Drittes von vier Kindern eines Buchhalters bei der Hoechst AG.
Besuch der Volks- und der Kreismittelschule in Hofheim/Taunus, abgeschlossen mit der Mittleren Reife. Von 1952 bis 1954 Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Deutschen Philips GmbH in Ffm. Von 1954 bis 1960 Angestellter in der Schallplattenabteilung der Deutschen Philips. Von 1957 bis 1960 Anfänge als Schauspieler am Studententheater „Neue Bühne” unter der Leitung von Karlheinz Braun (* 1932) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Ffm. Erste Rolle: Leo in „Hochwasser“ von Grass (UA, 20.1.1957). Wohl zugleich Auftritte als Statist an den Städtischen Bühnen in Ffm., u. a. mit einer Pantomimengruppe in Grabbes „Hannibal“ (Regie: Heinrich Koch, 1957). Von 1958 bis 1960 Besuch der Schauspielschule Hertha Genzmer in Wiesbaden. Engagements als Schauspieler am Schwäbischen Landesschauspiel in Memmingen (1960/61) und am Schlosstheater Celle (1961-64), dort auch als Regieassistent. 1964 erste eigene Inszenierung („Der goldene Anker” von Pagnol) am Schlosstheater Celle. Seit 1964 freiberufliche Tätigkeit als Schauspieler und Regisseur. Auftritte als Schauspieler u. a. am Kleinen Theater im Zoo in Ffm., am Thalia-Theater in Hamburg, an der Kleinen Komödie in München, an den Kammerspielen, am Schauspielhaus und an der Komödie in Düsseldorf, am Contrakreistheater in Bonn sowie in zahlreichen Fernsehrollen (etwa 1965-93; u. a. als Alex Weck, gen. „Püppchen“, in dem Fernsehfilm „Das letzte Kapitel“, Regie: Rolf Busch, ES: NDR, 6.1.1965; als Karl Lambertz in der Folge „Der fünfte Mann“ der Krimireihe „Stahlnetz“, Regie: Jürgen Roland, ES: ARD, 23.8.1966; als Iltis Jakob in dem Fernsehspiel „Schinderhannes“ nach
Carl Zuckmayer, Regie: Franz Peter Wirth, ES: ARD, 4.2.1968). 1974 Beginn der Tätigkeit als Regisseur am Volkstheater Fft. Seit 1976 Oberspielleiter, von 1980 bis 2007 künstlerischer Leiter des Volkstheaters Fft. (seit 1995: „Volkstheater Fft. – Liesel Christ“; geschlossen 2013). Seit 2008 freier Regisseur, Schauspieler und Rezitator, weiterhin mit Wohnsitz in Ffm.
Als K. aus Düsseldorf 1974 von der Schauspielerin
Liesel Christ an das von ihr gegründete und geleitete Volkstheater Fft. geholt wurde, hatte er kaum Regie-Erfahrung. Seine erste Inszenierung für die Ffter Mundartbühne war die Uraufführung des Lustspiels „Die Kur in Wilhelmsbad” von
Ernst Nebhut für die Freilichtspiele im Dominikanerkloster im Sommer 1974. Nach einer Reihe von neun Inszenierungen als freier Regisseur für das Volkstheater Fft. – bis hin zur äußerst erfolgreichen Aufführung des lokalen Dialektklassikers „Alt-Fft.“ von
Adolf Stoltze (mit
Liesel Christ und
Lia Wöhr, 1976) – wurde K. als Oberspielleiter fest engagiert. Die Prinzipalin
Liesel Christ gewann ihren neuen Hausregisseur für die Idee eines literarischen Volkstheaters nach Wiener Vorbild, die sie gemeinsam Stück für Stück umsetzten. Bei den Freilichtspielen im Sommer 1979 wagten sie das Experiment, erstmals einen Klassiker mit mundartlicher Sprachmelodie auf ihre Bühne zu bringen,
Goethes „Urfaust“ in Hessisch, der in der Inszenierung von K. mit den Hauptdarstellern
Liesel Christ (als Marthe), Silvia Tietz (als Gretchen), Randolf Kronberg (als Faust) und Heinz Werner Kraehkamp (als Mephisto) wegweisend für das moderne Mundarttheater wurde.
