Sohn des Großkaufmanns
Pietro Antonio, gen. Peter Anton, B. und dessen zweiter Ehefrau
Maximiliane Euphrosine, geb. La Roche. Enkel der Schriftstellerin Sophie von La Roche. Bruder von
Sophie B.,
Clemens B., Kunigunde, gen. Gunda, B. (1780-1863),
Christian B.,
Elisabetha, gen. Bettine, B.,
Ludovica, gen. Lulu, B. und Magdalena, gen. Meline, B. (1788-1861). Halbbruder von
Francesco, gen. Franz, B. Vier weitere Halbgeschwister aus der ersten Ehe, ein Halbbruder aus der dritten Ehe des Vaters. Weitere vier Geschwister und zwei Halbgeschwister starben im Säuglings- oder Kleinkindalter. Georg B. hatte mit seiner Ehefrau Marie, geb. Schröder (1781-1815), vier Kinder: Claudine (später in erster Ehe verh. Firnhaber von Eberstein gen. Jordis, in zweiter Ehe verh. von Arnim, 1804-1876), Sophie (später verh. von Schweitzer, 1806-1856), Franz (1809-1830) und Ludwig, gen. Louis (1811-1895).
Als ältestes Kind der
Maximiliane wurde B. noch während
Goethes Ffter Zeit geboren. Der junge Erfolgsautor
Goethe, der, 1774 in Ffm. an seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ arbeitend, beharrlich die Nähe
Maximilianes gesucht hatte, verfasste am 15.3.1775 einen Glückwunschbrief zu B.s Geburt, bevor er noch im selben Jahr nach Weimar ging. Im Mai 1793 soll der Dichterfürst bei einem Aufenthalt in Ffm. die
„Maxe“ (und damit auch B.) erneut besucht haben. Als bald nach dem plötzlichen Tod
Maximilianes am 19.11.1793 sich der
Vater aus dem Geschäftsleben zurückzog, führten die Söhne
Franz B. (aus erster Ehe) und Georg B. die Firma weiter. Im Andenken an die von
Goethe verehrte Mutter und zur Unterscheidung von seinem Halbbruder und Geschäftspartner
Franz B. nannte sich B. künftig Georg(e) B. La Roche.
Aufgewachsen ist B. zunächst im Nürnberger Hof, wo damals die B.’sche Handelsniederlassung war. Als Kaufmann hatte er dann sein Comptoir im Haus zum Goldenen Kopf in der Großen Sandgasse, das
Peter Anton B. am 30.9.1776 als Wohn- und Handelshaus für die Familie erworben hatte. Auf B.s Initiative hin konzentrierte sich die Ffter Firma ab 1830 bis zu ihrer Auflösung zum 31.12.1840 auf den Geldhandel. Bis zuletzt hat B. das Vermögen seiner Geschwister
Clemens B. und
Bettine von Arnim verwaltet, die überall bei den Handelspartnern der Firma Geld abheben konnten. Er selbst verließ Ffm. und Umgebung nur selten, für einige Geschäftsreisen etwa nach Holland und England, später zu Kuraufenthalten in Schlangenbad und Wildbad. Anders als sein Halbbruder
Franz B. und sein Schwager
Georg Friedrich von Guaita hatte B. als reicher Ffter Bürger niemals ein hohes öffentliches Amt inne, sondern blieb ein Kunst sammelnder und musizierender Bonvivant, der gerne Flöte spielte. Er nahm Flötenunterricht bei
Heinrich Düring, der ihm 1839 ein Nocturne für Klarinette, Horn und Fagott zum Geburtstag komponierte (Noten in der Bibliothek der Städtischen Musikschule in Aschaffenburg überliefert); zudem sangen B.s Töchter in dem von
Düring geleiteten Chor mit. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war B.s Sammlung der „Fouquet’schen Miniaturen“ aus einem Stundenbuch des 15. Jahrhunderts.
Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Marie B., der Tochter eines Amtmanns aus Bergen, übernahm Claudine Piautaz (1772-1840), die Hausdame und Erzieherin der Geschwister B. nach 1793, im Jahr 1815 auch die Erziehung der Kinder B.s. Der trauernde Witwer indes reiste im Folgejahr zur Ablenkung nach Italien. Die zusammen mit dem Maler Ludwig Emil Grimm und dem Ffter Kupferstecher und Kunsthändler
Christian Prestel unternommene Reise dauerte von Mai bis August 1816 und führte u. a. über Verona, Bologna, Florenz, Rom, Neapel, Siena, Pisa, Genua, Mailand und an den Comer See. Nach der Italienreise gestaltete und erweiterte B. seinen in Rödelheim gelegenen Garten: Bereits im Mai 1808 hatte er in dem kleinen Städtchen vor den Toren Fft.s ein Landhaus mit Gartengrundstück für 10.600 Gulden vom Hofrat
Detmar Basse erworben. (Laut
Bettines teilfingierter Quellenedition „
Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde“ soll
Goethe – der B. nachweislich 1814 in Rödelheim besuchte – einst am Entwurf des Hauses beteiligt gewesen sein. Belege dafür blieben allerdings bis heute unauffindbar.) Über vier Jahrzehnte hinweg betrieb B. den Ausbau des Anwesens durch zahlreiche Landkäufe und eine kunstvolle Gartenarchitektur – die auch Gestaltungsvorschläge seiner Geschwister aufgriff – zu einem über 13 Hektar großen Park im englischen Stil. Der Landschaftsgarten vereinigte schließlich eine Kulisse aus Wiesen, Baumgruppen und geschwungenen Wegen (mit wechselnden Aus- und Durchblicken) mit Architekturstaffagen wie einem Musikpavillon (mit zwei Sphinx-Statuen und angebauten Gewächshäusern), einem Badehaus und mehreren Schweizerhäusern (darunter das 1819 von B. erworbene und im Folgejahr umgebaute Petrihaus). Hinzu kam Pflanzenarchitektur in Form eines Heckentheaters, eines Irrgartens und von Laubengängen. Selbst Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871), der Pionier der Gartenbaukunst, der die Anlage 1846 besuchte, lobte die Gestaltung. Er sah bei seinem Besuch die damals noch nicht fertiggestellte Max-Laube, die B. für seine geliebte Nichte Maximiliane von Arnim (1818-1894) er- und einrichten ließ.
