Jüngster Sohn des aus Schlesien stammenden Fassadenmalers und Dekorateurs
Robert Rudolf Emil H. (1870-1915) und dessen Ehefrau Marie
Sophie, geb. Warnecke (1868-1949). Bruder von
Paul H.Die Familie H. lebte seit 1905 in Ffm. und wohnte bis 1916 im Gallusviertel, wo der Vater ein Malergeschäft führte. Nach dem Tod des Vaters an der Front in Frankreich zog die Familie 1917 in die Neuhofstraße im Nordend.
Musikalisch hochbegabt, lernte H. schon als Kind das Cellospiel und trat gemeinsam mit seinem älteren Bruder
Paul H. (1895-1963, Violine) und der Schwester
Antonie Elisabeth, gen. Toni, H. (1898-1968, Klavier) als „Ffter Kindertrio“ in der schlesischen Heimat des Vaters auf. Seit Frühjahr 1908 besuchte er die Vorschule von Dr. Hoch’s Konservatorium, um 1910 in die Celloklasse von
Johannes Hegar zu wechseln. Ab dem Schuljahr 1914/15 studierte er bei Maurits Frank (1892-1959). Weitere Lehrer waren u. a.
Fritz Bassermann (Dirigieren) und
Bernhard Sekles (Kontrapunkt); 1919 war er für kurze Zeit Schüler von Arnold Földesy (1882-1940) in Berlin. Während seines Studiums in Ffm. wurde er u. a. von
Hannah Mathilde Freifrau von Rothschild und von der Kaufmannsfamilie Ronnefeldt unterstützt, bei der er seit 1912 regelmäßig als Kammermusikpartner der Tochter Emilie Agnes, gen.
Emmy (seit 1921 verh. Westphal, 1897-1979), zu Gast war. Gemeinsam mit seinem Bruder
Paul H. gab er bereits in der Studienzeit zahlreiche Konzerte im Rahmen des Konservatoriums sowie bei externen Veranstaltern. Von 1919 bis 1921 war H. als Erster Solocellist im Orchester des Münchener Konzertvereins (der späteren Münchner Philharmoniker) engagiert, von 1921 bis 1924 in derselben Position an der Wiener Staatsoper unter
Richard Strauss und Franz Schalk (1863-1931). Zugleich etablierte er sich als Konzertsolist und Kammermusiker u. a. im Münchner Streichtrio mit Anton Huber (1888-1966, Violine) und Valentin Härtl (1894-1966, Viola). 1924 kehrte H. nach Ffm. zurück (Wohnung: Künstlerwohnanlage im Karmeliterkloster). Von 1924 bis 1927 war er Cellist in dem von ihm mitbegründeten
Amar-Quartett, das zur Uraufführung von
Paul H.s 3. Streichquartett op. 16 in Donaueschingen 1921 erstmals zusammengekommen war. Ab 1926 richtete er sein Interesse auf Jazzmusik und leitete 1927 am Ffter Sender eine Rundfunk-Jazzband. Gemeinsam mit der Cembalistin Alice Ehlers (1897-1981) und seinem Bruder
Paul H. (Viola d’amore) wirkte er als Gambist bei Konzerten mit Alter Musik mit. Für den Schott-Verlag in Mainz war er 1929 als Herausgeber von Cellokonzerten, u. a. des Ffter Kapellmeisters
Georg Goltermann (1824-1898), tätig. 1930/31 leitete er in Berlin Konzerte des Orchesters der Berliner Funkstunde und des Rundfunkchors. 1932 zog H. nach München und trat dort bis 1938 u. a. als Dirigent eines von ihm gegründeten Blasorchesters sowie als Veranstalter einer Konzertreihe in der Tonhalle auf. Zugleich intensivierte er seine schöpferischen Ambitionen und komponierte Bühnenwerke, Stücke für Orchester und Blasorchester, Konzerte, Klavier- und Kammermusik. 1938 heiratete er die Pianistin Maria Landes (1901-1987). Von 1942 bis 1944 war er Chefdirigent der Philharmonie des Generalgouvernements Polen in Krakau. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich H. in der Nähe von München nieder, wo er zurückgezogen lebte, privaten Unterricht erteilte und komponierte. Seine Oper „Des Kaisers neue Kleider“ wurde 1953 in Gelsenkirchen uraufgeführt.
H., der als Cellist lange mit seinem
Bruder gemeinsam musizierte und an der Uraufführung mehrerer Werke von
Paul H. beteiligt war (u. a. des 3. Streichquartetts op. 16, das ihm gewidmet ist), haderte gleichwohl schon in jungen Jahren mit dessen großen Erfolgen. Um sich abzugrenzen, stellte er erstmals 1928 eine eigene Komposition unter dem Pseudonym „Alfred Ruhland“ vor. 1939/40 veröffentlichte er im Selbstverlag Klavierstücke unter dem Namen „Rudolf Warnecke“ (unter Verwendung des Mädchennamens seiner Mutter). 1951 vollzog er zwar einen offiziellen Namenswechsel zu „Paul Quest“, trat aber bis zu seinem Tod ausschließlich als „Hans Lofer“ öffentlich in Erscheinung.
Die Kompositionen von H. sind meistenteils unveröffentlicht; eine Auswahl wurde 2000-02 von Hans Gerd Brill herausgegeben.
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