Sohn von
Hamman von H. und dessen Ehefrau Margarethe, geb. von Helle gen. Pfeffer (1475?-28.4.1508). Verheiratet (seit 11.5.1528) mit Anna von H., geb. Fürstenberger (1510-17.4.1573), Tochter des Ratsherrn und Schöffen
Philipp Fürstenberger (1479-1540), die sich schon vor ihrer Hochzeit als Anhängerin der Reformation zu erkennen gab. Nach ihr wurde die Annastraße im Nordend benannt. Elf Kinder: Anna (1529-1529); Trajan (1530-1571); Justinian (1532-1579), Ratsherr (seit 1559) und Schöffe (seit 1570); Margaretha (1534-1574), verheiratet (seit 1550) mit Johann Kellner (1522-1589);
Achilles (1535-1590), Ratsherr (seit 1570) und Schöffe (seit 1579); Katharina (1538-1538); Anna (1539-1590), verheiratet (seit 1557) mit Hans Heinrich vom Rhein (1527-1577), Ratsherr (seit 1562) und Schöffe (seit 1572); Johann/Hans Hector (1541-1597), Ratsherr (seit 1580) und Schöffe (seit 1590); Hieronymus Augustus (1543-1596), Ratsherr (seit 1590); Julius (1545-1590); Justina (1548-1621), verheiratet in erster Ehe (seit 1566) mit Ogier zum Jungen (1538-1578), Ratsherr (seit 1575), in zweiter Ehe (seit 1579) mit Georg Weiß von Limpurg (1545-1591), Ratsherr (seit 1573) und Schöffe (seit 1580).
Der Vater
Hamman benannte seinen einzigen lebenden Sohn, das jüngste Kind der Familie, nach dem oströmischen Kaiser Justinian I. (527-565), der mit dem Corpus Iuris Civilis das Römische Recht zusammenstellen ließ und damit eine herausragende Stellung in der Rechtsgeschichte einnahm. Auch Justinian gab seinen Söhnen Namen antiker Persönlichkeiten, womit er ebenfalls seine Wertschätzung der Jurisprudenz und der humanistischen Bildung zum Ausdruck brachte.
Über Justinians Kindheit, Jugend und Schulzeit ist nichts bekannt. Am 19.12.1524 immatrikulierte er sich gemeinsam mit seinem Vetter
Johann von Glauburg an der Universität Wittenberg, womit sie sich öffentlich zur Reformation bekannten. Beide kehrten ohne akademischen Abschluss 1526 nach Ffm. zurück. Über Bildungsreisen im Anschluss an den Studienaufenthalt liegen keine Informationen vor. Während der Studienzeit forderte ihn sein Vater
Hamman in einem Brief auf, fleißig Rhetorik und Dialektik zu studieren, da dies (für einen künftigen Stadtpolitiker) wichtige Fähigkeiten seien. In dem Mitte April 1525 ausgebrochenen Ffter Aufstand habe der Rat zu wenige Mitglieder gehabt, die durch ihre Beredsamkeit die Unruhen hätten beenden können.
Am 24.6.1529 wurde Justinian zum Ratsherrn und am 5.4.1537 zum Schöffen kooptiert. Im Amtsjahr 1534/35 war er Jüngerer und in den Amtsjahren 1538/39, 1543/44 und 1549/50 Älterer Bürgermeister. Als Gesandter vertrat er die Stadt Ffm. auf den Reichstagen 1531 in Speyer, 1535 in Worms, 1542 in Speyer und Nürnberg.
1532 sollte Justinian das Ffter Kontingent zur Reichsarmee im Kampf gegen die Türken befehligen, war jedoch durch Krankheit verhindert. 1535 wurde er in den gemeinsamen Kriegsrat der Reichsstädte im Kampf gegen die Wiedertäufer in Münster gewählt. Vor Münster war er wohl hauptsächlich mit der Auffüllung der Kriegskasse betraut, doch interessierte er sich auch für die dortigen Befestigungsanlagen. Diese Kenntnisse brachte er dann bei der Modernisierung der Ffter Stadtmauer ein. Wodurch sein Interesse an militärischen Dingen geweckt wurde, ist nicht überliefert.
Nachdem Ffm. 1536 in den Schmalkaldischen Bund aufgenommen worden war, vollzog Justinian gemeinsam mit dem Schöffen Georg Weiß von Limpurg im Februar 1537 den formalen Beitritt der Stadt. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 stand Ffm. auf der Seite der Verlierer, weshalb sich die Stadt wenige Jahre später nicht an einem erneuten Aufstand evangelischer Fürsten gegen Kaiser Karl V. beteiligte. Daraufhin wurde Ffm. im Juli 1552 mehrere Tage lang von einem protestantischen Heer unter Kurfürst Moritz von Sachsen, Landgraf Wilhelm von Hessen und Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach belagert. Bei dieser Belagerung war Justinian als Muster- und Zeugherr verantwortlich für die Befestigung und Verteidigung der Stadt. Während der Belagerung ging das Familiengut, die H.-Oede (heute H.schlösschen), in Flammen auf. In der dortigen Wasserburg, die er von seinem
Vater geerbt und ausgebaut hatte, hatte sich Justinian mit seinen humanistisch gebildeten Freunden getroffen. Nach der Zerstörung von 1552 baute er umgehend die landwirtschaftlichen Gebäude wieder auf, während das Wohnhaus erst von seinem Sohn
Achilles wieder hergerichtet wurde.
Kaiser Karl V. ließ am 20.1.1549 für Justinian und dessen männliche und weibliche eheliche Nachkommen einen Wappenbrief ausstellen, in den der bekannte, in Ffm. lebende Maler
Hans Sebald Beham das Wappen malte. Justinians Wappen wurde als das eines besonderen Förderers der Reformation an der Schlosskirche in Wittenberg angebracht.
Jacob Micyllus verfasste nach Justinians Tod ein Lobgedicht auf ihn.
Doppelporträt des Ehepaars Justinian und Anna von H. (von
Conrad Faber von Creuznach, 1536) im Städel Museum.
Ein Fragment des Epitaphs von Justinian und seiner Frau, ursprünglich aus der Peterskirche (Aquarell-Abbildung im Epitaphienbuch der Familie von H.), befindet sich heute im H.schlösschen.
Justinianstraße am H.park im Nordend.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 350f.,
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