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Sulzbach, Familie

Ffter Bankiersfamilie.

Gebrüder Sulzbach beim Whistspiel

Die Gebrüder Sulzbach mit Freunden beim Whistspiel
Ölgemälde von Anton Burger (um 1860; aus Lerner: Bankhaus Heinrich Kirchholtes & Co. vorm. Gebrüder Sulzbach 1956, neben S. 72).

© Die Werke von Anton Burger sind gemeinfrei. Das Gemälde befand sich bei Erscheinen des o. g. Buchs (1956) im Besitz des Bankhauses Heinrich Kirchholtes & Co. in Ffm. Der Verbleib des Bildes konnte trotz intensiver Bemühungen bisher nicht ermittelt werden.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Ffm. ansässige Familie jüdischer Herkunft, die vor allem durch das 1856 gegründete Privatbankhaus Gebrüder S. bedeutend im Ffter Wirtschaftsleben wurde. Abraham S. (1777-1865) wanderte 1801 aus Fürth nach Ffm. ein und nahm eine Stellung im Ffter Bankhaus Beer Nehm Rindskopf an. Nach der Schließung dieses Hauses ließ er sich 1823 als Wechselmakler an der Ffter Börse vereidigen und gab ein privates Kursblatt heraus. Durch die Heirat mit Sara Beyfuss (1787-1868), deren Familie seit dem 16. Jahrhundert in der Judengasse ansässig und mit den Rothschild und Oppenheim verwandt war, hatte Abraham S. 1810 das Recht zur dauernden Niederlassung in Ffm. erworben. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hevor. Die beiden Söhne Siegmund (1813-1876) und Rudolph S., die 1844 bzw. 1853 das Ffter Bürgerrecht erhielten, begründeten 1856 das Bankhaus S. Sulzbach (seit 1866: Gebrüder Sulzbach). Das Unternehmen entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem der einflussreichsten deutschen Privatbankhäuser, ging Beteiligungen an anderen bedeutenden Banken ein und platzierte zahlreiche ausländische Anleihen am deutschen Markt. Auch engagierten sich die Brüder S. insbesondere in der Finanzierung von Zukunftsindustrien wie Chemie und Elektrotechnik sowie von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen. Nach der preußischen Annexion Fft.s 1866 gaben einige Familienmitglieder, darunter Siegmund S., das Ffter Bürgerrecht auf und erwarben die Schweizer Staatsbürgerschaft; dies zog Ende 1866 auch die Umbenennung des Bankhauses in Gebrüder S. nach sich. Nach dem Tod von Rudolph S. 1904 führte dessen Sohn Karl S. (1859-1931) das Bankhaus weiter, unterstützt seit 1920 durch seinen Schwiegersohn Heinrich Kirchholtes (1886-1959) und seit 1922 durch seinen Sohn Walter S. als Teilhaber. In der Kaiserzeit und Weimarer Republik konnte Gebrüder S. trotz der zunehmenden Dominanz der Berliner Großbanken seine Position, vor allem aufgrund der Expertise im Börsen- und Emissionsgeschäft, behaupten. 1937 mussten die jüdischen Mitglieder der Geschäftsleitung im Zuge der „Arisierung“ ausscheiden, und das Bankhaus Gebrüder S. wurde unter dem Namen des nichtjüdischen Teilhabers Heinrich Kirchholtes weitergeführt. 1968 wurde das Bankhaus Heinrich Kirchholtes & Co. von der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim jr. & Cie. übernommen, die damit ihre Ffter Geschäftsbasis erweiterte.
Das Geschäftslokal der Gebrüder S. befand sich zunächst (seit 1856) im eigenen Haus in der Großen Eschenheimer Gasse 37, bis das Anwesen 1871 an Leopold Sonnemann, den befreundeten Verleger und Herausgeber der FZ, veräußert wurde. Danach war das Bankhaus über Jahrzehnte (1871-1904) in der Bockenheimer Anlage 53 ansässig, dann (1904-23) in der Goethestraße 34 und von 1923 bis 1968 (mit Unterbrechungen) in der Mainzer Landstraße 4-6 (Grundstück heute teilweise von den Doppeltürmen der Deutschen Bank überbaut).
Als Stifter taten sich Mitglieder der Familie S., die teilweise das Bankfach aufgaben und sich künstlerischer Betätigung widmeten, u. a. bei der Gründung der Ffter Universität hervor. So errichtete der Bankier Karl S., Geschäftsnachfolger seines Vaters in der Firma Gebrüder S., 1912 eine Stiftung mit einem Kapital von 250.000 Mark zur Förderung der Wissenschaft in den Bereichen Geschichte, Literatur, Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Soziologie an der neu zu gründenden Universität; diese „Dr. Karl S.-Stiftung“ wurde in der NS-Zeit (1939/40) mit zwei anderen jüdischen Stiftungen, der Georg-Speyer-Stiftung und der Otto und Ida Braunfels-Stiftung, zur „Ffter Hochschulstiftung“ zusammengeschlossen.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Reinhard Frost.

