Aus einer fränkisch-thüringischen Beamten- und Künstlerfamilie. Verheiratet (seit 1905) mit der Schauspielerin Hedwig Gasny (1871-1947).
Geprägt von frühen Theatererlebnissen im Meininger Hoftheater, wo er u. a. 1886 die Erstaufführung der „Gespenster“ (die zweite deutsche Aufführung des Stückes überhaupt) in Anwesenheit des Autors Henrik Ibsen (1828-1906) sah. Seit 1892 Studium der Germanistik und Kunstwissenschaft an der Universität Leipzig, u. a. bei dem Literaturwissenschaftler Georg Witkowski (1863-1939) und dem Linguisten Eduard Sievers (1850-1932). Kontakte zu einer Schriftstellergruppe, der späteren Leipziger Literarischen Gesellschaft, der u. a. Franz Adam Beyerlein (1871-1949), Wilhelm Friedrich (1851-1925), Walter Harlan (1867-1931), Otto Erich Hartleben (1864-1905), Kurt Martens (1870-1945), Hans Merian (1857-1902), Edgar Steiger (1858-1919) und Hans von Weber (1872-1924) angehörten; in diesem Kreis lernte Z. auch Frank Wedekind (1864-1918) kennen. Die Aufführungen des Theaters der Literarischen Gesellschaft, etwa Uraufführungen von Dehmel und Wedekind sowie Leipziger Erstaufführungen von Ibsen und
Hauptmann, wurden von Z. und seinen Kommilitonen (als „Helfer und Stimmungsmacher im Publikum“) unterstützt. Erste praktische Theatererfahrungen als Regisseur von Aufführungen im Studentenverein und als Statist beim Neuen Theater in Leipzig. Um 1896 längerer Aufenthalt in Berlin; dort Besuch von Vorstellungen (
Hauptmann, Tolstoi, Shakespeare, Ibsen) im Deutschen Theater unter Otto Brahm (1856-1912). Um diese Zeit Auftrag zur Herausgabe einer kritischen Hebbel-Ausgabe für das Bibliographische Institut in Leipzig, die, erschienen in vier Bänden 1899, die Renaissance der Dramen von Friedrich Hebbel (1813-1863) an deutschen Bühnen vorbereitete.
1896 Promotion in Leipzig mit einer Arbeit über „Die Staatsidee Pierre Corneille’s mit einer Einleitung über die politische Litteratur Frankreichs von der Renaissance bis auf Corneille in ihren Hauptvertretern“. Tätigkeit als freier Schriftsteller und Theaterkritiker in Leipzig, u. a. für die Zeitschrift „Die Redenden Künste“ (1896/97). 1897 Staatsexamen an der Universität Leipzig. Anschließend Anstellung als Lehrer für deutsche Literatur an einem Reformgymnasium in Dresden. Daneben Fortsetzung der Arbeit als Schriftsteller und Theaterkritiker, u. a. als Dresdner Theaterkorrespondent der Münchner Allgemeinen Zeitung. Berufen von dem Intendanten Nikolaus Graf von Seebach (1854-1930), gehörte Z. seit 1901 der Generaldirektion der Königlichen Hoftheater in Dresden an, seit 1904 ausdrücklich als Dramaturg, seit 1909 als Erster Hoftheater-Dramaturg. Er „trieb nun die Aktualisierung von Spielplan, Spielbetrieb und die Modernisierung der Szene weiter voran“ (Günther Rühle). Schon in seinen ersten Dresdner Jahren brachte er etwa die Uraufführung von Sternheims „Auf Krugdorf“ (1902) und die deutsche Erstaufführung von Shaws „Candida“ (1903) heraus; zudem ließ er Zyklen der Königsdramen Shakespeares und der Dramen Hebbels spielen. Stets setzte er Stücke zeitgenössischer Autoren (
Hauptmann, Ibsen, Schnitzler, Strindberg, Wilde) ebenso wie klassische Dramen der Weltliteratur auf den Spielplan, oft in progressiven eigenen Übersetzungen und Bearbeitungen; auch entdeckte er Holberg und Gellert neu für das Theater. In der Generaldirektion der Königlichen Hoftheater stieg Z., der inzwischen gelegentlich auch selbst Regie führte, 1913 zum „artistischen Leiter“ des Schauspiels im damals gerade neu erbauten Königlichen Schauspielhaus auf, eine Position, die er bis zu seinem Wechsel nach Ffm. 1916 innehatte.
