Ältester Sohn des Bankiers
Friedrich Adolf Max (von) G. und dessen Ehefrau Mathilde Bertha
Emma, geb. Mumm von Schwarzenstein (1881-1940). Enkel des Bankiers
Moritz Eduard Hermann (von) G. und dessen Ehefrau Auguste Marie
Olga, geb. Freiin von Bethmann (1849-1925). Urenkel von Peter
Carl G. (1807-1867) und dessen zweiter Ehefrau
Catharina Elisabeth, geb. von Saint-George.
Besuch des Goethe-Gymnasiums bis zum Abitur 1920. Danach kurzzeitige Beschäftigung im familieneigenen Bankhaus Grunelius & Co. Seit dem Wintersemester 1920 Studium der Staatswissenschaften in Freiburg (1920-21), München (1921-22) und erneut in Freiburg (1922-25). Dort 1925 Promotion mit einer Arbeit über „Die Wiederbelebung des Ffter Privatbankgeschäfts“. Wahrscheinlich seit 1928 Tätigkeit im Bankhaus Grunelius & Co., das G. offenbar in und nach den Krisen der Zwanzigerjahre im Bankgeschäft neu zu etablieren und positionieren versuchte. Am 1.5.1933 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.274.899); außerdem Mitglied der DAF und der NSV. Seit 1939 Teilhaber des Bankhauses Grunelius & Co. Während des Krieges Unabkömmlichstellung auf Veranlassung der Reichsbank und des Reichswirtschaftsministeriums „aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit und seiner weitreichenden geschäftlichen Beziehungen“. Bei Kriegsende am 16.4.1945 Entlassung aus seiner Stellung durch die amerikanische Militärregierung. Im Entnazifizierungsverfahren durch Entscheidung der Spruchkammer in Ffm. am 30.7.1947 in die Gruppe 4 (Mitläufer) eingestuft und zu einer Sühnezahlung in Höhe von 2.000 Mark zugunsten des Wiedergutmachungsfonds verpflichtet. Wiederaufnahme der Tätigkeit im Bankhaus Grunelius & Co. Seit 1963 dessen alleiniger persönlich haftender Gesellschafter.
Nachdem das Stammhaus der Bank in der Großen Gallusstraße 16 bei den Luftangriffen auf Ffm. 1944 zerstört worden war, hatte Grunelius & Co. seinen Sitz am Untermainkai 26, in einem ursprünglichen Wohnhaus der Familie, das G.’ jungverheirateten Eltern
Max und Emma von G. im Jahr 1900 von G.’ Großvater Hermann Mumm von Schwarzenstein (1842-1904) überlassen worden war. Dort, in seinem Geburtshaus, wohnte Ernst Max von G. bis zuletzt, versorgt von seiner Schwester Marguerite (1905-1995), die – ebenso wie er – unverheiratet blieb. In der Ffter Stadtgesellschaft galt G. als Original, von dem gerne Anekdoten erzählt wurden, etwa dass er eine Einladung zum Essen ausschlug, um sich – wie er selbst freundlich entgegnet haben soll – lieber daheim von seiner Schwester ein Butterbrot machen zu lassen, oder dass er bis ins hohe Alter in dem Bett schlief, in dem schon
Napoleon im Hause von G.’ Ururgroßvater
Simon Moritz von Bethmann am Friedberger Tor 1813 übernachtet hatte.
