Schüler am Philanthropin. Förderung durch den Ffter Komponisten
Wilhelm Hill. Studium am Hoch’schen Konservatorium u. a. bei
Iwan Knorr,
Bernhard Scholz,
Engelbert Humperdinck und Lazzaro Uzielli. Danach Chordirigent und Kapellmeister an den Stadttheatern von Heidelberg (1893-94) und Mainz (1894-95). 1896 kehrte S., der sich zeitlebens Ffm. eng verbunden fühlte, als Lehrer für Komposition und Instrumentation an das Hoch’sche Konservatorium zurück. Daneben wirkte er als Cellist im
Lenzewski-Quartett und gelegentlich als Dirigent am städtischen Theater. Seit 1923 zunächst kommissarischer, seit April 1924 alleiniger künstlerischer Leiter des Hoch’schen Konservatoriums, bis er durch die Nationalsozialisten am 1.8.1933 des Amtes enthoben wurde. S. war ein bedeutender Musikpädagoge, der in seinem Unterricht Sinnenfreude und Fantasie, Witz und Ironie verband und das falsche Pathos ablehnte. Er versuchte stets, der Individualität wachsender Talente Rechnung zu tragen, und erwies sich daher als idealer Mentor. Zum Kreis seiner Schüler gehörten
Theodor W. Adorno,
Paul Hindemith,
Hans Rosbaud, Cyrill Scott, Rudi Stephan u. a. In S.’ Amtszeit am „Hoch” wurde dort 1928 eine Jazzklasse unter Mátyás Seiber eingerichtet, aus der auch ein Jazz-Orchester hervorging. Mit dieser damals sensationellen Gründung, gegen die national gesinnte Kritiker scharf polemisierten, beabsichtigte S. auch, diejenigen Studenten, die auf Gelderwerb durch Unterhaltungsmusik angewiesen waren, darin musikalisch zu fördern und gegenüber ausländischen Musikern konkurrenzfähig zu machen.
S. ist auch als Komponist hervorgetreten. Seine nahezu 40 Kompositionen (vgl. Werkverzeichnis von J. Tschiedel, 1990) umfassen alle musikalischen Sparten. S., der in der Spätromantik wurzelte, beherrschte den modernen Apparat und die Satzkunst glänzend; er beeindruckte durch starke melodische Empfindungskraft, freie Handhabung der Tonalität, variable Metrik, klangliche und rhythmische Finesse sowie durch eine Neigung zum Burlesken und Aphoristischen. Publikum und Kritik empfanden seine Kompositionen als fremdartig und exotisch, nicht zuletzt, da S. einen Schwerpunkt seines Werks auf Klangfantasien legte, in die er strukturelle und klangfarbliche Eigenheiten slawischer sowie nah- und fernöstlicher Musik einbezog. Seinen ersten größeren Erfolg hatte S. mit einer „Serenade für elf Solo-Instrumente” (1907). Es folgten das Tanzspiel „Der Zwerg und die Infantin” (UA: Ffm., 1912) sowie die Opern „Scheherazade” (1917) und „Die zehn Küsse” (UA: Ffm., 1926). Stärkere Beachtung erfuhren außerdem das „Divertimento für Streichquartett” (ca. 1911) und die „Passacaglia und Fuge” für großes Orchester und Orgel (1922). In seinen letzten Lebensjahren näherte sich S. der jüdischen Musik an („Der Dybuk”, Orchestervorspiel, 1928; „Psalm 137”, ca. 1934). Zudem verfasste S. musikpädagogische Beispielsammlungen („Musikdiktat”, 1901; „Instrumentationsbeispiele”, 1912).
S.’ Kompositionen sind auch deswegen dem breiten Publikum unbekannt, da ihre Aufführung von 1933 bis 1945 verboten war und danach der Verbleib der Manuskripte erst aufwendig ermittelt werden musste. Im Ffter Musikleben wird jedoch bis heute das Andenken an S. gepflegt. So fanden hier 1961, 1972, 1991 und 2022 Gedenkveranstaltungen und -konzerte für S. in den Räumen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst statt.
Bernhard-S.-Platz im Westend.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 374f.,
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