Lexika: Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 184, 624-626; vgl. auch S. 152. | Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 115, 149, 192f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 590. | Schiebler, Gerhard: Jüdische Stiftungen in Ffm. Stiftungen, Schenkungen, Organisationen und Vereine mit Kurzbiographien jüdischer Bürger (...). Hg. v. Arno Lustiger im Auftrag der M. J. Kirchheim’schen Stiftung in Ffm. Ffm. 1988, Nachdr. Sigmaringen 1994.Schiebler, S. 76, 93.
Literatur:
                        
Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 189. | Dietz, Alexander: Stammbuch der Ffter Juden. Ffm. 1907.Dietz: Stammbuch d. Ffter Juden 1907, S. 307. | Kirchholtes, Hans-Dieter: Jüdische Privatbanken in Ffm. Ffm. 1969.Kirchholtes: Jüd. Privatbanken 1969, 2. Aufl. 1989, S. 29-32. | Lerner, Franz: Bestand im Wandel. Dargetan an der 100jährigen Geschichte des Ffter Privatbankhauses Heinrich Kirchholtes & Co. vorm. Gebrüder Sulzbach 1856-1956. Ffm. 1956.Lerner: Bankhaus Heinrich Kirchholtes & Co. vorm. Gebrüder Sulzbach 1956. | Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Ffm. Hg. v. d. Moses Jachiel Kirchheim’schen Stiftung. Mit einer Einführung von Hilmar Hoffmann. Ffm. [Copyright 2007].Schembs: Jüd. Mäzene u. Stifter 2007, S. 143f.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/78.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Sulzbach_(Kaufmann) - https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Sulzbach - https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Sulzbach - https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Sulzbach - https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Kirchholtes -
Hinweis: Artikel über die weiteren Familienmitglieder Abraham, Herbert, Karl und Siegmund Sulzbach sowie Heinrich Kirchholtes.
Wikipedia, 8.4.2017.


GND: 1192713303 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
3 herausragende Vertreter der Familie in Ffm.

Sulzbach, Emil

Emil Sulzbach

Emil Sulzbach
Fotografie des Ffter Fotostudios „Kunst-Atelier Rembrandt van Ryn“ mit eigenhändiger Unterschrift des Porträtierten (1925; aus der Sammlung Manskopf im Besitz der UB Ffm.).