Kurz darauf (1980) stieg K. auch nominell zum künstlerischen Leiter des Volkstheaters Fft. auf und arbeitete noch intensiver mit der Prinzipalin
Liesel Christ in der Theaterleitung und insbesondere bei der Spielplangestaltung zusammen. Künftig brachte das Volkstheater jährlich mindestens einen literarischen Klassiker heraus, u. a. Kleists „Der zerbrochne Krug“ (1980), Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1981),
Hauptmanns „Der Biberpelz“ (1985), Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ (1994), Brecht/Weills „Die Dreigroschenoper“ (1998) und
Goethes „Urgötz“ (1999); dazu kamen die Komödien der Weltliteratur, u. a. von Molière (erstmals 1983), Goldoni (erstmals 1984) und Shakespeare (erstmals 1985), die K. – nach ersten Versuchen mit Fassungen etwa von Deichsel und Turrini – ab den späten 1980er Jahren meist in eigener Bearbeitung für das Volkstheater aufführte. Nach K.’ Konzept sollten außerdem in jeder Spielzeit ein traditionelles Ffter Lokal- oder hessisches Mundartstück (etwa von
Adolf Stoltze, Ernst Elias Niebergall,
Carl Zuckmayer und
Carl Malss), ein modernes Volksstück (etwa von Joseph Breitbach, Fitzgerald Kusz und Wolfgang Deichsel) und ein handfester Schwank (etwa „Der Raub der Sabinerinnen“, 1993, aber auch französische Schwänke von Labiche und Feydeau) auf dem Spielplan des Volkstheaters stehen, eine probate Mischung, die der Bühne jahrzehntelang – auch über den Tod der populären Prinzipalin und Ersten Schauspielerin
Liesel Christ 1996 hinaus – ein treues Stammpublikum sicherte. In späteren Jahren traten die Schwänke im Programm des Volkstheaters etwas zugunsten von Singspiel, Operette und Musical zurück, wofür etwa die Aufführungen von „Im Weißen Rößl“ (1996) und „Anatevka“ (2005) stehen (alle erwähnten Stücke in Inszenierungen von K.).
Neben der laufenden Theaterarbeit im Ffter Haus, seit 1975 im Cantate-Saal im Großen Hirschgraben 21 neben dem
Goethehaus, betreute K. seit 1979 die meisten der Fernsehaufzeichnungen aus dem Volkstheater Fft. (von „Die Jubilarin“ von Joseph Breitbach, ES: ARD, 27.1.1979, bis „Dinner for one auf Hessisch“ mit Margit Sponheimer und Walter Flamme, ES: HR, 31.12.2007) und begleitete die Gastspiele der Bühne, u. a. nach Israel (erstmals 1980) und Weimar (1991), aber auch regelmäßig mit den Freilichtaufführungen auf den Burgen in Eppstein (die am Volkstheater seit 1971 und damit schon vor K.’ Zeit Tradition hatten) und Königstein (seit 1992). Außerdem trat er mit eigenen Lesungen für andere Veranstalter auf, u. a. seit 1982 in einer „Stoltze-Revue“, einem politischen Kabarettprogramm mit Texten von
Friedrich Stoltze, zusammen mit
Liesel Christ und
Hans Zürn. Auch die Idee für die 13-teilige Fernsehserie „Bei Mudder Liesl“ mit
Liesel Christ (Regie: Erich Neureuther, ES: ARD im Vorabendprogramm, 1984) stammte von K.
