Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
in Frankfurt wurden mathematische Höchstleistungen vollbracht. Kein Wunder, werden Sie jetzt denken, bei den vielen Handelsunternehmen, Banken und der Börse, die es von alters her in der Mainmetropole gibt. Da wird natürlich auch gerechnet. Aber ich spreche hier und heute von der mathematischen Forschung. Auf diesem Gebiet leistete Ruth Moufang zu Beginn der 1930er Jahre an der Frankfurter Universität wirklich Außerordentliches. Mit dem diesmaligen Artikel des Monats erinnert das Frankfurter Personenlexikon an die bedeutende Mathematikerin.
Artikel des Monats: Laufbahn auf dem Grund der projektiven Ebene
Sie schlug eine Karriere ein, die damals äußerst ungewöhnlich für eine Frau war: Ruth Moufang. Nach ihrer Promotion mit einer Arbeit über die „Struktur der projektiven Geometrie der Ebene“ 1930 ging die 25-Jährige nicht in den Schuldienst, wie es ihrerzeit für eine Absolventin des Mathematikstudiums üblich gewesen wäre, sondern blieb an der Frankfurter Universität und forschte in der reinen Mathematik. Insbesondere auf dem Gebiet der projektiven Geometrie gelangen ihr folgenreiche Entdeckungen, und einige der von ihr erstmals beschriebenen Strukturen sind heute nach ihr benannt. 1936 habilitierte Ruth Moufang sich, als dritte Frau in Deutschland im Fach Mathematik, doch die Venia legendi wurde ihr als Frau versagt. Sie wechselte daraufhin in die Industrie. Erst nach dem Krieg konnte sie an die Frankfurter Universität zurückkehren, wo sie 1946 endlich die Lehrerlaubnis erhielt, zunächst als außerplanmäßige Professorin unterrichtete und wesentlich zum Wiederaufbau des Seminars für Mathematik beitrug. Seit 1962 hatte sie als erste Frau in Deutschland eine beamtete Professur für Mathematik inne.
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An den praktischen Rechenkünsten jedoch, wie sie die Regierung dieser Stadt „vor so un so viel Jahrn“ ausübte, zweifelte ein berühmter Frankfurter gelegentlich: Friedrich Stoltze, der den Stadtvätern in seiner „Frankfurter Latern“ gern ein Licht aufsteckte. „Mer habe e Dutzend Millione“, so schrieb er etwa auf gut Frankfurterisch, „verjuckert for’sch Opernhaus“, nämlich für den Bau der heutigen Alten Oper, die 1880 eröffnet wurde. „Die Bohne“ sollten durch Einsparungen an den Löhnen und Gehältern der kleinen Leute, der „Gassekehrer“, der „Butzfraa im Römer“ und der „klaane Stadtbeamte“, wieder herausgeholt werden: eine Rechnung, die nicht aufgehen konnte, wie Stoltze aufzeigte.
Noch mehr von dem Frankfurter Schriftsteller, dessen Texte aufgrund ihrer ungebrochenen Aktualität immer wieder überraschen, wird anlässlich seines 200. Geburtstags in diesem Monat sicher zu hören und zu lesen sein. Eine informative Kurzbiographie von Friedrich Stoltze ist schon seit einiger Zeit im Frankfurter Personenlexikon zu finden.
Sie sehen: Mit dem Frankfurter Personenlexikon können Sie rechnen. Auch wenn das Projekt noch im Aufbau ist, so nimmt die Zahl der Artikel doch stetig zu – Monat für Monat. Wenn Sie auch in diesem grauen November wieder eine positive Bilanz aus der Lektüre unserer Seiten ziehen könnten, dann würde mich das freuen.
Einstweilen zahlreiche Grüße und noch mehr gute Wünsche für Sie alle
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Dezember 2016.