Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
was haben ein Urkundenfälscher, ein Kirchenbaumeister und ein Flüchtlingspfarrer gemeinsam?
Dies ist keine närrische Scherzfrage, trotz des Fastnachtsmonats Februar, in dem wir uns gerade befinden. Die Antwort lautet vielmehr: Ihre Lebensgeschichten werden in den Artikeln der Februarlieferung des Frankfurter Personenlexikons erzählt. Übrigens stammen diese Biographien aus ganz unterschiedlichen Jahrhunderten, nämlich aus dem 14., dem 16. und dem 20. Jahrhundert. Wer in welche Zeit gehört, das verrate ich Ihnen, wenn ich Ihnen den Artikel des Monats vorgestellt habe, der diesmal einer bemerkenswerten Frau gilt.
Artikel des Monats: Frankfurts erste Stadträtin
Sie kam aus bürgerlichem Haus und wurde zur Frauenrechtlerin der ersten Stunde: Meta Quarck-Hammerschlag. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns begann die erst knapp 27-jährige Witwe und alleinerziehende Mutter 1891, sich sozial zu engagieren. Sie arbeitete zunächst in der Waisen- und Armenpflege, focht für die Frauenbildung, unterstützte ein Witwerheim für alleinstehende Väter und deren Kinder ebenso wie den von ihr mitbegründeten Bund für Mutterschutz in Frankfurt, interagierte als Netzwerkerin auf überregionaler Ebene in den wichtigsten Frauenvereinen, trat für die Entkriminalisierung der Prostitution ein, initiierte das Frauenseminar für soziale Berufsarbeit. Nach ihrem Eintritt in die SPD 1911 lernte sie den Frankfurter Sozialdemokraten und Journalisten Max Quarck näher kennen, mit dem sie in der Frauenfrage zuerst einmal gründlich stritt und dann eng zusammenarbeitete. Im Kriegsjahr 1916 heirateten die beiden. Das Frauenwahlrecht, für das sie vehement eingetreten waren, wurde 1918 eingeführt. Im Jahr darauf, am 28. Oktober 1919, wählte die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung Meta Quarck-Hammerschlag zum ersten „weiblichen Stadtrat“ in Frankfurt.
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Nach dem Hinweis auf diese wirklich lesenswerte Frauengeschichte will ich Ihnen gleich die versprochene Lösung meiner Zeitfrage liefern: Heilmann Frosch, Stadtpfarrer aus einflussreicher Patrizierfamilie, der eine Urkunde zugunsten seiner eigenen Pfarrei fälschte, gehört ins 14. Jahrhundert. Werner W. Neumann, Architekt und Maler, der von 1955 bis 1969 sechs Frankfurter Kirchen errichtete, gilt damit als bedeutendster evangelischer Sakralbaumeister der Stadt in der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts. Und Cassiodoro de Reina, Spaniens Bibelübersetzer, kam im 16. Jahrhundert als evangelischer Glaubensflüchtling nach Frankfurt, wo er 1585 die Niederländische Gemeinde Augsburger Confession mitbegründete und 1593 ins Amt des französischen Predigers für die lutherischen Exilanten eingesetzt wurde. Hätten Sie das gedacht?
Die Niederländische Gemeinde Augsburger Confession (NGAC), einst als Almosenkasten für bedürftige Gemeindemitglieder eingerichtet, existiert übrigens bis heute, seit 1998 als gemeinnützige Stiftung, die auch mildtätige und kulturelle Zwecke unterstützt. Davon profitiert auch das Frankfurter Personenlexikon, zu dessen Hauptförderern die NGAC seit 2016 dankenswerterweise gehört.
Für den kommenden Monat wünsche ich Ihnen eine gute Zeit für sich, in der die Geschichten und Menschen aus anderen Zeiten und Welten ihren Platz haben dürfen. Die Sicht auf das Leben der Anderen ermöglicht Ihnen nicht nur, aber auch das Frankfurter Personenlexikon.
Es grüßt Sie herzlich
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. März 2017.