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Melber, Johanna

Goethes Tante.

Johanna Melber

Johanna Melber
Porträtplakette von Alexander Kraumann (1932) in einem Nachguss von Berahna (2017) am Haus zum Eßlinger in der neuen Altstadt.
Foto: Sabine Hock.

© für das Foto: Sabine Hock, Ffm.
Melber, Johanna Maria, geb. Textor. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 12.2.1734 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 7.11.1823 Ffm.
Zweite Tochter des späteren Stadtschultheißen Johann Wolfgang Textor und dessen Ehefrau Anna Margaretha, geb. Lindheimer (1711-1783). Jüngere Schwester von Goethes Mutter Catharina Elisabeth, geb. Textor. Verheiratet (seit 1751) mit dem Materialienhändler Georg Adolf M. (1725-1780). Elf Kinder, von denen nur vier die Mutter überlebten.
Zusammen mit drei Schwestern und einem Bruder wuchs Johanna auf dem Textor’schen Anwesen in der Friedberger Gasse Lit. C 10/11 (heute: Große Friedberger Straße 20; größtenteils zerstört 1796, endgültig niedergelegt 1863) auf. In „Dichtung und Wahrheit“ (I,1) zeichnet Goethe das Bild der „Tante M.“ als einer warmherzigen, dabei aber äußerst lebhaften Person. Vor allem „zur Zeit öffentlicher Feierlichkeiten, wie bei Krönungen“, sei sie schon als Kind „nicht zu Hause zu halten“ gewesen. Einmal habe sie „dem vorbeifahrenden Kaiser Karl dem Siebenten, während eines Augenblicks, da alles Volk schwieg, auf einem Prallsteine stehend, ein heftiges Vivat in die Kutsche gerufen und ihn veranlaßt (...), den Hut vor ihr abzuziehen und für diese kecke Aufmerksamkeit gar gnädig zu danken“. Nach der Heirat mit Georg Adolf M. 1751 bewohnte M. mit ihrer Familie das Haus zum Eßlinger am Hühnermarkt (kriegszerstört 1944, Reste abgerissen 1950, rekonstruiert 2012-18), in dem sich auch die von ihrem Mann und einem Kompagnon geführte Materialwarenhandlung „Melber & Wagner“ befand. Goethe erinnert sich gern an die Besuche in dem Haus und Laden „mitten im lebhaftesten, gedrängtesten Teile der Stadt an dem Markte“, und bei der Tante waren die Geschwister Goethe, der sechsjährige Wolfgang, seine um ein Jahr jüngere Schwester Cornelia und vermutlich wohl auch der gerade dreijährige Bruder Hermann Jakob (1752-1759), während des Umbaus ihres Elternhauses 1755/56 untergebracht. Alles um die Tante her sei „bewegt, lebenslustig und munter“ gewesen, so dass die Kinder ihr „manche frohe Stunde“ zu verdanken gehabt hätten. Nach dem Tod ihres Mannes 1780 geriet M. mit ihren unversorgten Kindern in wirtschaftliche Schwierigkeiten, und ihre Schwester Catharina Elisabeth Goethe half ihr mit einem großzügigen und langfristigen Darlehen aus. Die Materialwarenhandlung, die M. zunächst selbst weiterzuführen versucht haben soll, wurde mit dem Verkauf des Hauses zum Eßlinger 1788 abgegeben. Zwischen den Familien Goethe und M. bestand lange ein verwandtschaftlich-vertrauter Kontakt. Der jüngste Sohn von Johanna M., Johann Georg David M. (1773-1824), wurde von seiner Tante Catharina Elisabeth Goethe besonders gefördert, studierte Medizin und erhielt 1803 die Stelle als Stadtgeburtshelfer in Ffm.; als Hausarzt betreute er die Rätin Goethe bis zu ihrem Tod 1808. Johann Wolfgang Goethe wiederum besuchte seine Tante M. bei seinen Aufenthalten in Ffm. 1797, 1814 und 1815, nahm an der Feier zur Hochzeit von M.s Enkelin Johanna Neuburg (1794-1848) mit dem Stadtbaumeister Friedrich Hess auf dem Oberforsthaus im August 1815 teil, hielt Verbindung zu seinem Cousin Georg M. und korrespondierte mit der mittlerweile hochbetagten Tante Johanna M. bis 1820. Noch in hohem Alter verfolgte M. interessiert Tagesereignisse und Zeitgeschehen.
Gedenkinschrift mit einer Porträtplakette M.s (von Alexander Kraumann, 1932, in einem Nachguss von Berahna, 2017) am rekonstruierten Haus zum Eßlinger, Hinter dem Lämmchen 2, in der neuen Altstadt.
Johanna-M.-Weg in Sachsenhausen. Haus Johanna M., ein Altenpflegeheim im Quartierszentrum Bürgermeister-Gräf-Haus, in Sachsenhausen.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 31, verfasst von: Reinhard Frost.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 377. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 164.
Literatur:
                        