Bettine und
Achim von Arnims Töchter Maximiliane und Armgart (1821-1880) hatten von 1829 bis 1834 glückliche Jahre ihrer Kindheit beim Onkel B., dem sie zur Erziehung anvertraut worden waren, in Ffm. und Rödelheim verlebt. Der Rödelheimer Park war schon damals eine Begegnungsstätte für die verstreuten Mitglieder der Familie B., aber auch für Ffter Familien und Geschäftsleute, Adlige, Künstler und Literaten, später auch Gesandte der Ffter Bundesversammlung. B., der zeitlebens in Ffm. im lokalen Zentrum der Familie B. blieb, gab hier große Garten- und Familienfeste, so im Sommer 1823 zur Silberhochzeit von
Franz und
Antonie B. Bis in die Gegenwart ist der Park im Andenken an B. und sein Wirken im Ffter Stadtbild präsent.
Börsenvorsteher (1808) sowie Mitbegründer (1808) und Mitglied (1808-19) der Handelskammer. Mitbegründer der Casino-Gesellschaft und der Polytechnischen Gesellschaft. Mitglied im Direktionskomitee des Ffter Nationaltheaters. Förderer des Städelschen Kunstinstituts, des Malers Ludwig Emil Grimm und der Rödelheimer katholischen Kirchengemeinde.
Tuschezeichnung der Brüder
Franz, Georg und
Christian B. (von unbekannter Hand, um 1805) im Besitz des Ffter Goethe-Museums. Zeichnung „Ein Kunstabend bey Senator
Franz Brentano“ (von Ludwig Emil Grimm, 1820), worauf u. a. Georg B. dargestellt ist, im Besitz des Städelschen Kunstinstituts. Sechs geschnittene Silhouetten, und zwar von Georg B., seinen Töchtern, seiner Schwester Meline von Guaita, der Haushälterin Claudine Piautaz und Marianne von Willemer während eines Aufenthalts in Schlangenbad (1822), im Stammbuch von Marianne von Willemer (in Privatbesitz). Ölporträt (von Bernhard Peter Rausch, 1833) im Besitz des Ffter Goethe-Museums. Radierung (von Joseph Bucher, ca. 1850-54) im Besitz des Ffter Goethe-Museums.
Ab 1895 ließ B.s Enkelin und Erbin des Rödelheimer Guts,
Maria Magdalena Claudia von Stumpf-B. (1841-1919), das direkt an der Straße gelegene Landhaus niederreißen und einen Neubau im Inneren des Parks errichten. Im Jahr 1926 verkaufte die Familie das Anwesen an die Stadt Ffm., die dort den (heute nur noch 4,5 Hektar großen) B.park und 1928 das angrenzende B.bad einrichtete. Das neue Landhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Ruine 1957 beseitigt. Das halbverfallene Petrihaus wurde um die Jahrtausendwende vom Förderverein PetriHaus e. V. wiederhergestellt, und daneben entstand ein Nachbau der Max-Laube (2006). Der städtische B.park mit dem erhaltenen Badehaus („Goethetempelchen“) wurde 2010-12 grunderneuert. An den Parkschöpfer Georg B. erinnert eine Gedenktafel (1996) am Eingang des B.parks an der Niddabrücke.
B. ist im Familiengrab B.-La Roche und Stumpf-B. auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann C an der Mauer 107) beigesetzt.
Die Familie von Stumpf-B., die die von B. begründete Familientradition zur Unterstützung der katholischen Gemeinde in Rödelheim weiter pflegte, stiftete für den Neubau von deren St. Antoniuskirche (1892-94) den neugotischen Hochaltar, der zwar im Zweiten Weltkrieg beschädigt und unter dem Einfluss des II. Vatikanums (1965) umgestaltet wurde, aber in wesentlichen Teilen (u. a. Sakramentshaus und vier Steinfiguren der B.’schen Familienheiligen im Chorraum) erhalten ist.
B.s eigenhändiges Tagebuch der Italienreise und die meisten seiner Originalbriefe befinden sich im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts in Ffm.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 103f.,
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