Besuch der Oberrealschule in Offenbach. Seit 1923 Ausbildung an der Kunstgewerbeschule der Technischen Lehranstalten in Offenbach. 1924 Wechsel an die Höhere Bauschule in Offenbach, 1927 an die Kölner Werkschule, dort Meisterschüler von Dominikus Böhm (1880-1955). 1929 Abschluss des Studiums als Ingenieur im Hochbau an der Technischen Hochschule Aachen bei Hans Karlinger (1882-1944). Seit 1928 arbeitete K. im Aachener Büro von
Rudolf Schwarz und war mit Hans Schwippert (1899-1973) an Planung und Realisierung der Aachener Fronleichnamskirche (1928-30) beteiligt, einer Inkunabel des modernen Kirchenbaus. Durch Böhm und
Schwarz kam K. schon früh in engen Kontakt mit den Bestrebungen einer neuen katholischen Sakralarchitektur. Zu Beginn der NS-Zeit wurde
Schwarz als Leiter der Kunstgewerbeschule Aachen entlassen, siedelte 1934 nach Ffm. über und gründete mit K. ein Architekturbüro, das hauptsächlich Privatbauten konzipierte. K. beschäftigte sich in dieser Zeit viel mit der Inneneinrichtung und Möblierung von Wohnhäusern. Nach dem weitgehenden Ausbleiben von Aufträgen infolge des Kriegsbeginns wechselte K. 1940 auf Vermittlung des Architekturkritikers Alfons Leitl (1909-1975) nach Berlin und wurde Mitarbeiter im führenden Industriebau- und Planungsbüro von Herbert Rimpl (1902-1978). Dort lernte K. u. a. die nach dem Zweiten Weltkrieg in Ffm. tätigen Architekten Hermann Mäckler (1910-1985),
Max Meid,
Helmut Romeick, Gerhard Weber (1909-1986) und
Werner Hebebrand kennen. Als Leiter einer Planungsgruppe für Montagebauten erhielt K. den Auftrag zur Entwicklung von Holztypenhäusern, die er gegen Kriegsende gemeinsam mit Alfons Leitl in einem Büro in Steibis im Allgäu konzipierte. Das ursprünglich für den Wiederaufbau nach dem Krieg gedachte Projekt wurde 1945 durch die bizonale Siedlung in Ffm.-Bonames realisiert, für die K. – nach Auflösung der Planungsgemeinschaft mit Leitl – nach Ffm. übersiedelte und ein eigenes Architekturbüro gründete. Sein erstes bedeutendes Vorhaben in Ffm. wurde der 1947/48 in einer Arbeitsgemeinschaft mit
Rudolf Schwarz, Eugen Blanck (1901-1980) und Gottlob Schaupp (1891-1977) realisierte Wiederaufbau der kriegszerstörten Paulskirche, bei dem K. als federführender Projektleiter fungierte. Die „Planungsgemeinschaft Paulskirche“ setzte durch die schlichte Klarheit und asketische Strenge der Architektur ein kraftvolles Zeichen gegen die Bestrebungen einer historisierenden Rekonstruktion und schuf ein Symbol für den demütigen wie selbstbewussten Aufbruch der jungen Demokratie in Deutschland. In der Folgezeit erhielt K. Aufträge für nationale wie internationale Bauten, u. a. die französische Botschaft (1950) nebst Gästehaus (1951) in Bonn-Bad Godesberg, das Deutsche Haus der Cité Universitaire in Paris (1955/56) und die deutsche Botschaft in Neu-Delhi (1956-62), die in ihrer Formensprache Ausdruck eines bescheidenen und zugleich modernen Zeitgeists waren. In Ffm. lieferte er vor allem im Sakral- und Hochhausbau bemerkenswerte Lösungen. Seit 1954 lehrte K. als Professor und Leiter der Architekturklasse an der Städelschule. Von 1965 bis 1970 leitete er als Direktor die Städelschule. K. galt als eher stiller Mensch, dessen Sprache die Architektur war. Theoretische Abhandlungen über seine Bauten hat er nicht verfasst. Anlässlich seiner Ernennung zum Vorsitzenden der Katholischen Volksarbeit in Ffm. 1967 wurde K. mit den Worten zitiert: „Zum Bauen gehört eine ethische und soziale Verpflichtung. Bauen muss Ausdruck einer Gesinnung sein.“ In einer Würdigung anlässlich seines 65. Geburtstags 1973 heißt es, seine Bauten seien nicht um ihrer selbst willen errichtet worden, seien keine Denkmäler, sondern für die Menschen gebaut, die darin wohnen und arbeiten. Nichts sei aufgesetzt, geschönt, unnötig oder aufwendig. Wohltuend, wahrhaft, human seien die Maße, ausgewogen Stütze und Last. Aufgrund seiner innovativen und stadtbildprägenden Gebäude zählt K. neben
Meid und
Romeick sowie
Giefer und Mäckler zu einem der bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit in Ffm.