Goethe, Johann Wolfgang: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. 3 Bde. 6. Aufl. Ffm. 1989. (insel taschenbuch 149-151).Goethe: DuW I,1, S. 49f. | Hartmann, Georg (Hg.)/Lübbecke, Fried (Bearb.): Alt-Fft. – Ein Vermächtnis. Ffm. [1950].Hartmann (Hg.)/Lübbecke (Bearb.): Alt-Fft. 1950, S. 112f. | Heckmann, Herbert/Michel, Walter: Fft. mit den Augen Goethes. Ffm. 1982.Heckmann/Michel: Fft. mit den Augen Goethes 1982, S. 45f., 51f., 210. | Hock, Sabine: Wie finden Sie Goethe? Goethestätten in Ffm. Hg. i. A. d. Dezernats für Kultur und Freizeit der Stadt Ffm., ISG. Ffm. 1999.Hock: Goethestätten in Ffm. 1999, Nr. 6. | Kasper, Birgit/Schubert, Steffi: Nach Frauen benannt. 127 Straßen in Ffm. Hg. v. Frauenreferat der Stadt Ffm. Ffm. 2013.Kasper/Schubert: Nach Frauen benannt 2013, S. 70. | Klasen, Bernd: Das Kochbuch von Goethes lustiger Tante Melber. Rezepte aus der Ffter Altstadt. Rödermark 2009.Klasen: Das Kochbuch von Goethes lustiger Tante Melber 2009. | Lohne, Hans: Fft. um 1850. Nach Aquarellen und Beschreibungen von Carl Theodor Reiffenstein und dem Malerischen Plan von Friedrich Wilhelm Delkeskamp. Ffm. 1967.Lohne: Fft. um 1850, S. 148f. | Sturm, Philipp/Cachola Schmal, Peter (Hg.)/Röger, Moritz (Mitarb.): Die immer Neue Altstadt. Bauen zwischen Dom und Römer seit 1900. / Forever New: Fft.’s Old Town. Building between Dom and Römer since 1900. Berlin 2018.Sturm/Cachola Schmal (Hg.): Die immer Neue Altstadt 2018, S. 200f.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/251. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/677 (Haus Eßlinger). | Senioren-Zeitschrift. Hg. v. Dezernat für Soziales, Senioren, Jugend und Recht der Stadt Ffm. in Zusammenarbeit mit dem Presse- und Informationsamt. Ffm. 1974-heute. Schembs, Hans-Otto: Eine lebhafte, leidenschaftliche Tante Goethes. Johanna Melber im Haus zum Esslinger am Hühnermarkt. In: Senioren-Zeitschrift 3/1999, S. 39f.
Internet: Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/11687256XHess. Biografie, 18.7.2018. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_MelberWikipedia, 18.7.2018.

GND: 11687256X (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Melber, Johanna. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/486

Stand des Artikels: 28.8.2018
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 07.2018.