Ältestes von acht Kindern des Ffter Zimmermeisters und Bauunternehmers Fritz K. (1838-1891) und dessen Ehefrau Emilie, geb. Lüscher (1852-1918). Der Vater betrieb sein Baubüro zeitweise gemeinsam mit dem Architekten
Paul Wallot.
Aufgewachsen im Nordend im Haus Arnsburger Straße 10, das die Eltern 1874 kauften. Von 1892 bis 1896 Studium der Architektur in Darmstadt und Stuttgart. Danach Tätigkeit als Architekt im väterlichen Bauunternehmen, befasst mit mehreren Wohnhausbauten in Bornheim und im Westend. Ab 1908 amateurfotografische Projekte, u. a. mit den im Jahr zuvor auf den Markt gekommenen „Autochromen“ der Brüder Lumière. Aufgabe des Baugeschäfts.
Von Mai bis August 1914 Teilnahme an einer Expedition nach Spitzbergen, geleitet von dem in Ffm. ansässigen Polarforscher
Theodor Lerner und mitfinanziert von Magistrat, Senckenbergischer Naturforschender Gesellschaft, Zoologischem Garten, K. selbst sowie einigen Jagdgästen; K. übernahm die fotografische Dokumentation der Forschungsreise (150 Aufnahmen). Anfang August 1914 Abbruch der Expedition angesichts der Nachricht vom Kriegsbeginn. Von Januar 1917 bis November 1918 Kriegsdienst als Vermessungsingenieur im Baltikum. Danach Eintritt in das Baugeschäft des Schwagers Georg K.
Seit Anfang der Dreißigerjahre Architekt im Hochbauamt in Offenbach. Im Ruhestand vermaß K. im Auftrag des Bunds tätiger Altstadtfreunde und in Zusammenarbeit mit dem Architekten
Claus Mehs in Ffm. ab etwa 1938 Gebäude, die im Zuge der „Altstadtgesundung“ zum Abbruch anstanden. Die Grundrisse, Gebäudeschnitte und Aufrisse (meist im Maßstab 1 : 50) sollten den Wiederaufbau an anderer Stelle ermöglichen, wie er etwa bei den Häusern „Heydentanz“ (Bethmannstraße) und „Großer Speicher“ (Rotkreuzgasse) noch 1943 beabsichtigt war. Mit Kriegsausbruch wurde die „Altstadtaufnahme“ besonders dringlich. Bis 1944 haben K. und
Mehs mehrere hundert Pläne gezeichnet; rund 470, davon 60 eindeutig von K., sind mit dem Nachlass
Lübbecke nach 1965 ins Stadtarchiv Ffm. gelangt.
Knapp 500 Dias von Carl K. (Ffm. u. a. 1908-25) sowie 50 von dessen jüngerem Bruder Johann
Adolph K. (zerstörtes Ffm. 1949) kamen über die Schwester
Bertha Maria K., verh. Glöckler, an die Familie Glöckler, von der sie – vermehrt um 250 Aufnahmen des Neffen Alexander Glöckler (Ffm. um 1965) – das Institut für Stadtgeschichte 1994 erwarb. Von den 500 überlieferten Dias K.s, aufgenommen zwischen 1908 und 1925, sind 230 farbig. Davon wiederum sind die eine Hälfte Reproaufnahmen handkolorierter Schwarzweißabzüge, die andere wirkliche Autochrome. Damit überliefert die „Diasammlung K.-Glöckler“ eine beträchtliche Anzahl dieser empfindlichen und seltenen Objekte, bei denen es sich zugleich um die ersten echten Farbaufnahmen Fft.s handelt, abgesehen von drei Motiven nach dem Verfahren von Adolf Miethe in einem Sammelalbum der Fa. Stollwerck von 1904.
Die Farbgebung der Autochrome beruht auf einem Verfahren, das 1903 in Frankreich von den Brüdern Louis und Auguste Lumière begründet und bis 1907 zur Marktreife entwickelt worden war: Eine Glasplatte wurde per Pinsel mit feinsten Stärkekörnern überzogen, die zuvor zu gleichen Teilen in den Farben Orange, Grün und Violett eingefärbt und dann gemischt worden waren. Die Körner sollten sich berühren, ohne sich zu überdecken. Die Zwischenräume wurden mit Ruß gefüllt und die Glasplatte schließlich mit einer lichtempfindlichen Schicht aus Silber, Brom und Gelatine überzogen. Die unbehandelte Rückseite wurde in der Kamera nach vorne gekehrt, und durch Abziehen des Objektivdeckels wurde die Platte belichtet. Die Belichtungszeit betrug zwei bis fünf Sekunden. Nach der Aufnahme wurde das Negativ im Umkehrverfahren in ein Positiv verwandelt, wodurch ein Transparentbild (Dia) entstand. Ergebnis war eine Bildstruktur aus unzähligen kleinen Farbtupfern, die im Gesamteindruck an die pointillistische Technik impressionistischer Maler wie Seurat und Signac erinnert.
K. war auch sonst von der „kunstfotografischen“ Bewegung beeinflusst, die mit Mitteln der Fotografie pittoreske Eindrücke erzielen wollte. Als Motive wählte er Stillleben, Landschaften der Umgebung und Parks sowie Szenen aus Altstadt und Vororten. Dabei kam auch der Verfall älterer Quartiere infolge der Verlagerung des Stadtzentrums in die neue City ins Bild. Während dieses moderne Fft. mit seinen Monumentalbauten für Verkehr, Büros, Konsum und Kultur vornehmlich Gegenstand von Souvenirfotos, Ansichtskarten und Leporellos war, suchten K. und andere örtliche Amateurfotografen (wie
Carl Friedrich Mylius,
Carl Abt u. a) in der pulsierenden Metropole die verschwindenden oder beiseite gedrängten Denkmäler der Vergangenheit. Ihre Aufnahmen stellen daher auch eine fotografische Verteidigung der Anliegen des Denkmalschutzes dar.
1979 Ausstellung „Die Pläne des Architekten Carl Knabenschuh“ im Stadtarchiv Ffm. 2002 Ausstellung „Carl Knabenschuh – Ffm. in frühen Farbaufnahmen“ im ISG.
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