Ein wegweisender Kirchenbau von K. in Ffm. ist die katholische Kirche St. Wendel (1956/57) in Sachsenhausen. Sie stellt sich nach außen als weitgehend ungestalteter Rechteckbau mit Halbrundapsis und separatem, kreisrundem Glockenturm dar. Die vorgespannten Bruchsteinwände ruhen auf einer Betonpfeilerkonstruktion, die auch das flache Satteldach trägt. Die Gebäudekanten sowie die Sockel- und Firstzone werden durch Glasbänder charakterisiert, die den Bauteilen die Schwere nehmen und sie scheinbar schweben lassen. Die längsgerichtete stützenlose Hallenkirche präsentiert sich somit im Innern als geschlossener wie schwereloser Raum. Auf der Südseite erhellt ein Buntglasfenster von Georg Meistermann (1911-1990) die Altarzone. Nordwestlich schließt sich eine Werktagskapelle in verkleinertem Grundriss des Schiffs an. Die separate Taufkapelle befindet sich im Erdgeschoss des Glockenturms. St. Wendel kann als formales Vorbild weiterer Kirchen von K. angesehen werden, z. B. für St. Nikolaus von Flüe in Wörsdorf (1961/62), St. Martin in Idstein (1964/65) und St. Sebastian in Ffm.-Nordweststadt (1965/66). Als eine der ersten modernen Nachkriegskirchen in Ffm. wurde St. Wendel 1986 zusammen mit der evangelischen Bethanienkirche am Ffter Berg (von Otto Bartning, 1948/49), der katholischen Allerheiligenkirche am Zoo (von
Alois Giefer und Hermann Mäckler, 1953) und der katholischen Kirche St. Michael im Nordend (von
Rudolf Schwarz, 1953/54) unter Denkmalschutz gestellt.
Zwei Bauten bilden eine Klammer in K.s Schaffen im Hochhausbau in Ffm.: das Hochhaus „Passage zum Bienenkorb“ an der Konstablerwache (1953/54) und das „City-Haus I“ (im Volksmund: „Selmi-Hochhaus“) am Platz der Republik (mit Richard Heil, 1971-74). Mit einer Höhe von 43 Metern und zwölf Geschossen war das in Stahlbetonkonstruktion errichtete „Bienenkorbhaus“ seinerzeit eines der höchsten Gebäude in Ffm. Den Namen erhielt es aufgrund von dem Logo der Ffter Sparkasse von 1822 als Bauherrn, dem Bienenkorb, der als drehbare Leuchtreklame 1956 auf dem Dach des Hauses montiert wurde. Der an das New Yorker Lever House (von Skidmore, Owings und Merrill, 1951/52) erinnernde Bau bestand aus einem Hochhaus zur Konstablerwache und einem sich darunter schiebenden zweigeschossigen Querriegel entlang der Zeil. Das eigentliche Hochhaus scheint über dem eingerückten Sockel mit den verglasten Ladenlokalen zu schweben. Die vorgehängte Hochhausfassade aus Muschelkalk wird durch horizontale Fensterbänder aufgelockert. Das oberste Geschoss, in dem Wohnungen untergebracht waren, zeigt einzelne, quadratisch heraustretende Fensterrahmungen. Die Dreiteilung dieses Baukörpers präsentiert so eine subtile Plastizität. Das Gebäude wurde bei der nach einem Brand 1981 notwendigen Sanierung verändert und zuletzt von 2007 bis 2009 durch KSP Engel und Zimmermann Architekten unter Abriss und Neubau des Querriegels an der Zeil revitalisiert. Das „City-Haus I“ stellte mit 142 Metern Höhe und 42 Geschossen einen Quantensprung im Ffter Hochhausbau dar. Die Stahlbetonkonstruktion ist als schlanke, zueinander versetzte Doppelscheibe mit Vorhangfassade in der Tradition von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) ausgebildet. Die Gesamterscheinung wird durch eine eingerückte Sockelzone, ein fensterloses Technikgeschoss auf mittlerer Höhe sowie einen hohen, vertikal betonten Dachabschluss akzentuiert. Ein wohl durch einen technischen Defekt verursachter Großbrand in den oberen Geschossen ließ den Rohbau 1973 nicht nur zum Symbol des Häuserkampfs im Westend werden, sondern hatte auch signifikante Änderungen in den Brandschutzbestimmungen zur Folge. Das Gebäude, seit 1976 Sitz der DG Bank (seit 2001: DZ Bank), wurde 2007/08 durch Christoph Mäckler Architekten saniert und erhielt eine hellere Fassade.
Weitere Bauten von K. in Ffm.: Umbau des „Pariser Hofs“ an der Hauptwache (1947-54; nicht erhalten), Wiederaufbau des Städelschen Kunstinstituts und der Städelschule (1950-66), NEFF-Apartmenthaus in der Fahrgasse (1955), Hauptverwaltung der Ffter Sparkasse von 1822 in der Neuen Mainzer Straße (1955-57; revitalisiert durch Turkali Architekten 2004/05), „Haus der Deutschen Glasindustrie“ („Haus der Glastechnik“) in der Bockenheimer Landstraße (1957; nicht erhalten), „Haus der Volksarbeit“ (ehemals: Haus der katholischen Volksbildung) in der Eschenheimer Anlage (1965; stark verändert erhalten), „Steigenberger Airport Hotel“ an der Unterschweinstiege (1966-69; stark verändert erhalten), Verwaltungshochhaus der Firma
Philipp Holzmann in der Taunusanlage (1967/68; nicht erhalten), das katholische Studentenwohnheim Friedrich-Dessauer-Haus in Hausen (1969; erweitert durch Krahn-Lorenz-Sauer 1981-83), Wohnhochhaus Geleitstraße 14 (1970) u. a. Bei dem durch Richard Heil realisierten BfG-Hochhaus (heute: Eurotower; 1971-77) am jetzigen Willy-Brandt-Platz war K. noch als Berater beteiligt.
Seit 1955 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.
Grabstätte auf dem Ffter Südfriedhof (Gewann C/778).
Nachlass im Deutschen Architekturmuseum in Ffm.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 423,
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