Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
im Mittelpunkt dieser Monatslieferung zum Frankfurter Personenlexikon steht die Familie von Holzhausen. Die Patrizierfamilie, die nachweislich seit 1245 in Frankfurt lebte, war die vornehmste unter den Geschlechtern der Gesellschaft Alten-Limpurg und bestimmte über Jahrhunderte hinweg die Geschicke der Stadt. Sie war führend im Rat der Reichsstadt und stellte allein etwa 70-mal deren Bürgermeister. Der bedeutendste Staatsmann Frankfurts aus ihren Reihen war der Humanist Hamman von Holzhausen (1467-1536), der das spätere städtische Gymnasium mitbegründete und die Einführung der Reformation in der Stadt maßgeblich förderte. Unser Artikel des Monats jedoch ist aus aktuellem Anlass dem letzten herausragenden Vertreter der Familie von Holzhausen in Frankfurt gewidmet, dem Rittmeister Adolph von Holzhausen (1866-1923), der am 7. September vor 150 Jahren geboren wurde.
Artikel des Monats: Der tragische Stifter
Er hinterließ der Stadt ein riesiges Vermögen: Adolph von Holzhausen. Der Offizier mit dem traditionsreichen Namen hatte von seinem Onkel den Familienbesitz – mit der Holzhausen’schen Oede und dem dortigen Wasserschlösschen als Glanzstück – geerbt. Selbst unverheiratet und kinderlos, glaubte er, dass die Familie von Holzhausen in Frankfurt mit ihm aussterben würde. Daher setzte er die Stadt zu seiner Haupterbin ein. Aus einer von ihm 1916 errichteten Stiftung sollte sie vielfältige Projekte und Ideen verwirklichen, die dazu beitragen sollten, die Erinnerung an die Holzhausen in Frankfurt zu erhalten. Mit dem ursprünglichen Kapital der Stiftung, deren reines Geldvermögen auf einen heutigen Wert von etwa 30 Millionen Euro geschätzt wird, schienen alle Stifterwünsche erfüllbar. Doch Adolph von Holzhausen musste erleben, wie die Inflation sämtliche Werte und Pläne zunichtemachte. Um für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, sah er sich im April 1923 gezwungen, Kunstwerke aus seinem Besitz versteigern zu lassen. Allein der Auktionskatalog kostete damals 5.000 Mark. Wenige Monate später, als noch kein Ende der rasant fortschreitenden Inflation abzusehen war, starb der unglückliche Stifter.
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Das Holzhausenschlösschen, das Adolph von Holzhausen als letzter seiner Familie bis 1910 bewohnte, blieb mit dem umgebenden Park im Eigentum der Stadt erhalten. Seit 1989 ist es Sitz der damals neu gegründeten Frankfurter Bürgerstiftung, zu deren breitgefächertem Kulturprogramm auch das Projekt des Frankfurter Personenlexikons gehört. Den Wunsch des letzten Schlossherrn, alljährlich am 7. September, seinem Geburtstag, ein Kinderfest im Holzhausenpark zu feiern, erfüllt die Bürgerstiftung seit 1990. Zum diesjährigen 150. Geburtstag widmet sie dem Stifter Adolph von Holzhausen außerdem eine besondere Festveranstaltung und eine historische Ausstellung.
Ein Stück vom Glück, das der Stifter Adolph von Holzhausen in der Erinnerung an seine Familie suchte, blieb also doch erhalten und wird immer weitergegeben. Und wenn Erinnern glücklich machen kann, dann trägt vielleicht auch das Frankfurter Personenlexikon etwas zum persönlichen Wohlbefinden seiner Leserinnen und Leser bei. Das würde mich freuen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen viel Glück
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. September 2016.