Neuerscheinungen vom 10. Oktober 2019

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

für Frankfurt hatte Heinrich Heine nichts als Spott übrig. Doch denk ich an Deutschland, dann ist er heute so aktuell wie je und damit immer einen Artikel des Monats wert.

Artikel des Monats Oktober 2019:
Lyrischer Dichter und kritischer Denker

Er war nur dreimal kurz in Frankfurt: Heinrich Heine. Dennoch spielten sich in der alten Handelsstadt am Main einige Schlüsselszenen in seinem Leben ab. Zum ersten Mal wurde der damals knapp 18-Jährige 1815 von seinem Vater nach Frankfurt gebracht, wo er eine kaufmännische Lehre absolvieren sollte. Nach einem Versuch im Bankfach und einem weiteren im Spezereihandel floh Heine nach sieben Wochen zurück ins Elternhaus. Auch wenn er beteuerte, „kein Talent zum Erwerb“ zu haben, half es ihm letztlich nichts, da er nun in die Banklehre bei seinem Onkel in Hamburg gegeben wurde. Seine Eindrücke aus Frankfurt und der Judengasse verarbeitete er später in der fragmentarisch gebliebenen Erzählung „Der Rabbi von Bacherach“ (ab 1824).
Als Heine 1827 wieder nach Frankfurt kam, war er schon ein bekannter Dichter und Schriftsteller. Er traf sich hier mit seinem Kollegen Ludwig Börne, und die beiden durchstreiften drei Tage lang „in fast idyllischer Friedsamkeit“ die Stadt; erst nach Börnes Tod rechnete Heine in einer Denkschrift (1840) mit dem Konkurrenten ab. Bei seinem letzten Besuch in Frankfurt 1831 führte sich Heine wie ein geckenhafter Bürgerschreck auf und brüskierte damit selbst die treuesten Liebhaber seiner Gedichte. Die Frankfurter nahmen ihm das wenig übel, kümmerten sich lange um die Pflege seines Grabs auf dem Friedhof von Montmartre in Paris und errichteten Heine 1913 das erste Denkmal in Deutschland.
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Schluss: 

Das Heinedenkmal in Frankfurt entstand seinerzeit gegen den erbitterten Widerstand konservativer und antisemitischer Kreise, nachdem frühere Denkmalspläne andernorts, etwa in Heines Geburtsstadt Düsseldorf, unrühmlich gescheitert waren. Dank einer Bürgerinitiative, die von führenden Persönlichkeiten des städtischen Kulturlebens gegründet und vom Magistrat ausdrücklich unterstützt wurde, konnte das Projekt in Frankfurt verwirklicht werden. Schon vor der Aufstellung des Denkmals war die Stadt deswegen einer schier unglaublichen Hetzkampagne der nationalen und antisemitischen Presse ausgesetzt. Dagegen versammelten sich zur feierlichen Enthüllung des Heinedenkmals durch Oberbürgermeister Voigt am 13. Dezember 1913 über 2.000 Menschen im Anlagenring. Knapp 20 Jahre später, wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, wurde das Denkmal mit roher Gewalt gestürzt. Seine von Georg Kolbe geschaffenen Bronzefiguren konnten gerettet werden und „überwinterten“ während der NS-Zeit im Städel. Bereits 1947, anlässlich von Heines 150. Geburtstag, wurde das Denkmal wiedererrichtet. Seitdem steht es in der Taunusanlage.

Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Zeit und besonders unseren jüdischen Leserinnen und Lesern ein gutes Jahr 5780, das vor wenigen Tagen begonnen hat.

Bis zum nächsten Mal grüßt Sie
herzlich
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. November 2019.