Erster Sohn des wohlhabenden Weinhändlers Nicolas (auch: Nicolaus) C. (1706-1749) aus Cheratte bei Lüttich und dessen Ehefrau Anna Gertrud (auch: Gertrude, Gertraude), geb. Donett (1721-1795), aus Ffm. Der Großvater väterlicherseits, Matthieu André C. (1678-1750), war Bischöflich Kurmainzischer Weinhändler und versorgte von Bischofsheim (heute: Tauberbischofsheim) aus die Ffter Messen mit Frankenwein. Der Großvater mütterlicherseits war der Ffter Barockbildhauer
Cornelius Andreas Donett (1683-1748). Zwei Brüder:
Mattheus (auch: Matthäus) Georg (seit 1816: von) C. (1745-1826), promovierter Theologe; Georg Heinrich C. (1748-?).
Mattheus Georg (von) C. wurde 1813 zum Staatsrat und Mitglied der Geheimen Geistlichen Konferenz des Großherzogtums Fft. berufen und 1818 zum Bischof von Speyer ernannt.
Verheiratet (seit 1773) mit der fränkischen Weinhändlerstochter Anna
Rosina C., geb. Wiesen (1752-1832). Acht Kinder: Anna
Gertrud Josefa C. (seit 1812 verh. Miot, 1780-1866), Maria
Theresia Elisabeth C. (seit 1805 verh. Strauß, 1782-1834),
Maria Dorothea Walpurgis C. (1784-1866),
Franz Josef C. (1785-1829),
Matheus Georg Nepomucenus C. (1786-1853),
Josef Anton C. (1787-1831),
Andreas Josef C. (1789-1821),
Juliane Maria Anna Antonetta C. (seit 1815 verh. Perino, 1791-1862).
Dorothea C. folgte dem Vater als Pastellmalerin. Zwei Töchter heirateten zugewanderte Kaufleute. Zwei Söhne gingen in den Postdienst, zwei in die zivile und kirchliche Verwaltung. C.s Enkelin Anna
Dorothea Walpurgis Theresia C. (1829-1897), eine Tochter von
Josef Anton C., heiratete 1851 den Ffter Metzgersohn Georg
Ludwig Kohlbacher (1826-1894), Kupferstecher, Kunsthändler und von 1855 bis 1889 Inspektor des Ffter Kunstvereins.
Nach dem Studium der Philosophie, das er 1760 in Mainz abschloss, trat C. 1762 in Ffm. in den Thurn und Taxis’schen Postdienst ein. Er wurde 1773 Postoffizial und 1806 Sekretär am Kaiserlichen bzw. (ab 1806) Fürstlich Thurn und Taxis’schen Oberpostamt in Ffm. Seine gesamte Dienstzeit (bis 1820) betrug 57 Jahre. Seine ledige Tochter
Dorothea C. erhielt noch 1862, erblindet und daher erwerbsunfähig als Pastellmalerin, finanzielle Unterstützung des Hauses
Thurn und Taxis.
Neben seiner beruflichen Laufbahn als Postbeamter betätigte sich C. als Pastellmaler. Seine künstlerische Ausbildung soll laut
Hüsgen alleine in der Betrachtung der Gemälde- und Kunstsammlung seines Onkels, des Ffter Bildhauers Georg Friedrich Donett (1723-1774), bestanden haben. C. erbte diese Sammlung. Als Lehrer kommt jedoch auch ein anderer Onkel mütterlicherseits, der Mainzer Hofbildhauer Peter Heinrich Hencke (1715-1777), der von 1769 bis 1774 im „Faustzeichnen“ an der Bauschule in Mainz unterrichtete, in Frage. C.s belegter Schaffenszeitraum reichte ca. von 1760 bis 1818.
