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Knabenschuh, Carl

Carl Knabenschuh

Carl Knabenschuh
Fotografie (1913).

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 7895).
Knabenschuh, Carl Julius. Architekt. Fotograf. * 12.5.1873 Ffm., † 15.7.1945 Ffm.
Ältestes von acht Kindern des Ffter Zimmermeisters und Bauunternehmers Fritz K. (1838-1891) und dessen Ehefrau Emilie, geb. Lüscher (1852-1918). Der Vater betrieb sein Baubüro zeitweise gemeinsam mit dem Architekten Paul Wallot.
Aufgewachsen im Nordend im Haus Arnsburger Straße 10, das die Eltern 1874 kauften. Von 1892 bis 1896 Studium der Architektur in Darmstadt und Stuttgart. Danach Tätigkeit als Architekt im väterlichen Bauunternehmen, befasst mit mehreren Wohnhausbauten in Bornheim und im Westend. Ab 1908 amateurfotografische Projekte, u. a. mit den im Jahr zuvor auf den Markt gekommenen „Autochromen“ der Brüder Lumière. Aufgabe des Baugeschäfts.
Von Mai bis August 1914 Teilnahme an einer Expedition nach Spitzbergen, geleitet von dem in Ffm. ansässigen Polarforscher Theodor Lerner und mitfinanziert von Magistrat, Senckenbergischer Naturforschender Gesellschaft, Zoologischem Garten, K. selbst sowie einigen Jagdgästen; K. übernahm die fotografische Dokumentation der Forschungsreise (150 Aufnahmen). Anfang August 1914 Abbruch der Expedition angesichts der Nachricht vom Kriegsbeginn. Von Januar 1917 bis November 1918 Kriegsdienst als Vermessungsingenieur im Baltikum. Danach Eintritt in das Baugeschäft des Schwagers Georg K.
Seit Anfang der Dreißigerjahre Architekt im Hochbauamt in Offenbach. Im Ruhestand vermaß K. im Auftrag des Bunds tätiger Altstadtfreunde und in Zusammenarbeit mit dem Architekten Claus Mehs in Ffm. ab etwa 1938 Gebäude, die im Zuge der „Altstadtgesundung“ zum Abbruch anstanden. Die Grundrisse, Gebäudeschnitte und Aufrisse (meist im Maßstab 1 : 50) sollten den Wiederaufbau an anderer Stelle ermöglichen, wie er etwa bei den Häusern „Heydentanz“ (Bethmannstraße) und „Großer Speicher“ (Rotkreuzgasse) noch 1943 beabsichtigt war. Mit Kriegsausbruch wurde die „Altstadtaufnahme“ besonders dringlich. Bis 1944 haben K. und Mehs mehrere hundert Pläne gezeichnet; rund 470, davon 60 eindeutig von K., sind mit dem Nachlass Lübbecke nach 1965 ins Stadtarchiv Ffm. gelangt.
Knapp 500 Dias von Carl K. (Ffm. u. a. 1908-25) sowie 50 von dessen jüngerem Bruder Johann Adolph K. (zerstörtes Ffm. 1949) kamen über die Schwester Bertha Maria K., verh. Glöckler, an die Familie Glöckler, von der sie – vermehrt um 250 Aufnahmen des Neffen Alexander Glöckler (Ffm. um 1965) – das Institut für Stadtgeschichte 1994 erwarb. Von den 500 überlieferten Dias K.s, aufgenommen zwischen 1908 und 1925, sind 230 farbig. Davon wiederum sind die eine Hälfte Reproaufnahmen handkolorierter Schwarzweißabzüge, die andere wirkliche Autochrome. Damit überliefert die „Diasammlung K.-Glöckler“ eine beträchtliche Anzahl dieser empfindlichen und seltenen Objekte, bei denen es sich zugleich um die ersten echten Farbaufnahmen Fft.s handelt, abgesehen von drei Motiven nach dem Verfahren von Adolf Miethe in einem Sammelalbum der Fa. Stollwerck von 1904.
Die Farbgebung der Autochrome beruht auf einem Verfahren, das 1903 in Frankreich von den Brüdern Louis und Auguste Lumière begründet und bis 1907 zur Marktreife entwickelt worden war: Eine Glasplatte wurde per Pinsel mit feinsten Stärkekörnern überzogen, die zuvor zu gleichen Teilen in den Farben Orange, Grün und Violett eingefärbt und dann gemischt worden waren. Die Körner sollten sich berühren, ohne sich zu überdecken. Die Zwischenräume wurden mit Ruß gefüllt und die Glasplatte schließlich mit einer lichtempfindlichen Schicht aus Silber, Brom und Gelatine überzogen. Die unbehandelte Rückseite wurde in der Kamera nach vorne gekehrt, und durch Abziehen des Objektivdeckels wurde die Platte belichtet. Die Belichtungszeit betrug zwei bis fünf Sekunden. Nach der Aufnahme wurde das Negativ im Umkehrverfahren in ein Positiv verwandelt, wodurch ein Transparentbild (Dia) entstand. Ergebnis war eine Bildstruktur aus unzähligen kleinen Farbtupfern, die im Gesamteindruck an die pointillistische Technik impressionistischer Maler wie Seurat und Signac erinnert.
K. war auch sonst von der „kunstfotografischen“ Bewegung beeinflusst, die mit Mitteln der Fotografie pittoreske Eindrücke erzielen wollte. Als Motive wählte er Stillleben, Landschaften der Umgebung und Parks sowie Szenen aus Altstadt und Vororten. Dabei kam auch der Verfall älterer Quartiere infolge der Verlagerung des Stadtzentrums in die neue City ins Bild. Während dieses moderne Fft. mit seinen Monumentalbauten für Verkehr, Büros, Konsum und Kultur vornehmlich Gegenstand von Souvenirfotos, Ansichtskarten und Leporellos war, suchten K. und andere örtliche Amateurfotografen (wie Carl Friedrich Mylius, Carl Abt u. a) in der pulsierenden Metropole die verschwindenden oder beiseite gedrängten Denkmäler der Vergangenheit. Ihre Aufnahmen stellen daher auch eine fotografische Verteidigung der Anliegen des Denkmalschutzes dar.
1979 Ausstellung „Die Pläne des Architekten Carl Knabenschuh“ im Stadtarchiv Ffm. 2002 Ausstellung „Carl Knabenschuh – Ffm. in frühen Farbaufnahmen“ im ISG.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Tobias Picard.