Am 1.11.1917 begann Z. offiziell seine Amtszeit als Generalintendant der Städtischen Bühnen in Ffm. Bereits im Juni 1915 hatte er im Auftrag der Stadt ein „Gutachten über den gegenwärtigen Stand der städtischen Theater in Ffm. und die in der Zukunft zu ergreifenden organisatorischen Maßnahmen“ abgegeben, nachdem die Städtischen Bühnen nach dem Ende der „Ära
Claar“ 1912 ihren künstlerischen Kurs verloren hatten und zum provinziellen Stadttheater abzusinken drohten. Im Frühjahr 1916 fasste die Ffter Theaterdeputation den Beschluss, die bislang getrennten Sparten Oper und Schauspiel ab 1.11.1917 unter eine einheitliche Führung zu stellen. Per Vertrag vom 20.4.1916 wurde Z. zur „oberste(n) Leitung des gesamten künstlerischen und wirtschaftlichen Betriebes der beiden städtischen Theater (Opernhaus und Schauspielhaus) als General-Intendant“ für zehn Jahre verpflichtet. Vertragsgemäß übersiedelte er schon am 1.10.1916 von Dresden nach Ffm., um zur Vorbereitung einer Neuorganisation der städtischen Theater (insbesondere beim projektierten Umbau des Schauspielhauses) und seiner Intendanz (etwa durch Aufbau des Ensembles und Annahme von Stücken) für die Neue Theater-AG tätig zu werden.
Während seiner kurzen, mitten im Ersten Weltkrieg begonnenen und letztlich nur drei Jahre dauernden Intendanz etablierte Z. den „Ffter Expressionismus“ und legte damit den Grundstein für das moderne Theater in Ffm. „Es gilt“, wie er in seiner Begrüßungsansprache an die Mitglieder der Oper und des Orchesters sagte, „als oberstes Ziel die künstlerische Durchdringung des ganzen Organismus, das Wort vom gepflegten Theater.“ (Zit. nach: FN, 6.8.1917.) Im Vordergrund sollte zunächst die Erneuerung des Schauspiels stehen. Seine erste Spielzeit im Amt eröffnete Z. am 4.9.1917 mit der Ffter Erstaufführung von
Hauptmanns bisher kaum gespieltem Historiendrama „Florian Geyer“. Nachdem erste Impulse für ein expressionistisches Theater in Ffm. von dem privaten Neuen Theater unter
Arthur Hellmer ausgegangen waren, setzte Z. in seinem Spielplan auf neue Dramen vorwiegend junger Autoren wie Carl Sternheim, Georg Kaiser, Paul Kornfeld,
Fritz von Unruh und Walter Hasenclever, so dass das Ffter Schauspielhaus sich bald zu einer wichtigen Uraufführungsbühne im deutschsprachigen Raum entwickelte. Im Wider- und Wechselspiel dazu brachte Z. stets Werke der klassischen Theaterliteratur heraus, denen er einen aktuellen Rahmen gab, etwa einen Zyklus mit
Goethes frühen Dramen, u. a. den „Urfaust“ (Ffter EA, 8.5.1918); diese Inszenierung, bei der Z. selbst die Regie übernommen hatte, gilt als „die erste öffentliche und kompetente Aufführung des fragmenthaften Stücks überhaupt“ (Günther Rühle). In den Tagen der Novemberrevolution 1918 ließ der Generalintendant
Schillers „Räuber“ spielen, nachdem „Wilhelm Tell“ und „Don Carlos“ ohnehin schon seit ein paar Monaten im Repertoire waren, zeitgemäß neu inszeniert, so dass es manchmal hieß, Z. habe in
Schiller den Expressionisten entdeckt.
