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Oppenheimer, Sara

Oppenheimer, Sara, verh. Wolf (auch: Wolf-Oppenheimer). Opernsängerin. * 4.10.1844 (lt. Heiratsurkunde und Grabinschrift) oder 8.10.1840 (lt. Inskriptionsregister des Konservatoriums Leipzig) Esens, † 15.12.1906 Mainz.
Tochter des Viehhändlers und Schlachters David Joseph O. (1803-1882) und dessen Ehefrau Regina, geb. Abrahamsohn (1809-1889). Der Vater war zeitweise Vorsteher der Synagogengemeinde und musizierte bereits von 1818 bis etwa 1872 im Musikcorps des Schützenvereins in Esens. Geschwister: Joseph (* 1846), Henriette, gen. Jette (* 1849), Martha (* um 1853) und Hanna (* um 1855). Verheiratet (seit 1874) mit dem Wein- und Hopfenhändler Bernard Wolf (1834-1882). Zwei Kinder: Michel (1876-?) und Fides (seit 1899 verh. Bernhard, 1877-?).
Nach dem Besuch der jüdischen Volksschule und erstem, eher unzulänglichem Musikunterricht in Esens studierte O. ab 1858 Gesang am Konservatorium in Leipzig, u. a. bei Franz Götze (1814-1888). Das dortige Studium schloss sie mit dem Abgangszeugnis vom 16.4.1861 erfolgreich ab. Anschließend setzte sie ihre Gesangsausbildung bei Ernst Koch (1819-1894) in Köln fort. Bereits während ihres Studiums in Leipzig und Köln trat O. als Konzertsängerin auf. Spätestens ab 1862 gehörte sie zum Opernensemble des Kölner Stadttheaters. In ihrer Kölner Zeit stand sie mit Clara Schumann in Verbindung.
Im Mai 1863 gastierte O. auf Engagement am Stadttheater in Ffm., wo sie sich als Azucena in Verdis „Der Troubadour“, als Agathe in Webers „Der Freischütz“ und als Nancy in Flotows „Martha“ vorstellte. Trotz eher mäßiger Kritiken wurde die Altistin ab der folgenden Spielzeit fest für das Opernensemble verpflichtet. Im Laufe ihrer elf Ffter Jahre entwickelte sie sich zu einer anerkannten und erfolgreichen Sängerin, die schließlich über ein umfangreiches Repertoire von mehr als 40 Rollen verfügte. Dazu gehörten: Dorabella in Mozarts „Così fan tutte“, Frau Reich in Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“, Flora in Verdis „La Traviata“, Maffio Orsini in Donizettis „Lucrezia Borgia“, Elfe in Mendelssohn Bartholdys „Ein Sommernachtstraum“, Urban in Meyerbeers „Die Hugenotten“, Anna in Meyerbeers „Die Afrikanerin“, 3. Dame in Mozarts „Die Zauberflöte“, Maddalena in Verdis „Rigoletto“, Mary in Wagners „Der fliegende Holländer“, Ekimona in Meyerbeers „Der Nordstern“, Student Stiebel in Gounods „Margarethe“, Gräfin in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“, Ulrica in Verdis „Ein Maskenball“, Ortrud in Wagners „Lohengrin“, Leonora in Verdis „Der Troubadour“ u. a. Zu ihrer Glanzrolle wurde die Fides in Meyerbeers „Der Prophet“, die sie erstmals 1868 gab. Während eines Besuchs in Ffm. 1872 sah Richard Wagner sie als Fides und attestierte ihr „außerordentliche Stimm-Mittel, fehlerlose Sprache und große Leidenschaftlichkeit“ (zit. nach Rokahr: Sara Oppenheimer 2021, S. 141). Daraufhin wollte Wagner sie für die Bayreuther Festspiele gewinnen. O. sang im Sommer 1874 in Bayreuth vor und wurde für die Rollen der Erda und der 1. Norn in „Der Ring des Nibelungen“ vorgesehen. An den im Sommer 1875 angesetzten Proben in Bayreuth nahm sie jedoch nicht teil, zumal sie inzwischen mit ihrer Heirat zum Jahresende 1874 ihren Abschied von der Opernbühne genommen hatte und nun ihr erstes Kind erwartete. So kam sie bei den ab 1876 stattfindenden Festspielen nicht zum Einsatz.
Neben ihrem Engagement am Ffter Stadttheater trat O. als Konzertsängerin auf. Bereits ab Herbst 1863 wurde sie regelmäßig von dem Ffter Violinisten und Komponisten Eduard Eliason (1808/11-1886) für die von ihm veranstalteten Konzerte engagiert. Bei einem Konzert des Philharmonischen Vereins am 6.12.1863 präsentierte sie eine Arie aus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ sowie die Lieder „Der Seelenkranke“ von Georg Goltermann und „Neue Liebe, neues Leben“ von Ludwig van Beethoven. Am 28.10.1864 wirkte sie beim 2. Museumskonzert der Saison als Solistin in Mendelssohn Bartholdys „Die erste Walpurgisnacht“ und Beethovens 9. Sinfonie mit. Später gehörte sie zur Stammbesetzung der Museumskonzerte und trat etwa in einer dreiteiligen Konzertreihe der Museums-Gesellschaft zum 100. Geburtstag von Beethoven 1870 auf. Ab 1865 wirkte sie öfter in Konzerten des Rühl’schen Gesangvereins mit. Zwischen 1867 und 1873 wurde sie häufig vom Ffter Cäcilien-Verein für dessen Konzerte engagiert. So sang sie Solopartien in Händels Oratorien „Belsazar“ (1869) und „Josua“ (1870). Zudem gastierte O. als Solistin bei Konzerten in Baden-Baden, Darmstadt, Düsseldorf, (Bad) Homburg, Kassel und Wiesbaden.
Während ihrer Ffter Zeit wohnte O. in der Lange Straße 49. Spätestens seit 1866 lebte ihre jüngere Schwester Henriette O. bei ihr. Im selben Haus wohnte der Geiger und Konzertveranstalter Eduard Eliason, der später Trauzeuge bei O.s Hochzeit war. Freundschaftliche Kontakte bestanden zu dem künstlerisch interessierten Privatgelehrten Carl von Holzhausen und zu dem Bankier Jacques Hahn (1821-1872), die zu ihren Bewunderern in der Oper gehörten. Bei einer Gesellschaft im Hause Hahn brüskierte Richard Wagner den Gastgeber ebenso wie seine Tischdame O. durch antisemitische Äußerungen über jüdische Komponisten, denen er die Fähigkeit der Tonkunst und der Harmonie absprach, indem er sie des Plagiats bezichtigte.
Anlässlich ihrer bevorstehenden Verheiratung verabschiedete sich O. zum Jahresende 1874 von der Bühne. Am 15.12.1874 trat sie als Fides in Meyerbeers Oper „Der Prophet“ zum letzten Mal im Stadttheater auf, und am 19.12.1874 gab sie unter der Leitung von Eduard Eliason im Saalbau ihr Abschiedskonzert. An beiden Abenden erhielt sie „zahlreiche und warme Huldigungen“ und „glänzende Ovationen“. Der Ffter Dichter Salomon Schwarzschild widmete ihr ein Gedicht zum Abschied. Am 31.12.1874 heiratete O. in Ffm. den verwitweten Wein- und Hopfenhändler Bernard Wolf aus Mainz, der vier Kinder aus erster Ehe mitbrachte. Sie zog zu ihrem Mann nach Mainz. Dem Ehepaar wurden 1876 in Ffm. ein Sohn und 1877 in Mainz eine Tochter geboren. Gelegentlich trat Wolf-O. noch in Konzerten, vor allem in Mainz, auf. Obwohl sie bereits 1882 zur Witwe wurde, war sie in materieller Hinsicht abgesichert. Später engagierte sie sich für den „Verein Mainzer Frauenarbeitsschule“, mit dem Mädchen eine berufliche Bildung ermöglicht wurde. Sara Wolf-O. starb am 15.12.1906 in Mainz und wurde am 17.12.1906 auf dem neuen Jüdischen Friedhof in Mainz beerdigt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock/Angelika Rieber.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 425.
Literatur:
                        
