Schreinerlehre. Anschließend weitere Ausbildung an der Kunstgewerbeabteilung der Technischen Lehranstalten in Offenbach; dort Schüler von Hugo Eberhardt. Studium an der TH Darmstadt. Erste Tätigkeiten bei Fritz August Breuhaus de Groot und C. W. Leonhardt in Ffm. Nach dem Ersten Weltkrieg realisierte B., der sich mit 26 Jahren als selbstständiger Architekt niedergelassen hatte, die expressionistisch geformten Bauten der Reparaturgarage für Lastkraftwagen der Mannesmann-Mulag (Motoren- und Lastwagen-AG) in der Hersfelder Straße 21-23 in Bockenheim (unter Mitarbeit von
Franz Heberer, 1922-24; verändert erhalten). In den folgenden Jahren gehörte B. zum Kreis der Architekten des „Neuen Fft.“ um
Ernst May. Im Auftrag der Stadt Ffm. schuf er 1926 die Wohnanlage Grethenweg/Kranichsteiner Straße in Sachsenhausen, einen sachlich gestalteten, klinkerverkleideten Bau auf spitzwinkligem Terrain. Für die städtische Reklamestelle entwarf er eine Telefonuhrensäule. Ab Ende 1926 war B. mit der Errichtung des Verwaltungsgebäudes der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) am Theodor-Stern-Kai befasst. Bis 1928 musste er die Entwürfe mehrmals überarbeiten, da Baudirektor
Martin Elsaesser auf einer städtebaulichen Abstimmung mit dem Projekt der daneben geplanten Kunstgewerbeschule bestand. Das im Oktober 1930 eingeweihte AOK-Verwaltungsgebäude, das Büroräume, Laboratorien, Badeanlagen und eine große Schalterhalle umfasste, erregte großes Aufsehen. In Architekturkreisen stellte der musterhafte Bau die Verwirklichung eines „Evangeliums“ der Einfachheit (Hegemann) dar. Von der bürgerlichen Presse dagegen wurde das von B. selbsternannte „Denkmal für das schaffende Volk“ wegen Kostenüberschreitungen angegriffen. Projekte für Großgaragen, die nach B.s Planungen 1929 in der Nähe des Hauptbahnhofs, an der Bockenheimer Warte und in Oberrad entstehen sollten, sowie der Entwurf zum umstrittenen Wettbewerb für Fabrikanlagen der „H. Fuld & Co. Telephon- und Telegraphenwerke AG“ (1930) wurden nicht verwirklicht. 1930, als
Ernst May ihn als obersten Bauleiter in die Sowjetunion mitnehmen wollte, blieb B. in Ffm. Er errichtete weitere Verwaltungsgebäude für die AOK, in Mannheim (1931) und in Reutlingen (1932), sowie zahlreiche Einfamilienhäuser, nach 1933 vor allem für das Personal des IG-Farben-Konzerns. 1935 setzte sich B. in der Konkurrenz um eine Ffter Hauptbibliothek durch, wobei sein Entwurf, obwohl in den beiden aufeinanderfolgenden Architektenwettbewerben nur mit dem 3. bzw. 2. Preis ausgezeichnet, die früher von
Elsaesser entwickelte Idee des „Bücherturms“ wieder aufgriff und insbesondere durch den Grundriss überzeugte; das Projekt blieb unausgeführt. 1940 gehörte B. dem von NS-Oberbürgermeister
Friedrich Krebs geleiteten „Ausschuss zur Vorbereitung und Vorprüfung [von] Bau-, Raum- und Gestaltungsfragen in Ffm.“ an. Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Ffm. 1945 wurde er vom amtierenden Bürgermeister Wilhelm Hollbach zum „Bevollmächtigten für den Wiederaufbau“ ernannt, und 1946 war er Mitglied im Hessischen Aufbaurat. In der Nachkriegszeit errichtete B. Verwaltungsbauten für die Zündholz AG in Neu-Isenburg (1947/48) und die Chemag in der Senckenberganlage in Ffm. (1952) sowie das Kaufhaus Ott & Heinemann auf der Zeil 121 (1950/55-56; abgerissen 1997); außerdem realisierte er um die Mitte der Fünfzigerjahre die Siedlung „Sachsenhäuser Berg“. Das AOK-Verwaltungsgebäude, ein Schlüsselbau des Neuen Bauens in Ffm., wurde unter Mitarbeit von B. 1951 und 1956-57 aufgestockt und war spätestens seit dem Umzug der AOK in einen Neubau am heutigen Börneplatz 1958 in die Zentralverwaltung West der AEG integriert (abgerissen 1999). 1951 hatte B. zudem den Ideenwettbewerb für die Neubauten der Ffter Universität gewonnen, doch die Zusage zum Bau der Stadt- und Universitätsbibliothek wurde 1959 zurückgezogen. Auch in der Verkehrsentwicklung und im Krankenhausbau (u. a. als führendes Mitglied der Internationalen Krankenhausgesellschaft) war B. tätig.
1963 Ehrenplakette der Stadt Ffm.
Die Söhne Günther (1923-2014) und Gerhard B. (1929-2013) wirkten ebenfalls als Architekten in Ffm. Günther B., der bereits bei der Planung der Siedlung „Sachsenhäuser Berg“ und der zweiten Aufstockung des AOK-Verwaltungsgebäudes mit dem Vater zusammenarbeitete, übernahm 1958 das väterliche Büro. Zu seinen Bauten in Ffm. gehören das Haus der SPD in der Fischerfeldstraße 7-11 (1962), der Neubau des Lessing-Gymnasiums (mit Lothar Menzel und K. Egeli, 1967-68) sowie die Wohnkomplexe Sonnenhügel und Sonnenring auf dem Sachsenhäuser Berg (1969-77). Gerhard B. gründete 1961 eine Architektengemeinschaft mit Rolf Schloen (* 1930) und Hubertus von Allwörden (* 1931), mit denen er zusammen bei
Egon Eiermann an der Technischen Hochschule in Karlsruhe studiert hatte. Projekte des bis 2005 bestehenden Büros in Ffm. waren u. a. das Citibank-Hochhaus (heute: Bürohaus an der Alten Oper) in der Neuen Mainzer Straße 75 (1981-84), das Gemeindezentrum (seit 2000: Ignatz Bubis-Gemeindezentrum) der Jüdischen Gemeinde in der Savignystraße 66 (1986) und die Ballsporthalle (von 2011 bis 2021: Fraport Arena, 1987-88).
Ernst-B.-Straße auf dem Riedberg. B.wiese, ein Spielplatz, am Sachsenhäuser Landwehrweg.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 36f.,
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