C. war über seinen Onkel Georg Friedrich Donett mit dem Ffter Kunstkenner
Henrich Sebastian Hüsgen, mit
Johann Nikolaus Vogt, Kurator der Kunst- und Lehranstalten in Ffm., und mit dem Maler
Christian Georg Schütz d. Ä. eng befreundet.
C. wohnte in Ffm. vor 1780 bis 1790 in der Alten Mainzer Gasse, von 1802 bis 1806 Hinterm Prediger, zuletzt bis 1820 im Junghof (Lit. E 44) nahe dem Roßmarkt und dem damaligen Theaterplatz (heute: Rathenauplatz). Der prominente Wohnort ermöglichte den regelmäßigen Besuch von Kunstkennern und Käufern während der Ffter Messen. In den einschlägigen Führern zu Ffter Kunstsammlungen wurde C.s Sammlung seit 1780 systematisch erwähnt (
Hüsgen 1780, 1790, 1802 und Gaudelius 1806).
Seit 1808 gehörte C. als bildender Künstler dem Ffter „Museum“ an. Im Auftrag des Fürstprimas und späteren Großherzogs Carl Theodor von Dalberg schätzte er 1809 zusammen mit dem Maler
Johann Georg Schütz (1755-1813) die Gemälde aus der säkularisierten Dominikanerkirche, bevor diese Sammlung als privates Geschenk von Dalberg an das „Museum“ übergeben wurde. Die Kunstwerke bildeten den Grundstock für das heutige HMF.
Als Maler zeichnet sich C. vor allem durch herausragende Pastellporträts aus, die den überwiegenden Teil seiner tradierten Werke ausmachen. Stilistisch entwickelten sich C.s lebensnahe Porträts, die seine Ffter Zeitgenossen und seine Ffter Familie zeigen, vom Hochbarock über das Rokoko bis zum Klassizismus. Auch andere Motive in Pastell, kopiert aus seiner großen Gemäldesammlung, sind von ihm überliefert und werden heute in der Graphischen Sammlung des HMF verwahrt. Insgesamt besaß C. über 300 Ölgemälde, die 1808, 1820, 1833 und 1843 zur Versteigerung kamen. Durch seinen Neffen, den Juristen Johann Theodor Wiesen (1794-1875), wurden 112 Pastellgemälde von C. 1843 versteigert, von denen heute ca. 50 bekannt sind. In der Beschreibung der Pastelle im Auktionskatalog von 1843 heißt es: „Köpfe, Historien, Landschaften, Viehstücke, Pferdstücke, Küchen-, Früchte- und Blumenstücke. 90 auf Pergament, 22 auf Pappdeckel.“
Zwei Selbstporträts (Pastellgemälde, um 1760, als Fotoreproduktion und Pastellgemälde, 1786, im Original) im Besitz des HMF.
Von seiner Familie bekam C. im März 1820 einen bemerkenswerten Nachruf in der Ffter Ober-Postamts-Zeitung gewidmet. C. wurde auf dem Ffter Peterskirchhof bestattet. Er hinterließ ein Barvermögen (inklusive Forderungen) von 57.000 Gulden.
Das Stammbuch des Sohnes
Matheus Georg Nepomucenus C. mit Einträgen von C., dessen Frau, weiteren Familienangehörigen und Freunden, das im HMF aufbewahrt wird, liest sich wie das „Who’s Who“ des kurzlebigen Dalberg-Staates.
Außer bei den Auktionen 1833 und 1843 wurden eigene Werke von C. in der Ffter Kunstausstellung von 1881, in der „Jahrhundert-Ausstellung Deutscher Kunst 1650-1800“ 1914 in Darmstadt und in der Ausstellung „Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts“ vom Central Collecting Point 1947 im Landesmuseum Wiesbaden ausgestellt. Durch aktuelle Forschungen wurde C., über den seit
Hüsgen 1780 und
Gwinner 1862 nicht viel Weiteres bekannt war, in seinem künstlerischen Werk und seinem sozialen Umfeld neu beleuchtet.
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