Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
Krise und Aufbruch bestimmten die Zeit vor einem Jahrhundert. Vielleicht fasziniert uns deswegen der momentan in den Medien allgegenwärtige Blick in die 1920er Jahre. Damals zog auch eine Landwirtstochter aus dem Harz nach Frankfurt, wo sie ihr Weg unversehens in eine erfolgreiche Karriere als Fotografin führte. Der Artikel des Monats erzählt ihre Geschichte.
Artikel des Monats Dezember 2021:
Das Gesicht der Werbung
Sie war eine moderne junge Frau im Neuen Frankfurt: Elisabeth Hase. Im Frühjahr 1923 kam die damals 17-Jährige in die Mainstadt, um hier eine Stelle als „Haustochter“ anzunehmen und die Haushaltsführung zu erlernen. Eine Malerin, in deren Haushalt sie arbeitete, entdeckte ihr künstlerisches Talent und regte sie zum Studium an der städtischen Kunstgewerbeschule an. Als Schülerin von Willi Baumeister wurde Hase dort zur Gebrauchsgrafikerin ausgebildet, wobei sie auch erste Erfahrungen in der Fotografie sammelte. Frühe Aufnahmen von ihr waren Architekturfotografien für die Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“. Nach Abschluss ihres Studiums 1929 arbeitete sie zwei Jahre lang als Angestellte für den bekannten Fotografen Dr. Paul Wolff in dessen Atelier und Bildagentur, wo sie sich nebenbei das professionelle fotografische Knowhow abschauen konnte.
1932 machte sich Elisabeth Hase mit einem eigenen Atelier am Frankfurter Goetheplatz selbstständig. Sie spezialisierte sich auf die Presse- und insbesondere auf die Werbefotografie. Immer wieder diente sie sich selbst dabei als Modell. So wurde sie bald nicht nur zu einer der gefragtesten Werbefotografinnen, sondern auch zu einem der bekanntesten Werbegesichter in Deutschland.
Lesen Sie mehr >
Ein anderer Artikel in diesem Monat stellt den Frankfurter Komponisten Anton Urspruch vor, einen Vertreter der Spätromantik, dessen Werk bald nach seinem frühen Tod – zu Unrecht – in Vergessenheit geriet. Ein Konzert zum Frankfurter Stadtjubiläum 1994 gab den Anstoß zur Wiederentdeckung. Seitdem erleben insbesondere die Kammermusik- und Chorwerke sowie die Lieder des Komponisten eine Renaissance im Konzertsaal. Erst kürzlich wurde Urspruchs fünfaktige Choroper „Die heilige Cäcilie“ im westfälischen Hattingen uraufgeführt – ein willkommener Anlass, den Artikel über den Komponisten aus der „Frankfurter Biographie“ zu überarbeiten und neu im Frankfurter Personenlexikon zu präsentieren.
Eine grundlegende Neubearbeitung eines Artikels aus der „Frankfurter Biographie“ stellt auch der Beitrag über Karl Zeiß dar, den Generalintendanten der Städtischen Bühnen von 1917 bis 1920, der für den Aufbruch zur Moderne am Theater – nicht nur in Frankfurt – steht. In seiner kurzen Amtszeit begründete und gestaltete er den „Frankfurter Expressionismus“, der das Frankfurter Schauspielhaus an die Spitze der deutschsprachigen Bühnen brachte.
Passend zu der soeben eröffneten Ausstellung über „Frankfurt und der NS“ im Historischen Museum, deren zeithistorischer Teil unter dem Titel „Eine Stadt macht mit“ steht, erscheinen die Artikel über drei weitere „Vereinsführer“ von Eintracht Frankfurt in der Zeit des Nationalsozialismus, Hans Söhngen, Adolf Metzner und Anton Gentil, die „ihren“ Verein zwischen 1933 und 1945 linientreu leiteten. Metzner war als einer der herausragenden deutschen Kurzstreckenläufer in dieser Zeit auch sportlich für die Eintracht sehr erfolgreich, u. a. als zweifacher Europameister in Turin 1934.
Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Ihnen die kommenden Feiertage etwas Licht und Wärme in diesem wiederum harten Winter bringen mögen, so dass Sie mit frischem Mut und neuer Energie in das Neue Jahr aufbrechen können.
Ich würde mich freuen, wenn es auch 2022 an dieser Stelle ein „Wiederlesen“ geben könnte.
Beste Grüße – und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Januar 2022.