Mit sicherem Gespür hatte Z. sein engagiertes Leitungsteam und ein geschlossenes Ensemble am Ffter Schauspielhaus aufgebaut. Als Oberregisseure standen ihm, der selbst eher selten inszenierte, zunächst Walther Brügmann (1884-1945) und Gustav Hartung (1887-1946) zur Verfügung; ab 1919 trat als dritter Oberregisseur
Richard Weichert hinzu, der auf Empfehlung des Stadtrats und späteren Oberbürgermeisters
Ludwig Landmann aus Mannheim verpflichtet worden war. Ebenfalls aus Mannheim kam der Bühnenbildner
Ludwig Sievert, zunächst ab 1918 als Gast, seit der Spielzeit 1919/20 in der Nachfolge von
Franz Karl Delavilla als künstlerischer Beirat und Leiter des Ausstattungswesens. Neben Hartung, der auch in der Dramaturgie mitarbeitete, hatte Z. den Literaturwissenschaftler Georg J. Plotke (1888-1919) als neuen Dramaturgen gewonnen. Die führenden Kräfte im Schauspielensemble waren Fritta Brod (1896-1988), Gerda Müller (1894-1951),
Carl Ebert, Jacob Feldhammer (1882-1944),
Heinrich George und
Robert Taube. Unter Z. begann auch der später als Volksschauspieler beliebte Ffter
Carl Luley 1919 als Chargendarsteller seine Laufbahn am Schauspielhaus.
Innerhalb kürzester Zeit hatte Z. das Ffter Schauspielhaus an führende Stelle in der deutschsprachigen Theaterlandschaft gebracht. Inzwischen schuf er ebenso am Ffter Opernhaus organisatorische und soziale Voraussetzungen für eine künstlerische Erneuerung, die er dann aufgrund seiner kurzen Amtszeit unter vorerst notwendiger Konzentration auf das Schauspiel nicht vollenden konnte. Dennoch bot die Ffter Oper unter Z. einige wichtige Inszenierungen dar, insbesondere die Uraufführungen von
Schrekers „Die Gezeichneten“ (25.4.1918) und „Der Schatzgräber“ (21.1.1920), wobei der Generalintendant in Fragen der Gestaltung des Opernspielplans offenbar von seinem Vorgänger
Emil Claar gut beraten wurde. Die musikalische Leitung lag bei den beiden Ersten Kapellmeistern Gustav Brecher (1879-1940) und
Ludwig Rottenberg. Der neue Inszenierungsstil vom Schauspielhaus übertrug sich – etwa durch die Übernahme von
Richard Weichert als Regisseur und den Einsatz von
Ludwig Sievert als Bühnenbildner – auch auf die Opernbühne. Neu ins Opernensemble kamen unter Z. beispielsweise die Sopranistin Elisabeth Kandt (1893-1960), die später von Ffm. an die „Met“ in New York wechselte, sowie die Altistin
Magda Spiegel und der Tenor
John Gläser, die als wahre Publikumslieblinge dem Ffter Opernhaus lange treu bleiben sollten.
Nach einem Gutachten, das Z. im Auftrag des Bayerischen Kultusministers zu Jahresbeginn 1920 zur Lage der Bayerischen Staatstheater in München abgegeben hatte, wurde er als Generalintendant dorthin berufen. Er löste seinen Ffter Vertrag vorzeitig zum 31.8.1920 und verabschiedete sich mit einem Hans-Sachs-Abend im Schauspielhaus am 21.8.1920 von der Mainstadt. An der Generalintendanz der Bayerischen Staatstheater (Oper, Prinzregenten- und Residenztheater) in München, die Z. somit zum Spielzeitbeginn 1920/21 übernahm, soll ihn besonders gereizt haben, dass er dort mit Bruno Walter (1876-1962) als Generalmusikdirektor zusammenarbeiten konnte, den er eigentlich gern als musikalischen Leiter der Oper nach Ffm. geholt hätte. Bei Walters Ausscheiden 1922 verpflichtete er Hans Knappertsbusch (1888-1965) zum Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Auch als Leiter des Schauspiels in München förderte Z. weiterhin neue Talente, etwa den Autor Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), den Regisseur Erich Engel (1891-1966) und die Schauspielerin Elisabeth Bergner (1897-1986), die er alle im Herbst 1921 für seine Staatsbühne gewann. Engel wurde von ihm mit der Inszenierung von Brechts Frühwerk „Im Dickicht der Städte“ am Münchner Residenztheater (UA, 9.5.1923) beauftragt. In seiner vierten Münchner Spielzeit erlag Z. im Alter von 52 Jahren 1924 einem Schlaganfall.
