Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
jetzt im September ist viel los. Es beginnt der Herbst und damit die Saison – mit neuen Theaterinszenierungen, Konzerten, Ausstellungseröffnungen, Modenschauen, Sportereignissen, aber auch mit gesellschaftlichen Anlässen, etwa Wohltätigkeitsveranstaltungen, festlichen Abendeinladungen und bald auch großen Bällen. Dort trifft sich die Frankfurter Stadtgesellschaft. Das war um 1900 nicht anders und vielleicht noch glanzvoller. An der Spitze und zugleich im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Frankfurt standen damals die großen bürgerlichen Familien, darunter die „Sektdynastie“ der Mumm von Schwarzenstein, aus deren Reihen der erste Oberbürgermeister der Stadt nach 1866 und auch unsere Protagonistin des Monats stammten.
Artikel des Monats September 2018:
Emma, der erste Ehrenbürger der Frankfurter Universität
Sie war eine echte Dame, die gut organisieren, schnell handeln und sehr energisch sein konnte – und wohl auch musste: Emma Mumm von Schwarzenstein. 1871 heiratete die 19-jährige Emma, eine geborene Passavant, den zehn Jahre älteren Kaufmann Hermann Mumm, der bald den Adelstitel „von Schwarzenstein“ führen durfte und zum „Champagner-Baron“ aufstieg. Die junge Frau hatte zwei große Häuser zu führen, das Mumm’sche Palais auf der Zeil und die neu erbaute Burg Schwarzenstein auf dem traditionellen Weingut der Familie in Geisenheim im Rheingau, und bekam neun Kinder. Nebenbei engagierte sie sich für karitative und kulturelle Zwecke. Zur Gründung der Frankfurter Universität trug sie u. a. mit einer hohen Spende von 400.000 Mark bei. Zum Dank wurde Emma von Mumm, wie sie sich selbst nannte, kurz vor ihrem Tod 1922 zum ersten „Ehrenbürger“ der Universität ernannt.
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Ein – zwar häufig unterschätztes – gesellschaftliches Ereignis ist auch der Besuch im Kasperletheater. Nicht umsonst fragt der Kasperl die Kinder erst einmal: „Seid ihr alle da?“ Unter diesem Motto wird am 12. September ein biographisches Kabinett im Historischen Museum eröffnet, das der Puppenspielerin Liesel Simon gewidmet ist. Vor einiger Zeit, im Februar 2015, stellte die Autorin Hanna Eckhardt die in den 1920er Jahren aus dem Frankfurter Rundfunk bekannte und beliebte „Puppenliesel“ in unserem Artikel des Monats vor. Damals war Liesel Simon fast vergessen. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 hatte sie wegen ihrer jüdischen Herkunft Berufsverbot erhalten und war 1941, in letzter Minute, nach Ecuador geflohen. Den Kasperl und alle ihre anderen Puppen hatte sie mitgenommen. Mittlerweile sind die 13 Puppen nach Frankfurt zurückgekehrt. Im Juli 2015 hat die Enkelin von Liesel Simon sie dem Historischen Museum übergeben, wo Kasperl & Co. nun in dem neuen Kabinett bewundert werden können.
Der Herbst hat also etwas zu bieten und wird bunt. Falls es Ihnen doch irgendwann zu bunt werden sollte mit den ganzen Veranstaltungsterminen und Verpflichtungen, dann lehnen Sie sich einfach einmal zurück – vielleicht daheim vor dem Computerbildschirm, wo sich im Frankfurter Personenlexikon ganz entspannt die Stadtgesellschaft vergangener Jahrhunderte online Revue passieren lässt.
Viel Vergnügen im Leben und beim Lesen wünscht Ihnen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Oktober 2018.