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Schames, Samson

Schames, Siegfried Samson, bis zur Emigration 1939 gen. Fritz (S.), seitdem gen. Samson. Maler und Grafiker. Bühnenbildner. * 31.12.1898 Ffm., † 2.1.1967 New York.
Aus einer seit dem 15. Jahrhundert in Ffm. ansässigen jüdischen Familie, deren Stammhaus zum Schwarzen Hermann in der Judengasse war. Sohn von Albert Sch. (1859-1905), einem Angestellten des Bankhauses Rothschild und späterem Sekretär von Max Freiherr von Goldschmidt-Rothschild, und dessen Ehefrau Sofie, geb. Guggenheim (1871-1943). Neffe von Ludwig Sch. (1852-1922), einem ehemaligen Bankier, dessen 1906 in Ffm. eröffnete Kunstgalerie zu einer der führenden Galerien moderner Kunst in Deutschland avancierte und 1916 die erste Ausstellung von Ernst Ludwig Kirchner in Ffm. präsentierte.
Aufgewachsen im konservativ-jüdischen Milieu. Schüler der Realschule der Israelitischen Religionsgesellschaft (bis 1914). Beginn einer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule der Technischen Lehranstalten in Offenbach (seit 1915). Militärdienst (1916-18). Ausbildung zum Maler, Grafiker und Bühnenbildner an der Ffter Kunstgewerbeschule unter Delavilla (1919-23). Daneben Arbeiten als Gebrauchsgrafiker. 1920 mit Schaufensterentwürfen, Plakaten und Postkarten vertreten in der Kunstausstellung der Ffter Künstlerschaft im „Haus Offenbach” an der Messe. Mitglied im Bund Deutscher Graphiker und im Bund für angewandte Kunst. 1923 musste Sch. seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule abbrechen, wahrscheinlich weil er die Studiengebühren nicht mehr aufbringen konnte. Seitdem freischaffender Künstler in Ffm., wobei Sch. seit 1928 die kommerziellen Arbeiten reduzieren und sich zunehmend der Malerei widmen konnte. Tätigkeit als Bühnen- und Kostümbildner wie auch Ausstattungschef für verschiedene Theater, u. a. in Ffm. für das Neue Operettentheater (1924, 1931-32), das „Ffter Künstlertheater für Rhein und Main GmbH” unter Meissner (im festen Engagement 1927-29), die in der Festhalle stattfindenden Festspiele des Arbeiterkulturkartells zum 1. Mai („Der Kreuzzug der Maschine”, 1930, und „Völkerfreiheit”, 1931) und die in der Künstlerklause aufgeführten Nelson-Revuen (1931-32). Erste Arbeiten mit jüdischer Thematik (u. a. „Misrach”, Mappe mit drei Radierungen, erschienen bei Kauffmann, 1924). Schöpfer von Möbel-, Textil- und Tapetenentwürfen (seit einem Besuch im Bauhaus in Dessau, 1925). Restaurator von Ölgemälden für das Museum jüdischer Altertümer (Rothschild-Museum) Ffm., das auch einige Werke von ihm erwarb. 1928 und 1930 Reisen nach Italien und Frankreich mit anschließenden Atelierausstellungen in Ffm. zum Verkauf der unterwegs entstandenen Bilder (meist Landschaften). Seit 1930 zunehmend politisch-zeitkritische Arbeiten. Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft „Malerstudio 1930” mit dem Ziel einer „Klärung der aktuellen Probleme der Ölmalerei”.
