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Leonhardi, Hermann (Karl) von

Leonhardi, Peter Karl (auch: Carl) Pius Gustav Hermann, auch gen. Hermann Karl, Freiherr von. Botanisches Autorenkürzel: Leonh. Prof. Dr. phil. Philosoph. Botaniker. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 12.3.1809 Ffm., † 21.8.1875 Prag.
Aus der wohlhabenden Ffter Kaufmanns- und Bankiersfamilie (von) L. Sohn des Bankiers Karl (eigentl.: Carl) Ludwig (seit 1794: Freiherr von) L. (1781-1864) und dessen Ehefrau Maria Anna, gen. Mariane, geb. Mülhens (1783-1825), der ältesten Tochter des Bankiers Heinrich Mülhens (1758-1838). Enkel des Kaufmanns und Wirklichen Kaiserlichen Rats Johann Peter (seit 1794: Freiherr von) L. (1747-1830). Neun Geschwister: Maria Susanna Freiin von L. (1806-?), Ehrendame des freien weltlichen Stifts Schaaken; Maria Gertrude Freiin von L. (von 1830 bis zur Scheidung 1837 in erster Ehe verh. Wehfer, seit 1858 in zweiter Ehe verh. Freifrau von Riese-Stallburg, 1807-?); Heinrich Carl Philipp Friedrich Freiherr von L. (1810-1811); Heinrich August Carl Freiherr von L. (1812-1827); Maria Elisabetha Clementine Caroline Freiin von L. (1813-1814); Karl (auch: Carl) Friedrich August Franz Freiherr von L. (1815-1883), Offizier; Johanna Carolina Maria Freiin von L. (1817-?); Ludwig Karl (auch: Carl) Kasimir Freiherr von L. (1819-1867), Offizier; Adolph Moritz Carl Freiherr von L. (1820-1850), Offizier. Verheiratet (seit 1841) mit Maria Sidonia (auch: Sidonie) von L., geb. Krause (1810-1875). Keine Kinder.
Der Vater Karl Ludwig von L., der seit 1802 das wiederum von seinem Vater Johann Peter von L. übernommene Handels- und Bankhaus „Johann Michael Koch & Leonhardi“ weiterführte, begründete die böhmische Linie der Familie von L.: Er kaufte um 1810/11 die Herrschaft Platz (tschechisch: Stráž) mit dem zugehörigen Ort Erdreichsthal (tschechisch: Hutě u Příbraze) in Südböhmen und erwarb 1812 das böhmische Inkolat für sich und seine Nachkommen. Aufgrund seines „ungeheuren Geldverbrauchs“, mit dem er seinem Vater Johann Peter von L. und seinem Schwiegervater Heinrich Mülhens „viele Sorgen und Ausgaben“ bereitete (nach Dietz: Handelsgesch. IV.2, S. 576f.), ging er mit der Firma „J. M. Koch & Leonhardi“ 1824 in Konkurs.
Schüler des Gymnasiums in Ffm., der privaten Erziehungsanstalt des Pestalozzianers Zipf in Hanau und des Lyceums unter Grotefend in Hannover. Seit 1827 Studium der Natur- und Rechtswissenschaften sowie der Philosophie in Göttingen. Schüler des Philosophen und Göttinger Privatdozenten Karl (eigentl.: Carl) Christian Friedrich Krause (1781-1832). Relegation von der Universität Göttingen, weil er in einer Vorlesung bei Johann Amadeus Wendt (1783-1836), dem Göttinger Ordinarius für Philosophie, offensiv für seinen Lehrer Krause eingetreten sein soll. Daraufhin (1829) Fortsetzung des Studiums in München, wo er als Anhänger Krauses in Untersuchungshaft genommen und in 40 Verhören zu dessen Philosophie befragt wurde. Da sein Vater sich von ihm abgewandt hatte, wurde L. nach der Haftentlassung durch seinen Großvater unterstützt. Nach Krauses Tod 1832 in München erhielt L. dessen handschriftlichen Nachlass, den er ab 1834 herausgab; seit 1841 war L. mit einer Tochter von Krause verheiratet. Ab 1837 erneuter Aufenthalt in Göttingen. 1839 Rückkehr nach Ffm. Reisen durch Mitteldeutschland. Nähere Bekanntschaft mit Friedrich Fröbel. Seit 1842 Privatdozent in Heidelberg, wo er Vorträge „für gebildete Kreise“ hielt. Im Revolutionsjahr 1848 sprach sich L. in Volksversammlungen für die Notwendigkeit besonnener Reformen und gegen die Umsturzpläne Heckers und Struves aus. Seit 1849 außerordentlicher, seit 1866 ordentlicher Professor für theoretische und praktische Philosophie an der Universität Prag.
In der Botanik betrieb L. insbesondere Algenkunde.
L. veranstaltete 1868 den 1. Philosophenkongress in Prag. Der 2. Philosophenkongress, der ebenfalls von L. organisiert wurde, fand 1869 in Ffm. statt. Als Rednerinnen für den Ffter Kongress gewann er u. a. die Frauenrechtlerinnen Bertha von Marenholtz-Bülow (1810-1893) und Louise Otto-Peters (1819-1895). Infolge des Ffter Kongresses entstand 1871 der von Bertha von Marenholtz-Bülow in Dresden gegründete Allgemeine Erziehungsverein, der die Grundsätze Fröbels und Krauses verband.
