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Friederich, Johann Conrad

Friederich, Johann Conrad (auch: Konrad). Psd.: Carl Strahlheim, Karl Dehnert, K. F. Fröhlich, August Stark u. a. Offizier. Schriftsteller. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 5.12.1789 Ffm., † 1.5.1858 Le Havre.
Sohn des Kaufmanns Johann Nicolaus F. (1762-1833) und dessen Ehefrau Johanna Maria, geb. Wenner (1768-1828), einer Tochter des Buchhändlers Johann Conrad Wenner. Urenkel von Franz Varrentrapp.
F. genoss eine gute Schulbildung durch Erzieher in Ffm., Homburg und Offenbach, die ihn zudem schon früh in Sprachen, Reiten und Gesang unterrichteten. Gegen den Willen der Familie wollte er Schauspieler werden, musste sich jedoch einem Verbot des Vaters beugen und entschloss sich zur Offizierslaufbahn. Mit 15 Jahren trat er in die napoleonische Armee ein. Im Lauf seines abenteuerlichen Soldatenlebens in Spanien, Italien und Frankreich zeichnete er sich einerseits durch seine amourösen Eskapaden und andererseits durch seine schauspielerische Tätigkeit aus. Überall, wo er hinkam, errichtete er Liebhabertheater. In Italien brachte er erstmals „Don Juan“ von Mozart zur Aufführung und gab von ihm selbst ins Italienische übersetzte Stücke von Schiller. Er gehörte zu den Offizieren, die Papst Pius VII. gefangennahmen, und überbrachte Napoleon in Schönbrunn die Meldung von dem gelungenen Handstreich (1809). Nach Napoleons Fall kam er 1814 nach Ffm., ließ sich aber bald darauf vom preußischen Militär anwerben. Er geriet in Schwierigkeiten mit der preußischen Disziplin und nahm 1818 seinen Abschied. Seitdem war F. als Journalist und Schriftsteller tätig, zunächst in Berlin, Bremen und an verschiedenen anderen Orten, von 1821 bis 1823 in Offenbach bzw. Ffm. Herausgeber der Zeitschrift „Beobachter am Main und Rhein“ (mit einem Eröffnungsgedicht von Börne, seit 1821), die schon bald wegen einer Metternich-Karikatur von der Zensur verboten wurde (1822). F. veranlasste den Verleger des Ffter Journals, Johann Ludwig Heller, als Beiblatt die „Didaskalia, oder Blätter für Geist, Gemüth und Publicität“ herauszugeben (erstmals erschienen am 1.1.1823, als Beiblatt der Ffter Nachrichten eingestellt 1934). Dann Journalist in Köln, Mannheim und Stuttgart. 1828 Ffter Bürger auf Heirat. Seit 1832 in (Ffm.-)Rödelheim.
F. war ein ungeheuer produktiver Schriftsteller. Am bekanntesten sind seine Memoiren „Vierzig Jahre aus dem Leben eines Toten“ (3 Bde., 1848/49), die er anonym unter Angabe eines fingierten Herausgebers („Adolf von Dassel“) erscheinen ließ und in „Noch fünfzehn Jahre aus dem Leben eines Toten“ (1854) und „Letzte zehn Jahre aus dem Leben eines Toten“ (unvollendet) fortsetzte. Darin schildert er nicht nur seine Liebesintrigen, was ihm den Ruf eines „Ffter Casanovas“ einbrachte, sondern auch bissig und spöttelnd die zeitgenössische Ffter Gesellschaft. Es kam zu einem Prozess wegen Verspottung der Ffter Behörden, einiger Privatpersonen und der Religion. Das Erscheinen des Werks in Ffm. wurde verboten. F. jedoch hatte die Stadt wegen der vielen Anfeindungen gegen ihn bereits verlassen (1842) und lebte in Frankreich. Er starb völlig verarmt in Le Havre.
Verfasser kompilatorisch-historischer Werke (u. a. „Die Geschichte unserer Zeit“, 30 Bde., 1826-31; „Geschichte der englischen Revolution von der Thronbesteigung Karls I. bis zum Falle Jakobs“, 1830; „Heilige Geschichte von der Erschaffung der Welt bis auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus“, 1839; „Napoleon Bonapartes vollständige Lebensbeschreibung“, 1839; „Universalmythologie“, 1839). Autor erd- und naturbeschreibender Werke sowie utopischer Schriften, die durch ihre Vorausschau auf spätere Erfindungen (Röntgenstrahlen, Luftfahrt, U-Boot etc.) verblüffen. Übersetzer englischer und französischer Werke. Herausgeber und Mitarbeiter von enzyklopädischen Werken. Komponist von Märschen und Romanzen („Ffter Favoritwalzer“).
Obwohl F. auch ein Förderer der Kunst, der Schauspielerei und des Journalismus in Ffm. gewesen war, war er lange Zeit vergessen. Erst Friedrich Clemens Ebrard und Louis Liebmann machten wieder auf ihn aufmerksam („Johann Konrad Friederich. Ein vergessener Schriftsteller“, 1918). Inzwischen gelten seine Memoiren – trotz mancher Übertreibungen – als ein Zeitbild von großem kulturgeschichtlichem Wert.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 222, verfasst von: Sabine Hock.
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Lexika: Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. Wiesbaden 1985, 2., überarb. Aufl. 1992. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau XXXIX).NB 1985, S. 110, Nr. 642; 1992, S. 208f., Nr. 1170. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Adalbert Elschenbroich in: NDB 5 (1961), S. 448f.
Literatur:
                        
Ebrard, Friedrich Clemens/Liebmann, Louis: Johann Konrad Friederich. Ein vergessener Schriftsteller. Ffm. 1918.Ebrard/Liebmann: Johann Konrad Friederich 1918. | Wustmann, Silke: Ffter Liebespaare. Romantisches und Tragisches aus 1.200 Jahren Stadtgeschichte. Ffm. 2008.Wustmann: Ffter Liebespaare 2008, S. 173-176.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/65.

GND: 118535587 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Friederich, Johann Conrad. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2301

Stand des Artikels: 29.4.1988