Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
manchmal können vermeintlich kleine Beiträge wichtig werden – wie etwa der aktuelle Artikel des Monats.
Artikel des Monats September 2020:
Nie wieder
Er wurde von den Nationalsozialisten brutal ausgewiesen: Abraham Heschel. Von Martin Buber war der 30-jährige Rabbiner und Religionsphilosoph erst 1937 nach Frankfurt geholt worden, um hier am Freien Jüdischen Lehrhaus verantwortlich mitzuarbeiten. In einer Zeit, in der sich viele gute Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die ihrer Religion kaum noch Bedeutung zugemessen hatten, durch das nationalsozialistische Terrorregime plötzlich mit ihrem Judentum konfrontiert sahen, kam dieser Bildungseinrichtung ein völlig veränderter Stellenwert zu.
Nach nur knapp 20 Monaten am Lehrhaus und in Frankfurt wurde Heschel am 28. Oktober 1938 in seiner Wohnung von der Gestapo verhaftet und am nächsten Morgen zusammen mit Hunderten anderen polnischen Juden nach Polen deportiert. Auf Umwegen konnte er in die USA emigrieren. Auch nach dem Krieg ist er nie wieder nach Deutschland oder Polen zurückgekehrt. „Jeder Stein, jeder Baum“, so sagte er einmal, hätte ihn dort „an Verachtung, Hass, Mord, an umgebrachte Kinder, an lebendig verbrannte Mütter, an erstickte Menschen“ erinnert. In den USA engagierte sich Abraham Heschel an der Seite von Martin Luther King gegen den Rassismus.
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Als vierter Teil der Serie von Artikeln zum 175. Jubiläum des Clementine Kinderhospitals in diesem Jahr erscheint ein Beitrag über den Arzt Fritz Stiebel, den Sohn des Hofrats Salomon Friedrich Stiebel, den wir im vorigen Monat ausführlich vorgestellt haben. Fritz Stiebel übernahm von seinem Vater 1853 die Leitung des Dr. Christ’schen Kinderhospitals und der damit verbundenen Entbindungsanstalt. Nach dem Tod des alten Stiebel 1868 wechselte er in die Stiftungsadministration des Krankenhauses, als deren Vorsitzender er schon bald geeignete Maßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung einer Epidemie verantworten musste. Ab 1875 stiegen die Aufnahmezahlen von kleinen Patientinnen und Patienten mit Diphtherie stark an. Das Kinderhospital reagierte mit dem Bau einer Isolierstation (1879) und schließlich eines eigenen Isolierhauses (1888), was sich während einer Epidemie von Diphtherie, zeitweise zugleich mit Scharlach, ab 1890 bewährte. Relativ früh, ab dem 1. Oktober 1894, setzte das Dr. Christ’sche Kinderkrankenhaus das von Behring entwickelte Heilserum gegen Diphtherie ein, wodurch die Sterblichkeit bei den Erkrankten deutlich gesenkt werden konnte – von über 35 auf etwa zehn Prozent.
Auch in den anderen Artikeln dieser Lieferung scheint es manchmal so, als würde man in der Geschichte über die Gegenwart und für die Zukunft lesen. Ein Beitrag befasst sich mit dem Arzt Harald Bagge, dem letzten Stadtphysikus der Freien Stadt Frankfurt (und damit einem Zeitgenossen Stiebels). Eher zufällig ergeben hat sich in diesem Monat eine kleine Reihe von drei Artikeln über bildende Künstler der Nachkriegszeit: Ilse Hannes (* 1916), Robert Freund (* 1929) und Renate Sautermeister (* 1937), die die Kunstszene in Frankfurt nach 1945 auf ihre jeweils spezifische Art prägten. Mit dem fast vergessenen Dichter Heinz Brenner, der ab 1957 in Frankfurt lebte und bei der katholischen Telefonseelsorge arbeitete, beschäftigt sich ein Artikel, der eine erste umfassende Informationssammlung zu Leben und Werk von Brenner darstellt. Vielleicht kann diese Publikation im Frankfurter Personenlexikon den Anstoß zu weiteren Forschungen geben, wie in anderen Fällen gelegentlich schon geschehen.
In jedem Fall, ob Sie sich mit der Zeit kritisch auseinandersetzen oder von der Gegenwart einmal ablenken lassen wollen, ist das Frankfurter Personenlexikon eine gute Wahl.
Beste Grüße und Wünsche – und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Oktober 2020.