Lexika: Zeller, Thomas: Die Architekten und ihre Bautätigkeit in Ffm. in der Zeit von 1870 bis 1950. Ffm. 2004. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm. 14).Zeller, S. 197.
Literatur:
                        
Berger, Frank: Fft. und der Nordpol. Forscher und Entdecker im ewigen Eis [1861-1931]. Petersberg 2007. (Schriften des HMF 26).Berger: Fft. u. der Nordpol 2007, S. 142f. | Frühe Photographie im Rhein-Main-Gebiet 1839-1885. Katalog zur Ausstellung im Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst. Redaktion: Manfred Großkinsky, Birgit Sander. Ffm. 2003.Picard, Tobias: Die Entwicklung der Stadtphotographie unter besonderer Berücksichtigung von Ffm. In: Kat. Frühe Photographie im Rhein-Main-Gebiet 2003, S. 28; dazu S. 30, Anm. 29. | Picard, Tobias: Ffm. in frühen Farbdias 1936 bis 1943. Erfurt 2011.Picard: Ffm. in frühen Farbdias 2011, S. 9. | Schroeder, Michael (Hg.): Fft. in frühen Farbaufnahmen von Carl Knabenschuh. Mit einem Essay von Christian Beutler. Ffm. 1993.Schroeder (Hg.): Carl Knabenschuh 1993.
Quellen: Archivnachrichten aus Hessen. Wiesbaden/Darmstadt/Marburg 2001-heute.Picard, Tobias: Von Fft. ins Nordmeer. Fotodokumentation einer Spitzbergen-Expedition 1914 im ISG. In: Archivnachrichten aus Hessen 13/2 (2013), S. 10-12. | ISG, Bestand Materialsammlungen, 14. Jh.-1994.Genealogische Materialsammlung Knabenschuh-Glöckler. ISG, Materialsammlungen, S6b/108, Nr. 14. | ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.ISG, Nullkartei. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/10.460.

GND: 119123886 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Picard, Tobias: Knabenschuh, Carl. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/5861

Stand des Artikels: 10.5.2017
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 05.2017.