Seit 1864 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in der Sektion Botanik. Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Engagiert in der freireligiösen Bewegung.
Veröffentlichungen: „Winke zur Kritik Hegels. Bei Gelegenheit der unwissenschaftlichen Anmaßungen des Herrn G_s in der preußischen Staatszeitung. Ein für den jetzt unterbrochenen Hesperus bestimmt gewesener Aufsatz“ (1832), „Einige Gedanken über den Deutschkatholizismus“ (1847), „Ueber Pflanzen- und Thiersystematik“ (in: Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins, Wien 1857), „Über die böhmischen Characeen“ (in: Lotos, 1863), „Weitere Characeen-Fundorte“ (in: Lotos, 1863), „Die bisher bekannten österreichischen Armleuchter-Gewächse besprochen vom morphogenetischen Standpuncte“ (mit einer grafischen Darstellung von Darwins Entwicklungstheorie unter Anwendung der Krause’schen Kategorientafel, 1864), „Sätze aus der theoretischen und praktischen Philosophie als Entwurf zur Besprechung auf dem für den 26. September 1868 und die folgenden Tage nach Prag berufenen Philosophencongress“ (1869), „Der Philosophencongress als Versöhnungsrath. Beitrag zu einer Lösung der religiösen Zeitfrage“ (1869) u. a. Aus L.s Nachlass wurden seine Schriften „Karl Christian Friedrich Krause’s Leben und Lehre“ (hg. v. Paul Hohlfeld u. August Wünsche, 1902) und „Karl Christian Friedrich Krause als philosophischer Denker (…)“ (hg. v. Paul Hohlfeld u. August Wünsche, 1905) publiziert.
Herausgeber der Zeitschrift „Die Neue Zeit. Freie Hefte für vereinte Höherbildung der Wissenschaft und des Lebens, den Gebildeten aller Stände gewidmet“ (4 Bde., 1869-75).
Ehrenmitglied des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.
Nachlassbestände in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin und im Nachlass Karl Christian Friedrich Krause in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.
Die Alge Nitella leonhardii wurde nach L. benannt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Carl von Prantl in: ADB 18 (1883), S. 311f. | Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. 6., gänzlich neubearb. u. verm. Aufl. 20 Bde. + 1 Ergänzungsband (1909) + 3 Jahressupplementbände (1909-13) + 3 Kriegsnachtragsbände (1916-20). Leipzig/Wien 1902-08/20, Neuaufl. 1905-09/20.Meyers Großes Konversations-Lex. 1905-09/20, Bd. 12 (1908), S. 419. | Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens. 4. Aufl. 16 Bde. + 1 Ergänzungsband (Bd. 17) + 2 Jahressupplementbände (1891-92). Leipzig/Wien 1885-90/92.Meyers Konversations-Lexikon 1885-90/92, Bd. 10 (1888), S. 697f. | Meyers Lexikon in vollständig neuer Bearbeitung. 7. Aufl. 12 Bde. Leipzig 1924-30.Meyers Lex. 1924-30, Bd. 7 (1927), Sp. 852. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 341. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 148.
Literatur:
                        
Carus, Carl Gustav: Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. 4 Teile. Leipzig 1865-66.Carus: Lebenserinnerungen u. Denkwürdigkeiten 4 (1866), S. 89f. | Der Österreichische Schulbote. Zeitschrift für die Interessen der Volksschule. 65 Jahrgänge. Wien 1851-1915.Nachruf von Paul Hohlfeld in: Der Österreichische Schulbote 25 (1875), H. 18 (15.9.1875), S. 517f. | Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. IV.2, S. 574-578.
Quellen: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.Eintrag der Heirat mit Maria Sidonia Krause, München, 19.10.1841: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch 31 (1839-42), S. 544, Nr. 230. | ISG, Standesamt (Best. A.34.02), Personenstandsunterlagen, 1874-1992.ISG, Standesamt, Familienattestat L 249 (Leonhardi, Carl Ludwig von).
Internet: Hessische Biografie, Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/116919612Hess. Biografie, 2.10.2025. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_LeonhardiWikipedia, 2.10.2025.

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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Leonhardi, Hermann (Karl) von. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7192

Stand des Artikels: 4.10.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 10.2025.