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Ffm. (Sign. S 36/F11204).
Sulzbach, Emil Sigismund. Bankier. Komponist. Mäzen. * 7.5.1855 Ffm., † 25.5.1932 Bad Homburg v. d. H., begraben auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße in Ffm.
Sohn des Bankiers Rudolph S. und dessen Ehefrau Theodora, geb. Bass (1836-1890).
Nach einer kaufmännischen Ausbildung trat S. in das Bankhaus Gebr. Sulzbach ein, dessen Teilhaber er 1879 wurde. Bereits neben seiner Banklehre studierte er, seinen Neigungen folgend, Musiktheorie und Kompositionslehre. 1893 trat er aus dem Bankgeschäft aus, um sich als Privatier nur noch der Musik widmen zu können, zunächst durch Fortsetzung seines Studiums bei Iwan Knorr am Hoch’schen Konservatorium.
Als engagierter Förderer und Mäzen machte sich S. besonders um Dr. Hoch’s Konservatorium verdient, dessen Kuratorium er seit 1883, zeitweise (1904-23) als Vorsitzender, angehörte. Er stiftete dem Konservatorium bedeutende Beträge, u. a. zur Anschaffung eines Konzertflügels (zusammen mit seinem Bruder Karl S., um 1903/04) und der Orgel für den Konzertsaal (um 1911/12), förderte aber auch das Palmengarten-Orchester, unterstützte arme Künstler bei ihren Studien und spendete großzügig für in Not geratene Musiker, deren Witwen und Waisen.
Außerdem setzte sich der passionierte Jäger für die Einrichtung von Naturschutzparks ein und förderte das Senckenbergmuseum.
Eigene Kompositionen, vor allem Kammermusikstücke, Lieder und Chorwerke, von denen viele in Ffm. uraufgeführt wurden.
1915 Kaiserlich Türkische Rote-Halbmond-Medaille in Bronze.
Am 9.10.1932 veranstaltete Dr. Hoch’s Konservatorium eine Gedächtnisfeier für sein Ehrenmitglied Emil S., bei der zwölf von dessen Liedern vorgetragen wurden.
Verheiratet (seit 1886) mit Julie S., geb. Marckwald (1865-?), aus Berlin, einer Cousine von Martha Liebermann, geb. Marckwald (1857-1943), der Ehefrau des Malers Max Liebermann (1847-1935). Zwei Söhne und eine Tochter: Ernst Rudolf S. (1887-1954), Verleger, emigriert von Berlin 1936 über Mexiko nach Schweden, wo er in Stockholm als Lektor beim Bonnier-Verlag arbeitete und die Filmhistorische Sammlung mitaufbaute; Lili Theodora Louise S. (seit 1913 in erster Ehe verh. von Boxberger, in zweiter Ehe verh. Sandkühler, 1889-1973), die während der NS-Zeit bis 1944 illegal in Berlin lebte, dann nach Salzburg floh und später in Freilassing wohnte; Herbert Paul S. (1894-1985), Fabrikant, emigriert von Berlin 1937/38 nach England, wo er sich als Diplomat nach dem Zweiten Weltkrieg um die deutsch-britische Versöhnung verdient machte. Ernst S. war verheiratet in erster Ehe (1917-24) mit Kerstin Strindberg (1894-1956), der Tochter des Dramatikers August Strindberg (1849-1912), in zweiter Ehe mit der Grafikerin Renée S., geb. Goldberger (1892-1978), die nach Ernst S.s Tod dessen Lektorenstelle beim Bonnier-Verlag in Stockholm übernahm; aus der ersten Ehe stammte der Sohn Christoph S. (1919-2010), der als Bildhauer und Grafiker in Stockholm arbeitete. Herbert S. war in zweiter Ehe verheiratet mit der Schauspielerin Beate S., geb. Scherk (1896-1982), deren Mutter eine Cousine des Romanisten Victor Klemperer (1881-1960) und des Dirigenten Otto Klemperer (1885-1973) war.
Teilnachlass im ISG. Einzelne Kompositionen und Briefe (an Engelbert Humperdinck, 1899, und an Nicolas Manskopf, etwa 1901-28) in der UB Ffm.
Emil-S.-Straße in Bockenheim.

Lexika: Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 624f. | Martini, Joachim Carlos: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933-1945. Das Beispiel Ffm. 2 Bde. Ffm. 2010.Martini, Bd. 1, S. 290. | Hugo Riemanns Musik-Lexikon. 10. Aufl. Bearb. v. Alfred Einstein. Berlin 1922.Riemann: Musik 1922, S. 1262. | Walk, Joseph: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945. München/New York/London/Paris 1988.Walk, S. 361.
Literatur:
                        
Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 189. | Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 455f. | Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Ffm. Hg. v. d. Moses Jachiel Kirchheim’schen Stiftung. Mit einer Einführung von Hilmar Hoffmann. Ffm. [Copyright 2007].Schembs: Jüd. Mäzene u. Stifter 2007, S. 143f.
Quellen: ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.ISG, Nullkartei. | ISG, Bestand Nachlässe (S1).Teilnachlass: ISG, S1/216. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.064.
Internet: Musik und Musiker am Mittelrhein (MMM) 2, biografisches, orts- und landesgeschichtliches Nachschlagewerk, begr. v. Hubert Unverricht, zweite, völlig überarbeitete Ausgabe, hg. im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte v. Axel Beer, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz. http://mmm2.mugemir.de/doku.php?id=sulzbach
Hinweis: Artikel über Emil Sulzbach von Axel Beer.
Musik u. Musiker am Mittelrhein (MMM), 4.8.2023.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_SulzbachWikipedia, 7.4.2017.

