R. stammte väterlicherseits aus einer Familie jüdischer Kaufleute. Sein Großvater mütterlicherseits war ein holländischer Reeder.
R. kam schon als Kind nach Ffm. Besuch des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums. Ab 1912 Archäologiestudium in Genf. Später Studium der Kunstgeschichte in München und Berlin. 1914 Studienabbruch. Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Nach dem Tod des Vaters 1917 wurde R. von
Heinrich Simon, dem Verleger der FZ, gefördert. Im März 1919 trat er als Kunstkritiker in die Redaktion der FZ ein (nachdem zunächst der Ffter Stadtrat
Julius Ziehen – vergeblich – versucht hatte, ihn für den Schuldienst zu gewinnen). 1924 übernahm R. die Leitung des Feuilletons der FZ. 1930/31 Auslandskorrespondent der FZ in Paris. 1932 Rückkehr in die Ffter Zentralredaktion, und zwar als Leiter des innenpolitischen Ressorts. Von 1934 bis 1938 Vorsitzender der Redaktionskonferenz der FZ als Nachfolger des bisherigen Verlegers
Heinrich Simon, der auf nationalsozialistischen Druck aus der Leitung des Blattes hatte ausscheiden müssen. Anfang 1938 Verhaftung und Verhör durch die Gestapo: R. hatte in der FZ auf van Goghs „Bildnis des Dr. Gachet“ hingewiesen, das als „entartet“ aus dem Städel entfernt worden war. Kurz darauf erlitt R. eine Herzattacke und musste die journalistische Arbeit für ein Jahr unterbrechen. Nach Kriegsbeginn schrieb er nur noch unter Chiffre im Feuilleton. 1942/43 regte er, angesichts der drohenden Zerstörung der Stadt, eine Fotodokumentation der klassizistischen Bauten in Ffm. an, die der Fotograf
Paul Wolff daraufhin anfertigte. (Diese Aufnahmen sind in dem von
Günther Vogt 1970 herausgegebenen Bildband „Ffter Bürgerhäuser des 19. Jahrhunderts“ veröffentlicht, zu dem R. das Nachwort schrieb.) Kurz vor dem Verbot der FZ musste R. am 30.4.1943 die Zeitung verlassen. Als Volontär bei dem Hirnforscher Oskar Vogt (1870-1959) verbrachte er, einigermaßen unbehelligt, die beiden letzten Kriegsjahre im Schwarzwald. Schon Ende 1945 gehörte R. in Freiburg zu den Begründern und Herausgebern der Halbmonatszeitschrift „Die Gegenwart“. Für dieses Blatt, das seit Herbst 1950 bei der Societätsdruckerei in Ffm. erschien und zum Jahresende 1958 zugunsten der FAZ eingestellt wurde, schrieb er auch regelmäßig Beiträge über Politik, Kunst und Architektur. Von 1959 bis 1964 fungierte R. als Mitherausgeber der FAZ, deren Mitarbeiter er bis zu seinem Tod blieb.
R. zählt zu den bedeutendsten deutschen Journalisten des 20. Jahrhunderts. In einer für diesen Berufsstand ungewöhnlichen Universalität erlangte er ein umfassendes Wissen in Bereichen, die fernab seiner eigentlichen Ressorts lagen, wie etwa in den Naturwissenschaften. Dazu gesellte sich die spontan begreifende Auffassungsgabe des „Augenmenschen“ R., der sich – zeichnerisch begabt – die von ihm beschriebene Umwelt vielfach buchstäblich erwanderte; den Weg von seinem Kronberger Wohnort nach Ffm. legte er mitunter zu Fuß zurück. Diese Art von Naturalismus bewahrte R. vor enthobener „Schöngeisterei“, die sein etwas entrücktes, still-versonnenes Äußeres vielleicht vermuten ließ. R. gehörte von 1924 bis 1943 zu den die FZ mitprägenden Persönlichkeiten. Sein vollendetes Stilgefühl (dabei sachlich und schnörkellos) verlief kongenial zu den geistigen Grundsätzen der FZ und sicherte dieser die große Auslandswirkung, auch noch nach 1933. Die Journalistin
Margret Boveri bezeichnete R. als „die Seele der FZ“. Das Fortbestehen der FZ nach der politischen „Gleichschaltung“ in der NS-Zeit führte auch bei R. zu nochmaliger Verfeinerung des Stils, die dennoch die weitgehende Anpassung an das Regime nicht verhindern konnte. „Wir sahen nicht rechts, wir sahen nicht links, wir trugen einen Strick um den Hals und wunderten uns, dass wir nicht erstickten“, schrieb R. nach 1945. Über R.s Situation als Redakteur in der NS-Zeit berichtet seine Sekretärin Helga Hummerich in „Wahrheit zwischen den Zeilen. Erinnerungen an Benno R. und die Ffter Zeitung“ (1984).
Dem Ffter Stadtbild galt auch nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs R.s Aufmerksamkeit. Mit untrüglichem Blick, der sowohl das Detail entdeckte als auch große stadt- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge erfasste und zuordnete, war R. ein vehementer Verteidiger der Reste des historischen Stadtbilds, die durch den Umbau Fft.s zur „autogerechten Stadt“ weiter reduziert wurden.
Neben seiner journalistischen Arbeit betätigte sich R. vielfältig als Schriftsteller und Publizist. Seit den Zwanzigerjahren verfasste er zahlreiche Aufsätze über das Schaffen
Max Beckmanns, dem er eng verbunden war. 1949 veröffentlichte R. eine
Beckmann-Biographie und einen Werkkatalog. Weitere Schriften u. a.: „Geschichte der Genetik von Mendel bis Morgan“ (Entwurf, 1944/45), „Lichte Schatten“ (1953), „Die großen Deutschen“ (mit
Theodor Heuss und Hermann Heimpel, 5 Bände, 1956/57), „In den Tag gesprochen“ (Rundfunkreden, 1962), „Francofordia“ (1963), „Das Einzigartige von Ffm.“ (ausgewählte Schriften, hg. v. Helga Hummerich, 1979 posthum) sowie mehrere Aufsatzsammlungen und eine Vielzahl von Vorträgen, meist zu kulturgeschichtlichen Ffter Themen.
Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Großes Bundesverdienstkreuz (1952), Goetheplakette der Stadt Ffm. (1957), Goethepreis der Stadt Ffm. (1964), Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität (1964) und Ehrenplakette der Stadt Ffm. (1967).
Bronzebüste (von
Hans Bernt Gebhardt, um 1936) seit 1995 als Dauerleihgabe in der Sammlung des Städel Museums.
Aus R.s Ehe mit Maryla, geb. von Mazurkiewicz (1892-1981), ging der Sohn
Jan Georg R. (1923-2014) hervor, der ebenfalls Journalist wurde und für die FAZ aus Washington und Brüssel berichtete.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 179-181,
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Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.