Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
in die Herbstsaison starten wir mit einer Artikellieferung, in der Sie wieder ein Dutzend Beiträge über Personen von besonderer Bedeutung für Frankfurts Geschichte, Kultur und Gesellschaft finden. Einige der diesmal behandelten Persönlichkeiten sind außergewöhnlich prominent, etwa Marcel Reich-Ranicki, dem wir unseren aktuellen Artikel des Monats widmen.
Artikel des Monats: Freiheit und Heimat der Kritik – und des Kritikers
Er liebte Frankfurt nicht: Marcel Reich-Ranicki. Mit diesem Bekenntnis schockierte der seit 1973 in der Mainmetropole lebende Kritiker die Stadtgesellschaft auf dem Neujahrsempfang im Römer 1997. Aber, so gab er zu, man könne in Frankfurt „gut arbeiten“. Mit der Buchmesse, zwei überregionalen Tageszeitungen sowie den ansässigen Großverlagen Suhrkamp und S. Fischer hatte die Stadt dem langjährigen Leiter des Literaturteils der FAZ ideale Voraussetzungen für seinen Aufstieg zum deutschen „Literaturpapst“ geboten. Und schließlich, wie „MRR“ anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2000 sagte, hat der zeitlebens Ausgegrenzte in Frankfurt doch „so etwas wie eine Heimat“ gefunden.
Lesen Sie mehr >
Der Artikel über Marcel Reich-Ranicki kann zugleich exemplarisch stehen für die Grundidee des Frankfurter Personenlexikons. Eine berühmte Biographie wird hier auf die Frankfurter Aspekte fokussiert dargestellt. Es geht nicht um eine allumfassende biographische oder literaturwissenschaftliche Abhandlung und Würdigung. Bei allen Artikeln des Frankfurter Personenlexikons liegt der Schwerpunkt auf der Frankfurter Biographie der beschriebenen Person. Wichtigstes Kriterium für die Aufnahme von Personen und die Konzeption der Artikel ist immer der „Frankfurtbezug“, ein Maßstab, der in unserer tagtäglichen Redaktionsarbeit längst zum Begriff geworden ist.
Wir verstehen die Konzentration auf Frankfurt jedoch nicht als Einschränkung und schon gar nicht als Verfälschung. Sie ist unter dem Gesichtspunkt der Prosopographie, der systematischen Erforschung eines bestimmten Personenkreises, in der Geschichtsschreibung durchaus legitim. Für Sie, unsere Leserinnen und Leser, birgt dieser Ansatz zudem die Chance, eine prominente und allseits bekannte Persönlichkeit einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen. So können Sie über Marcel Reich-Ranicki, den eigentlich jeder „aus dem Fernsehen kennt“, ebenso wie über viele andere Prominente im Frankfurter Personenlexikon bestimmt auch etwas Neues erfahren.
Mit goldenen Herbstgrüßen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Oktober 2015.