Sulzbach, Rudolph

Rudolph Sulzbach

Rudolph Sulzbach
Fotografie.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 14198).
Sulzbach, Rudolph. Eigentl. Vorname (bis 1864): Ruben. Bankier. Stifter. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 9.4.1827 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 23.1.1904 Ffm., begraben auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße in Ffm.
Fünftes Kind des aus Fürth stammenden Wechselmaklers Abraham Wolf S. (1777-1865) und dessen Ehefrau Sara, geb. Beyfuss (auch: Beyfus, Beyfuß; 1787-1868). Verheiratet (seit 1854) mit Theodora S., geb. Bass (1836-1890), die aus der Ffter Bankiersfamilie stammte. Aus der Ehe gingen zwei Söhne, Emil Sigismund (1855-1932) und Carl Jacob, gen. Karl, S. (1859-1931), hervor.
Wie sein wesentlich älterer Bruder Siegmund S. (1813-1876) genoss auch Ruben S., benannt nach dem Großvater mütterlicherseits, eine gründliche kaufmännische Ausbildung durch den Vater. 1854 erhielt er die Zulassung als Wechselmakler. Im April 1856 gründeten die beiden Brüder S. ein eigenes Bankhaus unter der Firma „S. Sulzbach“. In den ersten Monaten wurde das Geschäft provisorisch von S.s Privatwohnung in der Allerheiligenstraße aus geführt, bis ein Haus in der Großen Eschenheimer Gasse als Firmensitz (1856-71) erworben werden konnte; später (1871-1904) war die Bank in der Bockenheimer Anlage 53/Ecke Opernplatz ansässig. Auch wenn traditionsgemäß der Name des Erstgeborenen in der Initiale des Firmennamens stand, so war doch Rudolph S. von Anfang an der Motor des Bankhauses, das erst später (1866) folgerichtig in „Gebr. Sulzbach“ umfirmierte.
Neue Geschäftsfelder erschloss S. etwa durch sein Engagement für die Gründung von Aktiengroßbanken. Bereits im Februar 1856 hatte er in einem Konsortium Ffter, Hamburger und Leipziger Bankiers an der Gründung der Mitteldeutschen Creditbank in Meiningen mitgewirkt; künftig gehörte er auch der Leitung dieses Instituts (einer Keimzelle der heutigen Commerzbank) an, das seinen Hauptsitz 1876 nach Ffm. verlegte. Weitere Bankgründungen, an denen S. beteiligt war, waren u. a. die Niedersächsische Bank in Bückeburg (1857), die Banque de Bruxelles und die German Bank of London (beide 1871). Eine wichtige Rolle spielte S. bei der Entstehung der Deutschen Bank im März 1870. Als größter Einzelaktionär zeichnete er – immerhin nur vier Jahre nach der preußischen Annexion Fft.s – für sein Haus mehr als ein Fünftel des gesamten Gründungskapitals der neuen, in Berlin ansässigen Bank. Bis zu seinem Tod war er im Verwaltungsrat bzw. (ab 1889) Aufsichtsrat des bald größten deutschen Geldinstituts vertreten.
Wie schon sein Vater konzentrierte sich S. beim Börsengeschäft weiterhin auf den Handel mit Eisenbahnaktien und Staatsanleihen; so vermittelte er nach dem amerikanischen Bürgerkrieg United States Bonds über eine ab 1865 zeitweilig in New York eingegangene Beteiligung. Großes Augenmerk richtete S. auf die Förderung neuer Technologien. So bildete er gemeinsam mit dem Berliner Bankier Jacob Landau und der Nationalbank für Deutschland ein Konsortium, das die Edison’schen Lizenzrechte für die Glühlampe erwarb, und finanzierte eine Studiengesellschaft, die die Verbreitung dieser Erfindung in Deutschland vorbereiten sollte. 1883 gründete er mit Hilfe einer Reihe Ffter Privatbankhäuser die „Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität“, die vier Jahre später, nach einer Kapitalerhöhung unter wesentlicher Beteiligung der Deutschen Bank, in „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ (AEG) umbenannt wurde. Der AEG blieb S. bis zu seinem Tod als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender verbunden. Zu S.s Industrieinteressen zählten auch die Gewinnung von Kalisalzen als Düngemittel und die Herstellung von Aluminium, beides innovative Branchen, die er als einer der ersten finanziell förderte.
S., der aufgrund seiner Pionierleistungen in der Gründerzeit als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Ffter Privatbankiers gelten kann, setzte sich in Ffm. für zahlreiche Unternehmungen ein, die die Infrastruktur der werdenden Großstadt verbesserten. So gehörte das Bankhaus Gebr. Sulzbach gemeinsam mit der Mitteldeutschen Creditbank zu den Finanziers der 1889 in Betrieb genommenen Ffter Waldbahn von Sachsenhausen nach Neu-Isenburg (mit Abzweigungen nach Niederrad und Schwanheim). Weitere Engagements S.s galten der Ffter Quellwasserleitungs-Gesellschaft, der Ffter Hotel Aktien-Gesellschaft (Ffter Hof) und der Providentia Ffter Versicherungs-Gesellschaft.
Von 1871 bis 1903 Mitglied, dann Ehrenmitglied der Ffter Handelskammer. Mitglied im Komitee für den Neubau der Börse, der 1879 eingeweiht wurde. 1892/93 Sachverständiger der Börsenenquetekommission im Reichstag. Ewiges Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.
1899 Komturkreuz I. Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens. 1902 Roter Adlerorden IV. Klasse.
Unmittelbar nach S.s Tod 1904 etablierten seine Söhne Emil und Dr. Karl S. die (bis 1941 bestehende) Rudolph-S.-Stiftung der Ffter Handelskammer, die mit einem Kapital von 100.000 Mark ausgestattet war. Stiftungszweck war die Förderung begabter junger Kaufleute in ihrer Ausbildung und die Unterstützung hilfsbedürftig gewordener ehemaliger Besucher der Ffter Börse. Auch die von Karl S. 1912 eingebrachte Dotation in Höhe von 250.000 Mark zur Gründung der Ffter Universität speiste sich noch aus S.s Mitteln.