Im Februar 1933 Einzelausstellung in der Kunsthandlung Schumann in Ffm. Fahrten nach Holland, um die Emigration vorzubereiten. Nach dem Mal- und Ausstellungsverbot für jüdische Künstler (1934) war Sch. vor allem als Bühnenbildner für den Jüdischen Kulturbund in Ffm. (1935-37) sowie als Porträtmaler für Freunde und Bekannte tätig. Er porträtierte u. a. Bertha Pappenheim, die daraufhin testamentarisch veranlasste, dass Sch. gegen Honorar zwei Ansichten aus dem Garten ihres „Heims des Jüdischen Frauenbundes” in Neu-Isenburg malen sollte; das Porträt wie auch die beiden Gemälde (1936) wurden in der Pogromnacht 1938 zerstört, als das Haupthaus des Heims von den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde. Seit 1934 arbeitete Sch. an dem Triptychon „Jüdisches Leben”, von dem er eine Tafel („Auswanderer”) in der Ffter Chanukka-Ausstellung des Jahres 1934 und die Mosaikentwürfe für alle Tafeln („Auswanderer”, „Flucht”, „Selbstmord”) bei einer Ausstellung in seinem Atelier in der Weißfrauenstraße 1934/35 zeigte. 1935 Italienreise. 1936 wurde „Der kunterbunte Würfel”, ein Bühnenbilderbuch zu den jüdischen Feiertagen, zusammengestellt von Curt Eisenberg und Sch., vom Jüdischen Kulturbund aufgeführt. Im selben Jahr Beteiligung an der Reichsausstellung jüdischer Künstler im Jüdischen Museum in Berlin (u. a. mit „Straße im Herbst”, Blick in den Ffter Rothschildpark, 1935), Einzelausstellung im Berliner Kulturbundtheater und Werkschau in seinem Ffter Atelier. 1937 wurden zwei Blätter von Sch., die Aquarelle „Zigeunerlager” und „Sizilianische Küste”, die die Ffter Künstlerhilfe 1927 und 1928 erworben und dem Depot der Städtischen Galerie übergeben hatte, in der Aktion „Entartete Kunst” von den Nationalsozialisten beschlagnahmt; die Beschlagnahmung eines Blattes wurde wieder zurückgezogen. In seiner letzten Ffter Atelierausstellung 1938 zeigte Sch. die Monotypien „Im Atelier” (um 1937) und „Jüdischer Friedhof am Börneplatz” (2 Ansichten, 1937), das Gemälde „Opernplatz” (1930) sowie die Mosaikentwürfe „Auswanderer” und „Aufbau” aus dem Triptychon „Jüdisches Leben”. In der Nacht des Novemberpogroms 1938 wurden die Bilder von Sch., die sich im Besitz des Museums jüdischer Altertümer befanden, mit den Werken anderer Künstler zerstört. Sch. selbst versteckte sich nach dem Pogrom vorübergehend in der Wohnung seines Freundes Hermann Schwarzschild und bereitete seine Ausreise vor, wobei er die meisten seiner Bilder bei seinem Freund Hanny Franke zurücklassen musste.
1939 über Holland nach England emigriert. Exilkünstler in London, wo Sch. zunächst bei Benno Elkan unterkam, dann im Hause seines Vetters in Golders Green lebte und dessen Garage als Atelier nutzte. Seit 1939 Vorstandsmitglied im neu gegründeten Freien Deutschen Kulturbund (FDKB) in Großbritannien. Künftig war Sch. vor allem in den Ausstellungen des FDKB vertreten. Im März 1940 erste Einzelausstellung im Exil, und zwar mit den wenigen aus Ffm. mitgebrachten Werken wie auch einigen schon in England entstandenen Gemälden aus der Reihe seiner „nebligen Bilder”, in der Brook Street Gallery in London. Von Juni 1940 bis 13.10.1940 Internierung im Lager Huyton bei Liverpool, wo er aber mit improvisierten Mitteln weiterhin künstlerisch arbeiten konnte. Noch 1940 Rückkehr nach London und Einsatz als Fire Guard bei der Civil Defence. Im selben Jahr begann Sch., seine Bilderserie „Bombed London” zu malen. Seit 1940/41 schuf Sch., der schon in Ffm. Mosaiken traditioneller Art (wie „Jüdisches Schicksal”, um 1934) entworfen hatte, experimentelle Mosaiken aus nach dem Bombardement auf London gefundenen Scherben und Trümmern. Die Ffter Entwürfe wie auch die Londoner Materialbilder verstand er selbst als die Anklage eines Künstlers gegen das Naziregime. Weitere Einzelausstellungen in London (Modern Art Gallery, 1942 und 1943; FDKB, 1942) und Hampstead (1942/44) sowie Beteiligung an zahlreichen Gruppenausstellungen, insbesondere der 1. bis 18. Civil Defence Artists (CDA) Exhibition (1941-44). 1946/47 Reise nach Paris, wo er an der „Exposition Internationale d’Art Moderne” im Musée d’Art Moderne beteiligt war.
