Entstammte einer seit dem frühen 17. Jahrhundert in Ffm. nachgewiesenen jüdischen Familie. Sohn des Handelsmanns Nathan Marcus O. (1810-1891) und dessen Ehefrau Rechele, gen.
Regine, geb. Goldschmidt (1815-1903). Verheiratet (seit 1884) mit Katharina O., geb. Edle von Kuffner (1862-1933), aus Wien. Ein Sohn: Paul O. (1885-1977), Chemiker, Philosoph und Gestaltpsychologe.
O. führte als Seniorchef das von seinem Vater 1832 gegründete Juwelen-Großhandelsgeschäft „Nathan Marcus Oppenheim Nachfolger“.
Den Naturwissenschaften zugeneigt, war O. langjähriges Vorstandsmitglied der Polytechnischen Gesellschaft und engagiertes Mitglied des Physikalischen Vereins, dem er bereits seit 1866 angehörte. 1908 stiftete er das Fernrohr („Oppenheim-Refraktor“) für die Sternwarte im Neubau des Physikalischen Vereins. Aufgrund seiner Verdienste um die astronomische Forschung wurde ihm zu Ehren auf Beschluss der in Ffm. ansässigen Internationalen Planetenkommission 1926 ein bereits 1913 entdeckter Kleinplanet „Mauritia“ benannt (vgl. FGA, 15.9.1928). Die von ihm und seiner Frau am 9.8.1912 errichtete „Katharina und Moritz O.’sche Universitätsstiftung“ mit einem Kapital von 250.000 Mark war ein bedeutender Beitrag zur Ffter Universitätsgründung im Jahr 1914. Die Stiftung galt einem Lehrstuhl für theoretische Physik, den in direkter Folge die späteren Nobelpreisträger
Max von Laue und
Max Born innehatten. In der NS-Zeit wurde die Stiftung durch Vorstandsbeschluss vom 20.12.1939 aufgelöst.
Das O.’sche Haus im Reuterweg war zeitweilig ein Zentrum des Ffter Musiklebens. Katharina O., die als Pianistin einen guten Ruf hatte, gab in ihrem Haus zahlreiche Musikveranstaltungen, an denen neben ihrer Klavierlehrerin
Clara Schumann auch
Johannes Brahms und später
Paul Hindemith mitwirkten. Zur Erinnerung an
Clara Schumann beauftragten die O.s 1896 bei
Friedrich Hausmann eine marmorne Porträtbüste, die später im Kleinen Saal des Saalbaus aufgestellt wurde (Büste kriegszerstört 1944, Gipsentwurf oder -abguss in der Sammlung Manskopf in der UB Ffm. erhalten, Bronzeabguss einer Gipsfassung seit 1958 zunächst in der heutigen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, jetzt in Dr. Hoch’s Konservatorium im Ostend aufgestellt).
O. besaß selbst eine bedeutende Kunstsammlung (mit Gemälden, Skulpturen, Gobelins sowie kunstgewerblichen Glas- und Metallgegenständen) und förderte den Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein, u. a. mit einer stattlichen Spende von 20.000 Mark im Jahr 1906, was ihm eine Nennung auf der Ehrentafel im Kunstgewerbemuseum an der Neuen Mainzer Straße eintrug. Spätestens im Mai 1933, wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, legte O. sein Amt im Vorstand des Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Vereins nieder.
Für seine Verdienste als Förderer von Wissenschaft und Kunst wurde O. anlässlich seines 80. Geburtstags 1928 mit der Ehrenplakette der Stadt Ffm. ausgezeichnet. Zudem war er Ehrenbürger von Helgoland. Als regelmäßiger Besucher der Insel hatte er den Bau des Aquariums (1902) auf Helgoland angeregt und mit einer großzügigen Spende ermöglicht.
Porträtmedaille (von
Benno Elkan, 1928) im Besitz des Leo Baeck Instituts in New York.
Angesichts der zunehmenden Entrechtung jüdischer Menschen unter dem nationalsozialistischen Terrorregime nahmen sich Moritz und Katharina O. am 9.6.1933 das Leben.
Grabstätte auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße in Ffm.
Ein 2010 entdeckter Kleinplanet wurde mit Genehmigung der Internationalen Astronomischen Union vom November 2023 als „(343981) Oppenheim“ nach Katharina und Moritz O. benannt; die entsprechende Widmung wurde beim Minor Planet Center, der international zuständigen Einrichtung für Kleinplaneten, hinterlegt, und in einer Feierstunde des Physikalischen Vereins am 4.12.2024 wurde eine Gedenktafel zur Benennung des Kleinplaneten nach dem Ehepaar O. enthüllt, die in der Kuppel der Sternwarte angebracht wurde (wo sich auch der „Oppenheim-Refraktor“ befindet).
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 111,
).
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