Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
über 100 Artikel finden Sie jetzt online im Frankfurter Personenlexikon. Allmählich baut sich unser Nachschlagewerk mit Kurzbiographien bedeutender Frankfurter bzw. für Frankfurt bedeutender Persönlichkeiten auf – auch wenn es noch allerhand zu tun gibt. Insgesamt enthält die Datenbank, auf der das Frankfurter Personenlexikon basiert, über 5.500 weitere Einträge, die es zu bearbeiten gilt. Mehr als die Hälfte dieser Einträge, weit über 3.000, sind übrigens echte Neuvorschläge: Die genannten Personen sind nicht in der Buchausgabe der „Frankfurter Biographie“ von 1994/96 vertreten, als deren Neuedition und Fortsetzung sich das Frankfurter Personenlexikon versteht. Sicher werden nicht sämtliche Neuvorschläge letztlich zu einem Artikel ausgearbeitet und veröffentlicht werden, aber sie werden alle geprüft. Diese Mühe lohnt sich. Denn so lassen sich viele bedeutende und interessante Biographien entdecken. Eine davon lesen Sie wieder in unserem Artikel des Monats.
Artikel des Monats: Wissenschaft im Dienste der Völkerverständigung
Er lehrte eine „Orientalistik jenseits aller Nationalismen“ an der Frankfurter Universität: Josef Horovitz. Der Wissenschaftler, als Sohn eines orthodoxen Rabbiners in Frankfurt aufgewachsen, begriff die Vermittlung der orientalischen Sprachen und Geschichte als völkerverbindenden Auftrag. Mit dem von ihm mitbegründeten „Orient-Institut“, das auf Anregung der Deutsch-Türkischen Vereinigung 1917 in Frankfurt entstand, richtete er sich über den reinen Wissenschaftsbetrieb hinaus an ein breiteres Publikum, was ihm offizielle Anerkennung seitens der Türkei im Namen aller islamischen Völker eintrug. Die Idee einer zweisprachigen, arabisch-jüdischen Landesuniversität in Palästina konnte Horovitz als Mitglied im Gründungskuratorium der Hebräischen Universität in Jerusalem zwar nicht durchsetzen. Doch an deren School of Oriental Studies, die er seit 1926 als „Visiting Director“ von Ffm. aus leitete, setzte er auf eine mögliche Vermittlerrolle der Islamwissenschaft im jüdisch-arabischen Konflikt.
Der oben zitierte Begriff einer „Orientalistik jenseits aller Nationalismen“, die Horovitz vertrat, geht
übrigens auf den Titel eines Aufsatzes unserer Autorin Gudrun Jäger zurück. Die promovierte Germanistin hat sich in ihren Forschungen intensiv mit dem Orientalisten und seinem Wirken beschäftigt und ihre Arbeitsergebnisse in dem vorliegenden Artikel für das Frankfurter Personenlexikon zusammenfassend dargestellt.
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Auch andere Vordenker aus dem Kreis der Persönlichkeiten unserer aktuellen Artikellieferung weisen mit ihren Ideen und ihrem Wirken weit über das Lokale hinaus: der Chemiker Alfred Bertheim etwa, ein Mitarbeiter Ehrlichs am Georg-Speyer-Haus in Frankfurt, der wesentlichen Anteil an der Entwicklung eines Medikaments zur Bekämpfung der Syphilis hatte. Oder der Schriftsteller Max Tau, der allererste Friedenspreisträger. Oder der Rechtswissenschaftler Helmut Coing, der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte. Und doch, bei aller Internationalität ihres Wirkens, haben sie wie sämtliche Personen in unserem Lexikon eine besondere Bindung an Frankfurt. „Weite einer Weltgesinnung und Nähe eines Heimatgefühls“, um es mit einem berühmten Wort von Theodor Heuss zu sagen, zeichnet viele Menschen aus, die in dieser Stadt leben oder ihr nahestehen. Beidem ist daher auch das Frankfurter Personenlexikon verpflichtet.
Mit besten Grüßen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Mai 2015.