1948 Übersiedlung in die USA. Sch., der sich in jenen Jahren wieder zunehmend der experimentellen Malerei widmete, hatte seinen Wohnsitz in Forest Hills/New York mit Sommeraufenthalten meist in amerikanischen Künstlerkolonien. Einzelausstellungen in New York („A Monument to Hitler’s Infamy”, Carlebach Gallery, 1950, u. ö.), Paris (1954), Jerusalem (Bezalel National Museum, 1959) und Washington (1962) sowie weiterhin Beteiligung an etlichen Gruppenausstellungen, u. a. in Ffm. („Deutsche Gegenwartskunst”, Ffter Kunstkabinett, 1955/56).
Die ihm angebotene dauerhafte Rückkehr nach Ffm., das er mit seiner Frau Edith, geb. Baum (1912-2010), 1952 noch einmal besuchte, lehnte Sch. ab.
Werke (Gemälde und Mosaiken) u. a. im Besitz des Städel und des HMF. Das Gemälde „Opernplatz“ (1930) kam als Geschenk von Charles Scheidt, dem Sohn eines Schulfreunds von Sch., 2009 in den Besitz von Jüdischem und Historischem Museum in Ffm.
Zahlreiche Selbstbildnisse.
Erinnerungen (Typoskript einer englischen Übersetzung im New Yorker Nachlass des Künstlers).
1989 Ausstellung „Samson Sch. (1898-1967). Bilder und Mosaiken. Ffm. – London – New York” im Jüdischen Museum Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 256-258, verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Martini, Joachim Carlos: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933-1945. Das Beispiel Ffm. 2 Bde. Ffm. 2010.Martini, Bd. 1, S. 240, 285. | Martini, Joachim Carlos: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933-1945. Das Beispiel Ffm. 2 Bde. Ffm. 2010.Über die Ehefrau Edith Schames, geb. Baum: Martini, Bd. 1, S. 204-206, 257.
Literatur:
                        
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 462f. | Frowein, Cordula u. a.: Samson Schames 1898-1967. Bilder und Mosaiken. Frankfurt – London – New York. Hg. [v. Jüdischen Museum] im Auftrag des Dezernats für Kultur und Freizeit [der Stadt Ffm.] Ffm. 1989.Frowein: Samson Schames 1989. | Museum Giersch (Hg.): Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet. Künstler – Händler – Sammler. Katalogred.: Christoph Otterbeck, Birgit Sander, Manfred Großkinsky, Sophia Dietrich. Ffm./Petersberg 2011.Kat. Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet 2011, bes. S. 17f., 239, 344f., 347, 349, 351, 378f., 413f. | Wenzel, Mirjam/Kößling, Sabine/Backhaus, Fritz (Hg.): Jüdisches Fft. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Fft. München 2020.Abbildung des Gemäldes „Opernplatz“ von Samson Schames (1930): Wenzel/Kößling/Backhaus (Hg.): Jüd. Fft. 2020, S. 59.
Quellen: ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.ISG, Nullkartei. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/651.

GND: 119269430 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Schames, Samson. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1009

Stand des Artikels: 4.1.1995