Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie auch auf der Suche nach guten Gaben zum Fest?
Ein Foto, das einen geliebten Menschen zeigt, ist immer ein ganz besonderes Geschenk. Zu den Zeiten, als die Fotografie noch auf dem Weg zum Massenmedium war, hatte ein fotografisches Porträt nicht nur ideell einen hohen Wert. Nicht jeder oder jede hatte einen Fotoapparat – und schon gar nicht immer griffbereit. Damals ging man zum „Photographen“, wie man seinerzeit noch schrieb, oder auch zur „Photographin“. Die erste Frankfurter Fotografin mit eigenem Atelier hatte sich bald nach dessen Gründung 1883 auf Kinderaufnahmen spezialisiert. Schnell gehörte es in Frankfurter Bürgerfamilien zum guten Ton, die lieben Kleinen bei ihr fotografieren zu lassen. Die Fotografin, die somit eine ganze Generation kleiner Frankfurterinnen und Frankfurter porträtiert hat, wird im aktuellen Artikel des Monats vorgestellt.
Artikel des Monats Dezember 2025:
Die Hoffotografin in der Hochstraße
Sie war die erste Fotografin mit eigenem Atelier in Frankfurt: Katharina Culié. Zusammen mit der Mutter und zwei älteren Schwestern war die gebürtige Dresdenerin 1878 in die Stadt am Main gekommen. Die Schwestern, beide ausgebildete Balletttänzerinnen, waren am Frankfurter Stadttheater engagiert worden, Susanna als Erste Solotänzerin und Martha als Schauspielerin. Eigentlich hießen sie Kulisch mit Nachnamen, aber am Theater nannten sie sich „Culié“. Diesen Künstlernamen übernahm auch Katharina, als sie im Alter von 27 Jahren 1883 ihr Fotoatelier in der Hochstraße 32 eröffnete.
Schon im folgenden Jahr wurde Katharina Culié – als eine von zwei Frauen – in den renommierten „Verein zur Pflege der Photographie und verwandter Künste zu Frankfurt a./M.“ aufgenommen. Auch hatte sie sich um das Prädikat als Hoffotografin des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha bemüht, das sie im Dezember 1884 erhielt. Damit hatte sie beste Voraussetzungen geschaffen, dass ihr Atelier zu einer der ersten Adressen für Porträtfotografie in Frankfurt werden konnte. Ihre besondere Spezialität, mit der sie auch in Anzeigen warb, waren Kinderaufnahmen. Außerdem fotografierte Katharina Culié häufig für das Frankfurter Theater. Zahlreiche Porträts von Frankfurter Bühnenkünstlerinnen und Bühnenkünstlern des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts haben sich von ihr erhalten.
Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg hatte das Atelier von Katharina Culié allerdings an Bedeutung verloren. Nach 45-jähriger Geschäftstätigkeit meldete die Fotografin, wohl auch aus Altersgründen, zum 31. Dezember 1928 ihr Gewerbe ab. Um 1930 zog sie in das damals gerade neu erbaute Henry-und-Emma-Budge-Heim am Dornbusch, wo sie ihren Lebensabend verbrachte und 1938 starb.
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Die Biographie von Katharina Culié, wozu bisher kaum etwas bekannt war, wurde in großen Teilen eigens für das Frankfurter Personenlexikon anhand der Quellen erforscht und rekonstruiert. Mit dem Beitrag wird die in loser Folge erscheinende Reihe von Artikeln über Frankfurter Fotografen und Fotografinnen im FP fortgesetzt.
Auch in der Serie über die Frankfurter Rechenmeister der frühen Neuzeit erscheint in diesem Monat wieder eine neue Folge, diesmal mit Johann Conrad Redlich, und die Reihe bedeutender „Senckenbergerinnen“ wird mit dem Artikel über die Museumslaborantin Margot Perl fortgeschrieben. Weitere Artikel der aktuellen Lieferung beschäftigen sich mit der Malerfamilie Morgenstern, dem katholischen Stadtpfarrer Eugen Theodor Thissen, der Malerin Emma Heerdt und der Bestsellerautorin Eva Heller (in chronologischer Reihenfolge).
Oft ist es gar nicht so leicht, ein Bild von einer Person zu bekommen. Das erfahren wir hier in der Redaktion tagtäglich bei der Recherche nach Abbildungen für die Artikel im FP. Auch von Katharina Culié, die als Fotografin selbst so viele Menschen porträtierte, ist kein Bildnis bekannt. Noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass uns Katharina Culié irgendwann doch noch im Bild begegnen wird. Insofern kann ein Foto ein besonderes Glück sein, nicht nur als Gabe zu Weihnachten und anderen Festtagen.
Manchmal muss man die Geschenke halt nehmen, wie sie kommen. Oder auch die Geschenke sehen, die da kommen. Wer nicht hinschaut, könnte vielleicht die eine oder andere gute Gabe verpassen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie sich an den kommenden Festtagen beschenkt und beglückt fühlen mögen.
Ich würde mich freuen, Sie im Neuen Jahr wieder an dieser Stelle hier begrüßen zu dürfen.
Herzlichst
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Januar 2026.