Bedeutende Ur- und Erstaufführungen am Ffter Schauspielhaus unter Z.: „Perleberg“ von Carl Sternheim (UA, 9.9.1917), „Der Sternenkantor“ von Max Jungnickel (UA, 4.10.1917), „Der Zentaur“ von Georg Kaiser (UA, 23.10.1917), „Die Verführung“ von Paul Kornfeld (UA, 8.12.1917), „Der Snob“ von Carl Sternheim (Ffter EA, 23.3.1918), „Der lebende Leichnam“ von Leo Tolstoi (Ffter EA, 16.4.1918), „Judith“ von Friedrich Hebbel (Ffter EA, 25.4.1918), „Ein Geschlecht“ von
Fritz von Unruh (UA, 16.8.1918), „Der Marquis von Keith“ von Frank Wedekind (Ffter EA, 5.11.1918), „Heinrich der Beglücker“ von Julius Meier-Graefe (UA, 27.11.1918), „1913“ von Carl Sternheim (UA, 23.1.1919), „Antigone“ von Walter Hasenclever (UA, 20.2.1919), „Fräulein Julie“ von August Strindberg (Ffter EA, 19.4.1919), „Die Marquise von Arcis“ von Carl Sternheim (UA, 5.9.1919), „Die Sendung Semaels“ von Arnold Zweig (UA, 29.10.1919), „Der Schneesturm“ von Otto Zoff (UA, 22.11.1919), „Michael Kramer“ von
Gerhart Hauptmann (Ffter EA, 10.1.1920), „Der Tod des Empedokles“ von
Friedrich Hölderlin (Ffter EA, 26.3.1920), „Platz“ von
Fritz von Unruh (UA, 3.6.1920) u. a.
Weitere bedeutende Ur- und Erstaufführungen am Ffter Opernhaus unter Z.: „Ariadne auf Naxos“ von
Richard Strauss (Ffter EA der Neufassung, 25.12.1917), „Turandot“ und „Arlecchino“ von Ferruccio Busoni (dt. EA, 15.10.1918), „Scheherazade“ von
Bernhard Sekles (Ffter EA, 21.9.1919), „Fennimore and Gerda“ von Frederick Delius (UA, 21.10.1919) und „Die ersten Menschen“ von Rudi Stephan (UA, 1.7.1920).
Bekannte Bühnenbearbeitungen und -übersetzungen von Z.: „Der Widerspenstigen Zähmung“ (1903) und „Was ihr wollt“ von William Shakespeare (1905), „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist (1904), „Ernst“ („Bunbury“) von Oscar Wilde (1906) und „Genoveva“ von Friedrich Hebbel (1913).
Die Nachfolge von Z. in Ffm. traten 1920, nun wieder nach Sparten getrennt, am Opernhaus zunächst
Ernst Lert und am Schauspielhaus
Richard Weichert als Intendanten an. Insbesondere
Weichert hielt das Ffter Schauspiel auf dem Kurs, den Z. vorgegeben hatte, setzte dessen Pläne um und entwickelte sie weiter. Der von
Weichert in enger Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner
Ludwig Sievert geprägte „Ffter Stil“ wurde zum Begriff für das moderne Theater.
.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 578,
.