Lexika: Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 625f.; vgl. auch S. 198. | Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 131. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Gabriele Teichmann in: NDB 25 (2013), S. 697-699. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 590. | Schiebler, Gerhard: Jüdische Stiftungen in Ffm. Stiftungen, Schenkungen, Organisationen und Vereine mit Kurzbiographien jüdischer Bürger (...). Hg. v. Arno Lustiger im Auftrag der M. J. Kirchheim’schen Stiftung in Ffm. Ffm. 1988, Nachdr. Sigmaringen 1994.Hans-Dieter Kirchholtes in: Schiebler, S. 390-397; vgl. auch S. 124.
Literatur:
                        
Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 189. | Geschichte der Handelskammer zu Ffm. 1707-1908. Beiträge zur Ffter Handelsgeschichte. Hg. v. der Handelskammer zu Ffm. Ffm. 1908.Gesch. d. Handelskammer 1908, S. 798, 1072. | Hansert, Andreas: Geschichte des Städelschen Museums-Vereins Ffm. Hg. vom Vorstand des Städelschen Museums-Vereins. Ffm. 1994.Hansert: Städelscher Museums-Verein 1994, S. 38, 46f., 67; vgl. auch S. 185, Nr. A020. | Lerner, Franz: Bestand im Wandel. Dargetan an der 100jährigen Geschichte des Ffter Privatbankhauses Heinrich Kirchholtes & Co. vorm. Gebrüder Sulzbach 1856-1956. Ffm. 1956.Lerner: Bankhaus Heinrich Kirchholtes & Co. vorm. Gebrüder Sulzbach 1956. | Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Ffm. Hg. v. d. Moses Jachiel Kirchheim’schen Stiftung. Mit einer Einführung von Hilmar Hoffmann. Ffm. [Copyright 2007].Schembs: Jüd. Mäzene u. Stifter 2007, S. 143f. | Seidenzahl, Fritz: 100 Jahre Deutsche Bank 1870-1970. Ffm. 1970.Seidenzahl: Dt. Bank 1970.
Quellen: ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.ISG, Nullkartei. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.014.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_SulzbachWikipedia, 7.4.2017.

