Die Familie S. stammte ursprünglich aus dem niederländischen Hennegau. S.s Vater, der Kaufmann Lorenz S. († 1629), hatte sich 1597 in Valenciennes verheiratet und 1602 als Glaubensflüchtling in Ffm. niedergelassen.
S. ließ schon früh eine künstlerische Begabung erkennen. Seine ersten Kupferstiche fanden die Anerkennung von
Johann Theodor de Bry und
Matthäus Merian d. Ä. Ersten Unterricht im Zeichnen und Malen erhielt S. durch Georg Keller in Ffm. und Sebastian Stosskopf in Hanau. 1620 Schüler von Peter Isselburg in Nürnberg. 1622 in Prag, um sich bei Aegidius Sadeler im Handwerk des Kupferstechens weiterzubilden. Dieser riet ihm jedoch zur Malerei. Seine weitere malerische Ausbildung erhielt S. von spätestens 1625 bis 1627 bei dem Caravaggio-Schüler Gerard von Honthorst in Utrecht. Hier machte er die Bekanntschaft von Rubens. 1628 ging S. als Gehilfe Honthorsts an den englischen Hof in London. S. kehrte wegen des Todes seines Vaters († 19.1.1629) nach Ffm. zurück und reiste von dort aus mit seinem Vetter Michel le Blon 1629 nach Italien, zunächst nach Venedig. Die Malerei Tizians und Veroneses fand später ihren Niederschlag in seinen Werken. Noch im selben Jahr begab sich S. von Venedig nach Rom und blieb dort sechs Jahre. In Rom, wo er in den Antikensammlungen seine Studien betrieb, fand er bald Kontakt zu den damals schon berühmten Malern seiner Zeit wie Nicolas Poussin, Pietro da Cortona und Claude Lorrain. Obwohl Calvinist, hatte er an der Kurie erste Erfolge als Porträtist. 1635 kehrte S. über Mailand nach Ffm. zurück. Hier führte er sich sogleich als erfolgreicher Porträtmaler ein. So schuf er u. a. das lebensgroße Bildnis des Schöffen
Johann Maximilian zum Jungen (heute im HMF). Er nahm
Matthäus Merian d. J. als seinen Schüler auf. In Ffm. heiratete S. eine Verwandte der
Familie de Neufville, die das Landgut Stockau bei Ingolstadt in die Ehe einbrachte. Die Kriegsfolgen mit Seuchen und sozialen Unruhen bewogen S. und seine Frau, 1637 nach Amsterdam überzusiedeln. Bis 1639 weilte sein Schüler
Matthäus Merian d. J. bei ihm. In Amsterdam, wo er als gesuchter Porträtmaler lebte, machte S. die Bekanntschaft Rembrandts. 1645 bezog er sein Landgut Stockau. 1649/50 in Nürnberg, wo ein Hauptwerk S.s, die Darstellung des großen Friedensbanketts, entstand. 1660 verkaufte der kinderlose S. seinen Gutsbesitz und übersiedelte nach Augsburg. Nach dem Tod seiner Frau (1672) heiratete er 1673 die Tochter eines Nürnberger Ratsherrn und ließ sich mit ihr 1674 in Nürnberg nieder. Hier widmete sich S. vornehmlich seiner schon früher begonnenen schriftstellerischen Tätigkeit. 1688 starb S. in Nürnberg als Pfalz-Neuburgischer Rat, Ritter von San Marco, Mitglied des Palmenordens und Vorsteher der kurz zuvor gegründeten Nürnberger Akademie.
S. war einer der beliebtesten und meistbeschäftigten Maler seines Jahrhunderts. Er schuf im Auftrag geistlicher Würdenträger und weltlicher Potentaten Einzel- und Gruppenbildnisse, Bilder religiösen Inhalts, Allegorien, Historienbilder und auch Genrebilder. Verschiedene Arbeiten von S. befinden sich im HMF und in der Ffter Städtischen Galerie. Als Maler ist er jedoch heute fast völlig in Vergessenheit geraten.
Bekanntgeblieben ist S. vielmehr als Begründer der deutschen Kunstgeschichtsschreibung. 1675 erschien gleichzeitig in Nürnberg und Ffm. seine „Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlereykünste”. Darin sind Berichte über Leben, Werk und Technik der bildenden Künstler vom Altertum bis zu seiner Zeit enthalten. Seine Kenntnisse bezog S. teils aus eigener Anschauung, teils aus älteren Künstlerbiographien, wie z. B. den „Viten” Vasaris. Viele der zeitgenössischen Künstler kannte er persönlich. Zur Geschichte der altdeutschen Maler wie Schongauer,
Dürer,
Grünewald, Cranach und Altdorfer konnte er in seiner „Academie” wichtige Quellen zusammentragen und der Nachwelt überliefern. Darüber hinaus finden sich in der „Academie” Beschreibungen und Erläuterungen von Kunstsammlungen und Schatzkammern in Deutschland, der Schweiz und Holland sowie theoretisch-ästhetische Auseinandersetzungen. Das bahnbrechende Werk fand damals in interessierten Kreisen begeisterte Aufnahme. Der Erfolg veranlasste S. zu einem „Zweiten Hauptteil” (1679) und zu einer für das Ausland bestimmten gekürzten lateinischen Übersetzung (1683). Verfasser einer Reihe kleinerer Schriften. Übersetzer und Kommentator der „Metamorphosen” des Ovid.
Selbstbildnis im HMF.
Zwei Neffen S.s wurden ebenfalls bildende Künstler. Jacob von S., geboren 1630 in Ffm., übersiedelte als fünfjähriger Knabe mit seinen Eltern nach Hamburg. Später ging er u. a. bei seinem Onkel Joachim in Amsterdam in die Lehre. Um 1656 ließ sich der mittlerweile vielbeschäftigte Kupferstecher in Nürnberg nieder, wo er 1708 starb. Johann von S., geboren vermutlich 1627 in Ffm., war ebenfalls Schüler seines Onkels. Er lebte viele Jahre in Rom. In Ffm. porträtierte er die
Familie de Neufville. Der Maler und Radierer starb angeblich 1699.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 240-242,
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