Sohn eines Zollbeamten.
Lehre zum Fotokaufmann. Zeuge der deutschen Bombardements auf die polnischen Befestigungen der Danziger Westerplatte vom 1. bis 7.9.1939. Arbeitsdienst. 1941 Einberufung und Ausbildung zum Funker bei der Luftwaffe. Einsatz in Russland und Frankreich. Kriegsgefangenschaft in den USA. Nach Entlassung 1946 keine Aussicht auf Rückkehr in die westpreußische Heimat. Übergangsaufenthalt bei einem Kameraden in Bad Orb. Erkundungsfahrten nach Ffm., um Arbeit im erlernten Beruf zu finden. Anstellung bei „Foto-Koch“ in der Kaiserstraße und erste eigene Wohnung in der Mousonstraße.
Nach Geschäftsschluss unternahm W. mit einer geliehenen Kleinbildkamera (Kodak Retina) fotografische Streifzüge durch die zerstörte Stadt. Seine Motive waren etwa: Notwohnungen, Trümmerbeseitigung, Schwarzmarkt, Reisende im Bunkerhotel, Flüchtlinge am Ostbahnhof, Familien beim Kohlenklau, allmähliche Normalisierung des Lebens, beginnender Wiederaufbau. W. bot die Fotos der Presse an und wechselte 1947 als Laborant zur Agentur „United Press International“ (UPI), wo ihm mehr Zeit für eigene Aufnahmen blieb. Zuarbeit für Fritz Christian (1907-?), einen Fotografen der Ffter Rundschau. 1953 wurde W. dessen Nachfolger als fester Redaktionsfotograf; Übergang zur Kleinbildkamera Leica. 1962 Beginn der Zusammenarbeit mit dem damaligen Stadtarchiv; W. war für die in diesem Jahr begründete systematische Stadtbilddokumentation Fotograf der ersten Stunde (mit Klaus Meier-Ude). Sicheres Gespür für auffällige Zeiterscheinungen und zeittypische Genreszenen.
Bis 1986 hielt W. für die FR das Lokalgeschehen fest. Über Pflichttermine wie Fastnacht, Wäldchestag, Messen usw. hinaus lässt sich eine Reihe spezieller Interessen ausmachen: Prominente in Politik, Kultur und Unterhaltung (Regierungschefs, Staats- und Stadtoberhäupter, Filmgrößen, Minister, Preisträger u. a.), soziale Themen (Wohnverhältnisse, arme/alte Menschen, Gastarbeiter, Gefängnisse u. a.), außergewöhnliche Berufe (Eisengießer, Korbflechter, Gleisbauer, Kohlenlieferant u. a.) und Frauenarbeit (Telefonistinnen, Fabrikarbeiterinnen, Politessen u. a.), besondere Zeiterscheinungen (z. B. „Drive-in“ 1961, Fertighäuser von „Neckermann“ 1963, Auschwitz-Prozess und -Ausstellung 1963/64, Modetänze, Anhalter 1967, NPD 1967, Beatparties 1968, Hippies/Gammler 1969, Demonstrationen und Hausbesetzungen ab 1960, Veranstaltungen des SDS, NPD 1967, „art meeting“ 1970, Hare Krishna 1972, Ausstellungen zum Nationalsozialismus, Umweltschäden ab 1971, RAF), Großstadt (Flughafen/-zeuge/-personal, Hauptbahnhof/Züge, Straßenbahn, Verkehrsstau, U- und S-Bahnbau, Menschenmassen, Schaufenster), Häfen und Mainschifffahrt, Universität und Museen, spezielle Situationen und Orte (Kokereien, Entstehung der Skyline, Gaststätten, Ausblicke von Baukränen, Abtragen von Schornsteinen), Binding-Brauerei (Produktion und Werbeaktionen), bestimmte Sportarten (Radrennen, Tanzen, Kampfsport), Genre (Kinder, Jahreszeiten, Schornsteinfeger, Apfelwein, Schaufensterpuppen u. a.) und Kuriosa (Käsewettrennen 1968, Raucherclub 1969 u. a.). In den letzten Berufsjahren interessierte sich W. vor allem für das „neue Frankfurt“
Walter Wallmanns (Alte Oper mit dem dortigen Ball des Sports, Museumsufer u. a.).
W. verstand sich nach eigenen Worten weder als Fotokünstler noch als Sensationsreporter. Sein Hauptinteresse habe dem Menschen gegolten, „was er macht, wie er sich gibt“. Es gelang ihm immer wieder, Prominenten sehr nahe zu kommen und sie in einer ungezwungen wirkenden Haltung zu fotografieren. Zu seinen Lieblingsaufnahmen zählten:
Albert Schweitzer mit OB
Werner Bockelmann im Garten des
Goethehauses 1959, Marlene Dietrich mit Bier und Zigarette auf einer Pressekonferenz 1960,
John F. Kennedy 1963,
Alfred Hitchcock auf dem Hotel „Intercontinental“ 1964, Josef Buchmann vor seinem Varieté im Bahnhofsviertel, Konrad Adenauer bei der Präsentation seiner Erinnerungen auf der Buchmesse 1965, Demonstration vor dem US-Konsulat mit Rudi Dutschke 1967, Polizeiaktion gegen den Schwerverbrecher Antonius Johannes Terburg 1968, Telefonistinnen auf der Dachterrasse des Fernmeldehochhauses 1971, fröhliche Polizisten bei einer Rangelei mit SDS-Studenten im Amerikahaus 1971, Kokerei-Gaswerk im Osthafen 1972, Willy Brandt und der später enttarnte Spion Günter Guillaume 1973, Gebetsraum der Ahmadiyyagemeinde 1976,
Walter Wallmann als Wahlsieger 1977, die Führungsriege der SPD vor dem Römer 1978.
Eine besondere Beziehung entwickelte W. zu Daniel Cohn-Bendit, der bei seinen Aktionen stets die Kameras suchte und von W. häufig fotografiert wurde, so etwa beim Durchbrechen einer Polizeiabsperrung 1968. Dieses Bild ist zu einer Chiffre für die Sechzigerjahre geworden wie W.s Aufnahme von
Rosemarie Nitribitt drei Tage vor ihrer Ermordung 1957 für die Fünfzigerjahre.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann A 324).
1998 Erwerb des fotografischen Vorlasses durch das ISG (100.000 Negative zusätzlich zu den bereits vorhandenen ca. 6.000 Abzügen).
Ausstellungen im ISG (2001), im GDA-Wohnstift (2006) und im Ffter Presseclub (2015).
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