Bing, Anton: Rückblicke auf die Geschichte des Ffter Stadttheaters von dessen Selbständigkeit (1792) bis zur Gegenwart. 2 Bde. Ffm. 1892/96.Bing: Stadttheater, Bd. 2, S. 116, 118, 121f., 124f., 136, 144, 148, 150f., 158-160. | Ffter Theater-Almanach. Ffm. [1832]/1843-1951 (mit Erscheinungslücken).Ffter Theater-Almanach 1864, S. 4f., 9, 39. | Rokahr, Gerd: Sara Oppenheimer. Lebensumstände und Repertoire einer jüdischen Opern- und Konzertsängerin aus Esens in Ostfriesland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aurich 2021.Rokahr: Sara Oppenheimer 2021; darin auch weiterführende Quellen- und Literaturnachweise.
Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1868, Teil I, S. 162; 1874, S. 270. | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.Eintrag der Heirat mit Bernard Wolf, Ffm., 31.12.1874: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch, Best. STA 11/27: Standesamt Ffm., Heiratsregister 1874, Bd. 2, Nr. 1236. | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Tauf- bzw. Geburtsbücher, Ffm., 1533-1850 bzw. 1851-1909.Geburtsurkunde des Sohnes Michel Wolf, geb. am 6.3.1876 in Ffm.: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Tauf-/Geburtsbuch, Best. STA 10/94: Standesamt Ffm. I, Geburtsurkunde 1876/I/591 (Bd. 1, S. 591). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/13.064.
Internet: Frauenorte Niedersachsen, Hg.: Landesfrauenrat Niedersachsen e. V., Hannover. https://www.frauenorte-niedersachsen.de/die-frauen/kunst-und-kultur/sara-oppenheimer/
Hinweis: Eintrag zum „frauenORT Sara Oppenheimer“ in Esens.
Frauenorte Niedersachsen, 8.1.2025.
| Jüdisches Niedersachsen online, Hg.: Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e. V., c/o Technische Universität Braunschweig, Braunschweig. https://juedisches-niedersachsen.de/item/24c11399-9d4d-4c18-bc25-d6f27a0dfed7
Hinweis: Artikel von G. Buisman über Sara Oppenheimer.
Jüd. Niedersachsen online, 8.1.2025.
| Ostfriesische Landschaft, Regionalverband für Kultur, Wissenschaft und Bildung, Aurich. https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/wp-content/uploads/sites/3/dateiarchiv/2626/Oppenheimer-Sara.pdf
Hinweis: Artikel über Sara Oppenheimer von Gert Rokahr.
Ostfriesische Landschaft, 8.1.2025.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Sara_OppenheimerWikipedia, 8.1.2025.

GND: 117138592 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine/Rieber, Angelika: Oppenheimer, Sara. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7506

Stand des Artikels: 11.1.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 01.2025.