Ab Mitte der 1980er Jahre, als sich
Liesel Christ zunehmend auf ihre repräsentativen Pflichten als Prinzipalin zu beschränken begann, übernahmen weitgehend deren Töchter Gisela Dahlem-Christ (1942-2015) als geschäftsführende Intendantin und Bärbel Krafft (später verh. Christ-Heß, * 1945) als technische Direktorin sowie Wolfgang K. als künstlerischer Leiter und Hausregisseur den Theaterbetrieb, den sie als Leitungsteam nach
Liesel Christs Tod 1996 fortführten. Bereits seit der ersten „Urfaust“-Inszenierung 1979 arbeitete K. häufig mit dem Maler und Bühnenbildner Hermann Haindl zusammen, der ihm ein wichtiger Partner im schöpferischen Prozess bei zahlreichen Inszenierungen des Volkstheaters war. Während in den Anfangsjahren die Stücke oft unter dem Gesichtspunkt ausgewählt worden waren, ob sie eine gute Rolle für die
Christ als beliebte Mittelpunktschauspielerin in dem stets stimmigen Ensemble des Hauses boten, verstand es K. später, immer wieder andere populäre Fernseh- und Schlagerstars an das Volkstheater zu holen und zu binden, oft in für sie ungewöhnlichen und deshalb für das Publikum besonders interessanten Rollen, u. a. Heinz Schenk (erstmals 1987), Maria Mucke (1993), Margit Sponheimer (erstmals 1999), Ralf Bauer (erstmals 1999) und Tony Marshall (2005); die damals noch unbekannte Schlagersängerin Helene Fischer wirkte 2005 als eine der fünf Töchter des Milchmanns Tevje (gespielt von Tony Marshall) in der Freilichtinszenierung von „Anatevka“ am Volkstheater mit.
Mit dem Misserfolg einer Inszenierung von Nestroys „Der Zerrissene“ bei den Freilichtspielen im Sommer 2007 endete die Ära von K. am Volkstheater Fft. In einer Gala im Cantate-Saal am 18.12.2007 verabschiedete er sich nach 33 Jahren und 130 Inszenierungen von seinem Publikum; besonders stolz war er immer darauf, dass er von 1974 bis 2007 in lückenloser Folge bei allen Stücken für die sommerlichen Freilichtspiele des Volkstheaters im Dominikanerkloster die Regie geführt hatte. Eine letzte Inszenierung, für die er noch einmal an das Volkstheater Fft. zurückkehrte, war „Jedermann” in einer Freilichtaufführung im Archäologischen Garten vor dem Dom (Fassung von Fitzgerald Kusz in der hessischen Übertragung von K., mit Ralf Bauer und Helmut Markwort, 2010). Als Ikone unter allen Inszenierungen von K. gilt jedoch
Goethes „Urfaust“ in Hessisch, wozu eine spektakuläre Fernsehaufzeichnung der ersten Fassung auf dem Römerberg (ES: HR, 27.12.1979), wichtige Gastspiele mit dem Stück (u. a. in Israel, 1980, bei den Hersfelder Festspielen, 1980, und in Weimar 1991), mehrere Neufassungen ab 1991 und regelmäßige Freilichtspiele zur Aufführung des Stücks im Archäologischen Garten vor dem Dom (zum Stadtjubiläum 1994, zum 25-jährigen Bestehen des Volkstheaters 1996, im Goethejahr 1999 und letztmals unter der Regie von K. zum 30-jährigen Bestehen des Volkstheaters 2001) beitrugen.
Von 2002 bis 2018 Kolumnist der Ffter Senioren-Zeitschrift. Herausgeber der Anthologien „Neues von
Friedrich Stoltze“ (2003) und „Ein Liebesgruß an Fft. Gedichte von Frankfurtern für Hiesige, Eingeplackte und sonstige Leut“ (2012) mit meist mundartlichen Texten aus den Programmen seiner Lesungen.
Autobiographie: „Mensche gibt’s, all sin se anners“ (Ein Lebensbericht, 2010) mit der Fortsetzung „Und es lohnt sich doch...“ (2015).
1999 Ehrenpreis der Hessischen Apfelweinstraße. 2000 Stoltze-Preis der „Freunde Fft.s“. 2004 Ehrenplakette der Stadt Ffm. 2015 Ehrenring in Silber der Stadt Hofheim. Außerdem erhielt K. mit dem Volkstheater Fft. 1984 den „Harlekin“ der Ffter Volksbühne und mit
Hans Zürn 2001 die „Ffter Latern“ der Vereinigung der Freunde und Förderer des Stoltze-Museums.
Nachlass im ISG.
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