Eine umfassende biographische Untersuchung zu Ernst Max von G., auch im Zusammenhang mit der Geschichte des Bankhauses Grunelius & Co. im 20. Jahrhundert und insbesondere in der NS-Zeit, fehlt jedoch bisher. In dem erwähnten Spruchkammerverfahren direkt nach dem Krieg (1947) wurde G., trotz seines relativ frühen Eintritts in die NSDAP, als „Mitläufer“ eingestuft, weil er aufgrund von Zeugenaussagen glaubhaft machen konnte, „nur nominelles Mitglied“ der Partei gewesen zu sein. Für ihn sprachen u. a. sein Engagement im Freien Deutschen Hochstift (seit 1934) und insbesondere sein Einsatz für den Erhalt der traditionell von seiner Familie geförderten Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule in Oberrad, die er als Vorsitzender von deren Stiftung bzw. der St. Georgen-Stiftung bis 1942/43 wohl weitgehend dem Zugriff der NS-Volkswohlfahrt entzog. Vor der Spruchkammer führte G.’ Rechtsanwalt zudem zur Entlastung seines Mandanten an, „dass das Bankhaus Grunelius & Co. nicht eine einzige Arisierung durchgeführt und es auch absichtlich vermieden hat, sich durch Uebernahme jüdischer Bankfirmen oder deren Kunden an jüdischem Vermögen zu bereichern, obwohl verschiedene diesbezügliche Angebot gemacht worden waren“. Aus einer zeitgenössischen Quelle aus dem Jahr 1939 geht dagegen hervor, dass sich das Bankhaus zumindest in einem Fall aktiv um eine Beteiligung an der „Arisierung“ eines jüdischen Bankhauses bemüht hatte, aber nicht zum Zuge gekommen war, weswegen sich der Seniorchef
Max von G., der Vater von Ernst Max von G., bei der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe (als zuständiger Unterabteilung des Reichswirtschaftsministeriums) beschwerte. Zudem saß Ernst Max von G., wahrscheinlich aufgrund der geschäftlichen Verbindungen des Bankhauses Grunelius & Co. zu den Gesellschaften EAG und RWE, im Aufsichtsrat der „Revisionsgesellschaft für Betriebsunternehmungen GmbH“, die offenbar auch zur Bewertung von Unternehmen in „Arisierungsverfahren“ eingesetzt wurde, wobei G.’ denkbarer Anteil daran noch zu untersuchen wäre. Insgesamt wird es erst nach grundlegender Auswertung einschlägiger Quellen möglich sein, G.’ Haltung zum und Rolle im Nationalsozialismus aus historiographischer Sicht gültig einzuordnen.
Mitglied der Ffter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft (1939-85) und der Gesellschaft des Hauses Frauenstein. Mitglied im Beirat der Ffter Versicherungs-AG (seit 1953), im Aufsichtsrat der Ffter Hypothekenbank (seit 1954) und im Aufsichtsrat, zeitweise als Vorsitzender, der Deutschen Olivetti GmbH (1958-86).
Beigesetzt in der Familiengruft auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gruftenhalle, Gruft 3).
Seit Bestehen der Bank 1824 war G. deren zehnter und letzter Inhaber aus der Gründerfamilie. Bis 1978/82 trugen nur zwei Gesellschafter des Hauses,
Johann Georg von Heyder (Teilhaber 1846-86) und Wilhelm Mumm (von Schwarzenstein; Teilhaber 1857-86), nicht den Namen G. Mangels eines Nachfolgers aus der Familie nahm G. spätestens 1982 Edmund Knapp als Gesellschafter und dessen Stiefvater Walther Leisler Kiep als stillen Teilhaber auf. Nach dem Tod von Ernst Max von G. 1987 wurde die Trennung von dessen Privat- und dem Bankvermögen vollzogen. Das Bankhaus Grunelius & Co. wurde zum 1.12.1989 in eine KG umgewandelt, deren Kommanditeinlage mehrheitlich von der Deutschen Bank gezeichnet wurde. Unter der Firma „Grunelius KG Privatbankiers“ (seit Februar 1990) sollte die neue Konzerntochter als Vermögensverwaltungsbank für große Privatanleger (mit den drei persönlich haftenden Gesellschaftern Edmund Knapp, 1978/82-97, Gerd Schmitz-Morkramer, 1990-95, und Jürgen Kleppa, 1990-97) revitalisiert und etabliert werden. Mit der vollständigen Übernahme von Grunelius KG Privatbankiers durch die Deutsche Bank zum Jahresbeginn 1997 wurde der althergebrachte Name aufgegeben.
Aus dem Privatvermögen von G. wurde 1989 eine Stiftung gegründet, mit dem ausdrücklichen Ziel, das traditionsreiche bürgerschaftliche Engagement und mäzenatische Wirken der Familie von G. in eine gemeinnützige rechtliche Form zu überführen und Wissenschaft, Kultur, Sport und soziale Zwecke in Ffm. im Sinne des Stifters zu fördern. Die Ernst Max von G.-Stiftung, die auch den Sitz des Bankhauses am Untermainkai 26 übernahm, unterstützt seitdem vielfältige Projekte und Aktivitäten in Ffm., gehörte 1989 zu den Gründern der Ffter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen und erwarb 2002 den privaten Nachlass des Chemikers
Otto Hahn (seit 2010 als Dauerleihgabe im ISG). Zusammen mit der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung ermöglichte sie durch großzügige finanzielle Unterstützung 2004/05 die Einrichtung des Grunelius-Möllgaard-Labors für molekulare Evolutionsforschung am Forschungsinstitut Senckenberg.
Ernst Max von G.-Saal, der mit Unterstützung der Ernst Max von G.-Stiftung neu entstandene und 2014 eröffnete Kammermusiksaal der Ffter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen. Ernst Max von G.-Saal im 2021 eröffneten Deutschen Romantik-Museum.
.