Sulzbach, Walter

Walter Sulzbach

Walter Sulzbach
Fotografie.

© Universitätsarchiv Frankfurt am Main (UAF Best. 854 Nr. 1718).
Sulzbach, Walter. Prof. Dr. rer. pol. Bankier. Soziologe. * 21.2.1889 Ffm., † 17.4.1969 Kilchberg/Zürichsee, begraben in Küsnacht/Zürichsee.
Sohn des Bankiers Karl S. (1859-1931) und dessen Ehefrau Edith, geb. Kohn-Speyer (* 1863). Enkel von Rudolph S. Neffe von Emil S.
1907 Abitur am Goethe-Gymnasium in Ffm. Studium der Nationalökonomie und Sozialwissenschaften in Grenoble, Straßburg, München und Freiburg (dort 1911 promoviert mit einer Arbeit über „Die Anfänge der materialistischen Geschichtsauffassung“). 1914 geriet S. auf einer Studienreise durch Südafrika infolge des Kriegsbeginns in englische Internierung (bis 1920). Nach der Habilitation mit einer Schrift über „Die Grundlagen der politischen Parteibildung“ in Ffm. 1921 Privatdozent, ab 1930 außerordentlicher Professor für Soziologie an der Ffter Universität. 1933 Entzug der Lehrbefugnis. 1937 Emigration in die USA, wo er u. a. am Claremont College/Kalifornien lehrte (1937-45). 1954 wurde S. von der Ffter Universität zum ordentlichen Professor (emeritus) ernannt. Zuletzt (seit 1960) lebte er in der Schweiz.
Obgleich S. von vornherein eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen hatte und nicht im Bankwesen tätig war, fungierte er von 1922 bis zu seiner Emigration 1937 als Teilhaber des familieneigenen Bankhauses Gebrüder S. in Ffm.
Zahlreiche soziologische Schriften, darunter mehrere Untersuchungen zur Erforschung des Nationalbewussteins („Nationales Gemeinschaftsgefühl und wirtschaftliches Interesse“, 1929, „Imperialismus und Nationalbewußtsein“, 1959, u. a.) und des Antisemitismus („Vorurteile und Instinkte“, 1923, „Die zwei Wurzeln und Formen des Judenhasses“, 1959, u. a.), sowie Artikel zu volkswirtschaftlichen Themen, u. a. in der FZ.

Lexika: Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 146f. | Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 626. | Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. 3 Bde. München/New York/London/Paris 1980-83.Emigrantenlex. II.2, S. 1146. | Encyclopaedia Judaica. 16 Bde. Jerusalem/New York 1971-72. 2. Aufl. 22 Bde. Detroit [u. a] 2007.Encyclopaedia Judaica, 1. Aufl. 1971/72, Bd. 15, Sp. 508. | Herlitz, Georg/Kirschner, Bruno: Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens. 4 Bde. Berlin 1927-30.JL 4.2 (1930), Sp. 777. | Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Hg. v. Joseph Kürschner u. a. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. München 1927-2003.Kürschner: Gel. 1970, S. 3437 (Nekr.). | Lowenthal, Ernst G.: Juden in Preußen. Biographisches Verzeichnis. Ein repräsentativer Querschnitt. Hg. als Ergänzung zur gleichnamigen Ausstellung vom Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Berlin 1981.Lowenthal: Juden in Preußen 1981, S. 221f. | Martini, Joachim Carlos: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933-1945. Das Beispiel Ffm. 2 Bde. Ffm. 2010.Martini, Bd. 1, S. 290. | Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. 2 Bde. Berlin 1930/31.Reichshdb. 1930/31, S. 1881. | Tetzlaff, Walter: 2.000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts. Lindhorst 1982.Tetzlaff: Juden d. 20. Jh.s 1982, S. 330. | Walk, Joseph: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945. München/New York/London/Paris 1988.Walk, S. 361. | Wininger, S(alomon): Große Jüdische National-Biographie mit mehr als 8.000 Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder. Ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde (...). 7 Bde. Czernowitz 1925-36.Wininger 6 (1933), S. 66.
Literatur:
                        
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Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_SulzbachWikipedia, 3.5.2017.

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Empfohlene Zitierweise: Frost, Reinhard: Sulzbach, Familie. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7974
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Stand des Artikels: 8.4.2017
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 04.2017.