Im Herbst 1795 kam L., der nach seiner Promotion in Reims 1788 als Arzt zunächst in seiner Geburtsstadt praktiziert hatte, nach Ffm. „[D]er Sturm der Umwälzung ergriff auch das Lütticher Land und L. mußte auswandern“, erklärt ein Zeitungsartikel zu L.s 50. Doktorjubiläum 1838. Eine in der Familie überlieferte Anekdote dagegen erzählt, dass L. damals eine Rheinreise unternehmen wollte und Station in einem Hotel in Ffm. machte. In der Nacht wurde er zu der mit ihrem Mann im selben Hause wohnenden russischen Großfürstin D’Oemidoff gerufen, da deren Niederkunft kurz bevorzustehen schien. Der großfürstliche Stammhalter ließ sich jedoch noch Zeit, zumal der Geburtstermin erst auf einige Wochen später errechnet war. Die Großfürstin aber hatte nun Vertrauen zu dem belgischen (und deshalb französisch sprechenden) Arzt gefasst. So blieb L. in Ffm., um ihr bei der Entbindung als Geburtshelfer beizustehen. In den Kreisen der Ffter Französisch-reformierten Gemeinde lernte er inzwischen Helene
Marie, gen. Mimi, d’Orville (1768-1843) kennen, die im Juni 1796 seine Frau wurde. Er erwarb auf diese Heirat das Bürgerrecht und ließ sich als praktischer Arzt in Ffm. nieder. Mit seiner eigenen Praxis am Roßmarkt wurde er bald ein gesuchter und beliebter Hausarzt, u. a. angesehener Ffter Familien sowie des Steffan von Cronstett- und Hynspergischen adeligen evangelischen Damenstifts. Durch seine Bekanntschaft mit
Soemmerring begegnete er
Goethe bei dessen Aufenthalten in Ffm. 1814/15. Zu Beginn der Fünfzigerjahre noch, als
Bismarck Bundestagsgesandter in Ffm. wurde, soll L. dessen Leibarzt gewesen sein.
1806 reiste L. in die Schweiz, um die
Pestalozzi’sche Erziehungsanstalt in Iferten kennenzulernen. Daraufhin sandte er 1807 seine beiden Söhne Adam
Eduard August (1797-1882) und (Johann)
Gustav Adolf (1800-1888) zur schulischen Ausbildung dorthin. Damit gab er ein Beispiel für andere Ffter Familien, die nun ihre Kinder auch nach Iferten schickten, etwa die
Familie von Holzhausen, die ihre Söhne von dem Hauslehrer
Fröbel begleiten ließ (1808-10).
Freimaurer. Mitglied der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit (1802).
Als Fachschriftsteller soll L. schon früh die Heilquellen des Bades Homburg v. d. H. beschrieben haben. In einem Bericht von Wilhelm Carl Rodaug im Homburger Anzeiger vom 18.10.1848 wurde dem Ffter Arzt sogar nachgesagt, bereits 1831 das Wasser des später so genannten Elisabethenbrunnens untersucht und dessen Heilwirkung entdeckt zu haben. In einem Leserbrief stellten daraufhin drei Homburger Bürger richtig, dass Dr. Eduard Christian Trapp (1804-1854) im Sommer 1834 der Entdecker der Heilquelle gewesen sei und dadurch das Bad Homburg begründet habe. Sie erkannten jedoch L. das Verdienst zu, als erster Arzt nach Trapp das Wasser zur Behandlung von Kranken eingesetzt zu haben, „während andere Aerzte den Gebrauch desselben für schädlich“ erklärt hätten. In der Familie L. aber hielt sich die Überlieferung, dass Franz Adam L. „als erster (...) die Heilquelle des Bades Homburg gewertet und reichlich empfohlen“ habe (Lina Lejeune), was ihm die Verleihung des (verbürgten) Geheimratstitels durch den Landgrafen eingebracht habe. Die bei
Kallmorgen erwähnte Schrift über die Homburger Heilquellen, die L. verfasst haben soll, ließ sich bisher nicht auffinden.
Ritter I. Klasse des Großherzoglich Hessischen Ludwigsordens.
Porträt (Kopie eines Bildnisses aus dem Jahr 1842; von Emil Gies, 1907) im Besitz der Dr. Senckenbergischen Stiftung.
L.s ältester Sohn Eduard, ein Freund
Heinrich Hoffmanns und Förderer
Friedrich Stoltzes, schwor am 31.10.1825 den Ffter Bürgereid als Kaufmann, begann im Handel mit Rauchwaren und gründete eine Hasenhaarschneiderei, die den Rohstoff für die Produktion von Filzhüten lieferte. Zunächst um Entsorgung und Anfertigung der Versandkisten von Tierfellen bzw. für Hasenhaar zu organisieren, schloss Eduard L. dem Betrieb bald einen Nutzholzhandel und ein Sägewerk an. Nachdem er seinen Bruder Gustav 1832 als Teilhaber aufgenommen hatte, erweiterte er das Unternehmen außerdem um eine Steinkohlenhandlung mit eigener (bis etwa 1858 bestehender) Reederei; auch war er an der Entwicklung und dem Vertrieb spezieller Öfen und Herde durch die Firma Buderus in Wetzlar beteiligt. Damit trug er zur Einführung der Ruhrkohle für die Feuerung in Betrieben und Haushalten in Ffm. bei, zumal er selbst die Kohle zum Anheizen des Beizofens in seiner 1836 neu errichteten Fabrik am Hauptfirmensitz in der Schäfergasse 15 (kriegszerstört 1944) nutzte. Nach Aufgabe der Hasenhaarschneiderei (um 1865) konzentrierte sich das Unternehmen ganz auf den Großhandel mit Brennstoffen, Nutzholz und, seit den 1930er Jahren, Bauplatten. Als Firma Ed. Lejeune KG, zuletzt (seit 1967) in der Hanauer Landstraße 220 im Ostend, bestand das Geschäft bis zur Beantragung eines Vergleichsverfahrens 1974 im Familienbesitz fort.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 451,
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