb. von Heyden (1692-1748), das von seinem Vater errichtete Barckhausen’sche Palais auf der Zeil (Lit. D 210, später Nr. 35, neu: 103, heute: 91; abgerissen um 1907 für den Neubau des Kaufhauses Wronker). Das barocke Palais auf Fft.s neuer Prachtstraße, das schon bei der Kaiserwahl 1711 als kurpfälzisches Quartier gedient hatte, nutzten Kaiser
Karl VII. und seine Gattin Maria Amalia, geb. Erzherzogin von Österreich (1701-1756), während ihres Ffter Aufenthalts von 1742 bis 1744 als Residenz. Zum Dank sorgte der
Kaiser dafür, dass Heinrich Bernhard von B. am 1.9.1744 ohne die eigentlich vorgeschriebene Kugelung in den Rat der Stadt Ffm. aufgenommen wurde. Auf der Zeil besaß die Familie von B. zwei weitere Häuser: ein kleineres Barockhaus mit Hof und Garten zum Holzgraben auf der Südseite (Lit. D 205, später Nr. 45, neu: 113; spätere Gastwirtschaft „Zum Krokodil“, lt. Adr. 1896-1905, zerstört im Zweiten Weltkrieg) und das recht stattliche Barckhausen’sche Haus (auch: Haus zu den Drei Königen, früher: Schwabenhof) auf der Nordseite an der Ecke zur Großen Eschenheimer Gasse, das ehemals (1668)
Matthäus Merian d. J. gehört hatte und schließlich von der Familie von B.-Wiesenhütten bewohnt wurde (Lit. D 38, später Nr. 74, neu: 124; abgebrochen 1882 für das Geschäftshaus „Zum Kaiser Karl“, gen. „Fratzeneck“).
Der ledig verstorbene Rittmeister Remigius (von) B., jüngster der vier Söhne von Franz (von) B. d. Ä. und dessen Ehefrau Antonetta Elisabetha, geb. Sonnemann, hatte durch sein Testament von 1716 sein gesamtes Vermögen zu einem Familienfideikommiss („Großes Remy von B.’sches Fideikommiss“) bestimmt, das sein Bruder Heinrich von B. d. Ä. und zwei seiner Neffen bedeutend vermehrten, u. a. um das Palais auf der Zeil und einen Garten vor dem Allerheiligentor. Wohl letzter Nutznießer des Großen Fideikommisses war Heinrich Franz von B. (1722-1765), Oberamtmann in Lichtenau und Willstätt in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Obwohl er zudem 1752 eine vorteilhafte Ehe mit der Ffter Patriziertochter Sophia Sibylla von Syvertes (seit 1769 in 2. Ehe verh. von Schmidt, 1734-1795), angeblich „der reichsten Erbin der Stadt“ (
Alexander Dietz), geschlossen hatte, hinterließ er bei seinem Tod beträchtliche Schulden.
Die direkte Namenslinie der Ffter Familie von B. ist 1815 erloschen. Letzter männlicher Namensträger war Friedrich Hector von B. (1758-1815), der jüngere der beiden Söhne von Heinrich Franz von B. und dessen Ehefrau Sophia Sibylla, geb. von Syvertes. Friedrich Hector von B. stand als Hauptmann in französischen Diensten, bevor er in seine Geburtsstadt Ffm. zurückkehrte. Seit 1788 Ratsherr und seit 1789 Schöffe, wurde er 1799 „wegen leichtsinniger Streiche“ (
Robert Schrotzenberger) zum Austritt aus dem Rat gezwungen; auch aus der Patriziergesellschaft Frauenstein wurde er ausgeschlossen. Seine 1795 eingegangene Ehe mit Elisabetha Margaretha
Carolina (auch: Caroline), geb. Freiin von Leonhardi (1776-1849), wurde geschieden, nachdem bald offenbar geworden war, dass er sich durch die Heirat „in betrügerischer Absicht“ lediglich den Zugriff auf das Vermögen des Schwiegervaters
Johann Peter von Leonhardi erhofft hatte, um seine Schulden tilgen zu können. Zeitweise soll er als Schuldgefangener in der Mehlwaage inhaftiert gewesen sein. Angeblich „dem Wahnsinn nahe“ starb Friedrich Hector von B. am 5.10.1815 in Ffm.
Beim Abriss des B.’schen Palais auf der Zeil (um 1907) wurde der Zyklus von 15 Landschaftsbildern, den der Maler
Christian Georg Schütz d. Ä. um 1775 als panoramenhafte Ausstattung für den Festsaal des Hauses geschaffen hatte, zunächst nach England verkauft; sieben der Gemälde erwarb später der Industrielle Carl von Weinberg für den Speisesaal seiner Villa Waldfried in Niederrad. Mit dem erzwungenen Verkauf der Weinberg’schen Villa und Kunstsammlungen im Zuge der „Arisierung“ in der NS-Zeit 1938 kamen die sieben
Schütz-Bilder in das Stadtgeschichtliche Museum (bis 1934 und seit 1945: Historisches Museum); nach 1945 gab die Stadt Ffm. die Bilder an Weinbergs Erben Richard von Szilvinyi (1899-1966) zurück, der sie 1950 der Stadt schenkte. Eines der Hauptstücke schmückt heute den Trausaal im Römer, und eine Gruppe aus drei Bildern (HMF, Inv.-Nr. B.1954.07 bis B.1954.09) ist in der Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“ des HMF zu sehen.
Die Barckhausstraße im Westend wurde 1883 nach der Familie und insbesondere nach
Heinrich von B. d. J. unter Bezug auf seine Stiftung für die Stadtbibliothek benannt.
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