Tochter des Großkaufmanns
Pietro Antonio, gen. Peter Anton, B. und dessen zweiter Ehefrau
Maximiliane Euphrosine, geb. La Roche. Enkelin des Diplomaten und kurtrierischen Kanzlers Georg Michael Fran(c)k (von) La Roche (1720-1788) und dessen Ehefrau, der Schriftstellerin Marie
Sophie (von) La Roche, geb. Gutermann von Gutershofen. Halbschwester von
Francesco, gen. Franz, B. Schwester von
Georg B.,
Clemens B., Kunigunde, gen. Gunda, B. (später verh. von Savigny, 1780-1863),
Christian B.,
Elisabetha, gen. Bettine, B. (später verh. von Arnim),
Ludovica, gen. Lulu, B. (später verh. Jordis, dann verh. des Bordes) und Magdalena, gen. Meline, B. (später verh. von Guaita, 1788-1861). Vier weitere Halbgeschwister aus der ersten Ehe, ein Halbbruder aus der dritten Ehe des Vaters. Weitere vier Geschwister und zwei Halbgeschwister starben im Säuglings- oder Kleinkindalter.
Nach ersten Jahren der Kindheit in Ffm. wurden die Geschwister Sophie und
Clemens B. vom Vater 1784 nach Koblenz in die Obhut von Luise Möhn, geb. (von) La Roche (1759-1832), einer kinderlosen Schwester ihrer Mutter, gegeben, wo sie eine strenge Erziehung erhielten. Ende 1786 kehrten die Zehnjährige und der zwei Jahre jüngere Bruder nach Ffm. zurück. Ab Herbst 1788 übernahm eine Freundin der Großmutter Sophie von La Roche, eine Madame Metzguer in Zabern, die Erziehung von B. Zu Beginn der 1790er Jahre lebte Sophie wieder im Elternhaus zum Goldenen Kopf in der Großen Sandgasse in Ffm., wo sie spielerisch eine Sammlung von tagebuchartigen Briefchen anlegte, die ihr Bruder
Clemens für seine Lieblingsschwester der frühen Jahre betreute. Am 19.11.1793 starb die Mutter der mittlerweile Siebzehnjährigen. B. hielt sich in den folgenden Monaten einige Zeit bei Katharina de Lassaulx (1779-1855), einer Freundin von ihr, in Koblenz auf; spätestens im Frühsommer war sie wieder in Ffm. Der Tod von
Maximiliane B. war bereits der zweite Schicksalsschlag für Sophie, nachdem sie als Vierjährige durch einen Unfall beim Spielen das linke Auge verloren hatte. Sie litt häufig unter Kopfschmerzen, und in Gesellschaft trug sie eine schwarze Augenklappe. Als Zwanzigjährige erweckte B. die Aufmerksamkeit der Ffter Männerwelt:
Johann Jakob Willemer warb Anfang 1797 erfolglos um sie;
Simon Moritz Bethmann kam ihr um die Jahreswende 1799/1800 näher, erwies sich dann aber nicht als das erhoffte Gegenüber für eine feste Bindung.
Die Höhe- und Wendepunkte im Leben der jungen Frau markieren drei von Ffm. aus unternommene Reisen: Im Herbst 1797, wenige Monate nach dem Tod des Vaters, reiste B. mit ihrer Stiefmutter Friedericke B., geb. von Rottenhof (1771-1817), zur Brautwerbung für
Franz B. nach Wien. Dort freundete sich Sophie B. mit Henriette von Arnstein (1780-1859) an und verliebte sich in den Grafen Joseph Anton Franz von Herberstein-Moltke (1757-1816), doch trotz inoffizieller Verlobung kam die ersehnte Eheschließung nicht zustande. – Im Sommer 1799 besuchte Sophie B. zusammen mit ihrer Großmutter Weimar, Jena und Oßmannstedt:
Goethe,
Schiller und Wieland. – Eine erneute Reise im Juli 1800 nach Oßmannstedt, wo Sophie B. im September lebensgefährlich erkrankte – die Symptome deuten auf eine Hirnhautentzündung –, endete mit dem Tod der 24-Jährigen auf Wielands Gut.
B. wird von den Zeitgenossen als eine anziehende Persönlichkeit geschildert, die in Gesellschaften aufblühte; sie war gebildet und intelligent. Wieland verlieh der Figur der Lais im „Aristipp“ (1800-02) Züge von ihr. Die überlieferten Briefwechsel (mit
Clemens B., Henriette von Arnstein und Wieland), Tagebücher und Ansätze zu literarischen Texten von B. verraten Schreibtalent. Zwischen Sophie von La Roche, Wieland und ihrem Bruder
Clemens B., zwischen Empfindsamkeit und Romantik suchte sie als eigenständige Stimme unter den Ffter B.s mit zunehmender Nachdenklichkeit und Verzweiflung ihren Weg. Einen Partner fürs Leben konnte sie in der kurzen Zeit, die ihr blieb, nicht finden.
Clemens B. bedachte Sophie in der Einleitung zu den „Romanzen vom Rosenkranz“ mit den Versen: „Hinan, Hinan hört ich [die] Schwester sagen// Ein Auge schließ ich, auf der Leiter Sproßen/ Daß mich der tiefe Abgrund nicht ergrauße,/ Sie wuste nicht, daß beide sie geschloßen.“ [Ffter Brentano-Ausgabe 10 (1994), S. 3.] Zudem erinnerte
Clemens B. im 11. Kapitel des zweiten Teils von „Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter“ in Form eines Gedichts „An S.“ (1801) und gedachte ihrer erneut zum 25. Ehejubiläum von
Franz und
Antonie B. mit dem Gedicht „Die seelige Schwester Sophie an den Bruder
Franz Brentano am silbernen Hochzeitstage“ (1823).
Ölporträt (von unbekannter Hand, um 1798/99) und eine entsprechende Miniatur (Medaillon) im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts / Ffter Goethe-Museum.
Briefe von und an Sophie B. sowie eine Gedichthandschrift von ihr im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts; weitere Briefe in der UB Mainz.
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